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Blockchain

Nerd oder Visionär? Welche Anleger in Kryptowährungen investieren

Sobald in einem Gespräch das Thema „Bitcoin” aufflammt, weiß fast jeder Teilnehmer eine Geschichte zur Mutter der Kryptowährungen zu erzählen. Sei es von eigenen, verpassten Investment-Chancen oder von „Nerds” im Bekanntenkreis, die angeblich mit Bitcoin zu großem Reichtum gelangt sind. Kryptowährungs-Besitzer werden von vielen noch immer als verrückte Spekulanten belächelt. Doch Studien belegen, dass Krypto-Investoren sogar besonders finanzaffin, gebildet und gutverdienend sind. Erfahren Sie mehr über den Aufstieg der Nischen-Währung zur ergänzenden Anlageklasse, die mittlerweile auf Augenhöhe zu traditionellen Investments steht.

February 18, 2022
5
min read
FINEXITY
AG
Redaktion

Bitcoin-Euphorie zieht Spekulanten an

In den Anfangsjahren des Bitcoin waren Kryptowährungen tatsächlich nur etwas für besonders techaffine First Mover. Legendär ist die Geschichte des Amerikaners Laszlo Hanyecz – einem der ersten Bitcoin Miner überhaupt. Da er die selbst geschürften BTC (Symbol des Bitcoins) aber nirgends ausgeben konnte, machte er im Mai 2010 in einem Bitcoin-Forum den Vorschlag, 10.000 Bitcoin für zwei Pizzen bezahlen zu wollen. Nach wenigen Tagen, am 22. Mai 2010, meldete sich Jeremy Sturdivant (Jercos) und sicherte Hanyecz zu, ihm zwei Pizzen zukommen zu lassen. Der Deal kam zustande und Hanyecz postete stolz: „Ich möchte nur mitteilen, dass ich erfolgreich 10.000 Bitcoins gegen Pizza getauscht habe. Danke, Jercos.” Bis dato hätten die Pizzen in der Spitze umgerechnet rund 700 Millionen Dollar gekostet.

Obwohl Jercos Pizza-Bitcoins 2010 über Videospiele schnell wieder den Weg in den Wirtschaftskreislauf fanden, bereuen die beiden Pioniere ihre erste Bitcoin Transaktion nicht. Der heute 30-jährige Hanyecz sagte einst, er sei stolz darauf, einen Teil in dem globalen Phänomen gespielt zu haben.

Mit den Jahren hat sich der Bitcoin-Investorenkreis jedoch stark verändert. Während der

Boomphase 2017-2018 lockte Kryptowährung aufgrund der extremen Kurssprünge (sogenannte Volatilität) primär Spekulanten mit einem IT-Hintergrund an, die auf das schnelle Geld aus waren. Allen voran der Bitcoin, der sich zum Sinnbild des schnellen Reichtums entwickelte. Wer in Bitcoin investiert war, konnte „über Nacht” zum Millionär werden – oder massive Verluste erleiden.

In der historischen Betrachtung stellt das Jahr 2017 den Höhepunkt der ersten Dekade des Bitcoin dar. Bereits im ersten Quartal stieg der Kurs auf mehr als 1.000 Dollar. Im August erreichte der BTC die Marke von 4.000 Dollar und bis zum Jahreswechsel wurde schließlich aufgrund der enormen Euphorie im Markt sogar die 20.000 Dollar Marke geknackt.

Was folgte, war eine Marktphase, die manche mit der niederländischen Tulpenmanie im 16. Jahrhundert verglichen. Menschen mit den unterschiedlichsten Bildungshintergründen und finanziellen Rücklagen spekulierten auf mögliche Kursgewinne des Bitcoin. Manche verkauften sogar Haus und Hof in der Hoffnung auf schnellen Reichtum. Doch dann kam es, wie es kommen musste: Auf die Euphorie folgte 2018 der Bitcoin-Crash bis auf rund 3.000 Dollar pro BTC im Dezember.

Doch schon 2021 hat die Mutter der Kryptowährungen wieder neue Rekorde geknackt und kostete in der Spitze knapp 70.000 Dollar. Die hohe Volatilität bleibt jedoch fester Bestandteil des Bitcoin, da diesem kein immanenter Wert zugrunde liegt. Der BTC-Preis liegt gänzlich in dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage begründet. Wobei das Angebot von Bitcoin sich auf die tatsächliche Menge von maximal 21.000.000 BTC beschränkt.

Trotz potenzieller Kursschwankungen ziehen Kryptowährungen aufgrund der fortschreitenden Institutionalisierung, der besseren Zugänglichkeit und aus Mangel an rentablen Anlagealternativen eine immer breitere Zielgruppe an. Zudem werden laufend neue Cryptocurrencies emittiert, die unterschiedlichste Käufersegmente ansprechen. Sei es in Form von Altcoins – Alternativen zum Bitcoin wie beispielsweise Ethereum oder Cardano –, Metaverse Coins wie Decentraland (MANA) oder NFTs (Non Fungible Token), die einzigartige, digitale Kunstwerke in der Blockchain abbilden und handelbar machen.

Kryptoinvestoren: Geldgierige Nerds oder schlaue Visionäre?

Seit der legendären Bitcoin-Pizza-Transaktion hat sich der Kryptowährungsmarkt und dessen Zielgruppe einem rasanten Wandel unterzogen. Mittlerweile reicht das Bitcoin-Spektrum vom Spekulationsobjekt über Zahlungsmittel, bis hin zur Landeswährung und digitalem Wertspeicher. Einige Investoren bezeichnen BTC sogar als „digitales Gold” und sehen darin zunehmend eine alternative Anlageklasse. Diesen Paradigmenwechsel belegen auch zwei aktuelle Studien:

Basierend auf einer Online-Umfrage unter 3.864 Deutschen besaßen 9,2 % der Befragten 2019 Kryptowährungen; weitere 9,1 % haben diese in der Vergangenheit besessen. Die dominierende Kryptowährung war bei den Besitzern der Bitcoin (80,7 %) gefolgt von Ethereum (25,8 %) und Litecoin (16 %).

In den USA sind die Zahlen noch deutlich höher: Laut einer Studie gaben 86 % der Amerikaner 2021 an, zumindest schon einmal von Kryptowährungen gehört zu haben. 16 % der Befragten besaßen oder besitzen Bitcoin oder andere Cyberdevisen.

Vergleicht man das Profil von deutschen mit dem von US-Kryptoinvestoren, erkennt man deutliche Gemeinsamkeiten: Sie sind überwiegend männlich, jung, verfügen über ein mittleres bis hohes Einkommen und sind gebildet.

Die Motive für Investitionen in den Kryptomarkt wurden in einer weiteren Studie aus dem Jahr 2021 untersucht: 76,1 % der Befragten gab an, dass sie in Kryptowährungen die Zukunft der Finanzwelt sehen. 62,2 % sind an der Technologie dahinter interessiert und 46,8 % wollen mehr Diversität in ihr Portfolio bringen. 42,3 % sehen in Kryptowährungen „digitales Gold” und 40 % wollen einfach neue Investment-Chancen nutzen.

Welche Risiken bergen Krypto-Investitionen?

Anleger, die Kryptowährungen zur Portfoliodiversifikation verwenden möchten, sollten sich jedoch auch deren Risiken bewusst sein. Neben einem geringen Anlegerschutz, der hohen Volatilität bzw. einem erheblichen Verlustrisiko, dem Bitcoin & Co. ausgesetzt sind, gilt es auch (steuer-)rechtliche Fallstricke zu beachten.

Das Bundesfinanzministerium stuft Bitcoin und alle anderen digitalen Währungen als privates Geld ein. Wenn mit dem Verkauf steuerpflichtige Gewinne erzielt werden, unterliegen diese dem persönlichen Steuersatz. Bitcoin und Co. haben aktuell eine einjährige Spekulationsfrist, während nach der ein Verkauf nicht steuerpflichtig ist. Veräußern Anleger ihre Anteile hingegen vor dem Verstreichen dieser Frist, muss der Gewinn mit dem persönlichen Steuersatz versteuert werden. Aber: Für Gewinne aus dem Verkauf von Kryptogeld gibt es eine Freigrenze. Ist der Gewinn aus dem Geschäft mit der digitalen Währung niedriger als 600 Euro im Jahr, bleibt das Plus steuerfrei. Liegt er nur einen Euro höher, muss allerdings der gesamte Gewinn versteuert werden. Im Gegensatz zu Gewinnen aus Aktien werden Krypto-Erlöse nicht automatisch von der Bank in Form einer Abgeltungssteuer an das Finanzamt abgeführt. Um beweisen zu können, wie und wann Veräußerungsgewinne oder -verluste entstanden sind, müssen Investoren alle An- und Verkäufe detailliert belegen können – was sowohl zeitaufwendig als auch fehleranfällig sein kann.

Blockchain-Technologie bietete neue Investmentchancen

Das Interesse einer breiten, zumeist gut informierten und situierten Käuferschaft verdeutlicht, dass Kryptowährungen längst kein Nischenprodukt mehr sind, sondern trotz bestehender Risiken vermehrt zur Diversifikation des eigenen Portfolios herangezogen werden. Die Blockchain-Technologie umfasst jedoch weit mehr Anlageformen, als die bekannten Kryptowährungen. 

Neben Bitcoin & Co. gewinnen auch andere, Blockchain-basierte Anlageformen wie z. B. Investment Token an Bedeutung. Hiermit lassen sich Eigentumsrechte an ganz realen Sachwerten, wie Immobilien oder Collectibles „stückeln” (tokenisieren) und sicher auf der Blockchain abbilden. Investment Token unterscheiden sich deutlich von Kryptowährungen, da sie der tokenisierten Form eines herkömmlichen Wertpapiers entsprechen und somit den Regularien des Finanzmarkts unterliegen. Die Erträge aus Investment Token werden wie Einkünfte aus Kapitalvermögen im Sinne des § 20 EStG besteuert. Wertzuwächse bei Verkäufen von Security Token werden als Einkünfte aus Kapitalvermögen behandelt und unterliegen üblicherweise der Abgeltungsteuer. Investment Token bieten im Gegensatz zu Kryptowährungen eine Fülle von Anwendungsmöglichkeiten bei deutlich geringeren Volatilitäts-Risiken, einem besseren Anlegerschutz und einer relativ einfachen, steuerlichen Handhabung. Somit bilden Investment Token eine attraktive, alternative Anlageklasse, die sich als Portfoliodiversifikation für eine breite Zielgruppe anbietet.


Die Informationen zur steuerlichen Behandlung von Kryptowährungen, deren Veräußerung und oder den Handel von Investment Token, usw. spiegelt keine steuerliche Beratung dar und kann diese auch nicht ersetzen. Im Falle eines derartigen Sachverhaltes sollten Sie Ihren Steuerberater konsultieren.