Demografischer Wandel in Deutschland: Zwischen Longevity und Pflexit

Die meisten Menschen wünschen sich ein langes und gesundes Leben. Medizinisch betrachtet wird “Longevity” auch immer realistischer, denn ein vernünftiger Lebensstil in Kombination mit medizinischen Fortschritten führt dazu, dass Menschen immer älter werden. Doch der damit einhergehende, demografische Wandel wird auch erhebliche Auswirkungen auf das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial, auf die Alterssicherungssysteme und auf den Pflegebedarf haben.
Deutschlands Bevölkerungsentwicklung bis 2040
Deutschland steht vor einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: dem demografischen Wandel. Bis 2040 wird die Bevölkerung zwar nur leicht wachsen, doch die Altersstruktur verändert sich dramatisch. Laut dem „Wegweiser Kommunen“ der Bertelsmann Stiftung werden in 16 Jahren rund 0,6 Prozent mehr Menschen in der Bundesrepublik leben. Die Zahl der über 67-Jährigen wird dabei allerdings deutlich zunehmen. Besonders betroffen sind die Jahrgänge der Babyboomer, die bis Mitte der 2030er-Jahre verstärkt das Rentenalter erreichen. Dadurch nimmt der Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung deutlich zu, was weitreichende Folgen für Pflege und soziale Dienstleistungen hat.
Zudem verteilt sich dieses Wachstum regional sehr unterschiedlich. Während städtische und wirtschaftsstarke Regionen weiterhin wachsen, schrumpfen ländliche Gebiete, insbesondere in Ostdeutschland und im Saarland. Laut der Berechnung liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 13 Flächenländern zwischen plus 4,6 Prozent für Baden-Württemberg und minus 12,3 Prozent in Sachsen-Anhalt. Diese regionalen Unterschiede stellen Kommunen vor spezifische Herausforderungen in der Planung von Infrastruktur und sozialen Dienstleistungen wie der Pflege.
Pflegebedarf steigt, Pflegeheime schließen
Denn mit dem Anstieg der älteren Bevölkerung wächst auch der Pflegebedarf. Bereits 2020 waren in Deutschland etwa 4,1 Millionen Menschen pflegebedürftig. Prognosen zufolge wird diese Zahl bis 2040 auf über fünf Millionen ansteigen. Besonders die Gruppe der über 85-Jährigen, die als Hochbetagte gelten, wächst mit rund 15 Prozent stark.
Die Zunahme an Pflegebedürftigen steht jedoch einer Abnahme von Pflegeplätzen gegenüber: Zahlreiche Pflegeeinrichtungen müssen schließen, während nur wenige neue eröffnet werden. So sind allein seit Anfang 2024 in Deutschland mehr als 1.200 Pflegeeinrichtungen insolvent gegangen oder wurden geschlossen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Dazu zählen zum Beispiel steigende Pflegekosten, unzureichende Vergütung und hohe Arbeitsbelastung, die den Betrieb vieler Einrichtungen zunehmend erschweren.
Fachkräftemangel und "Pflexit": Alarmierende Entwicklungen
Ein zentrales Problem ist dabei der Fachkräftemangel in der Pflegebranche. Bereits jetzt fehlen in Deutschland Pflegekräfte und das Institut der deutschen Wirtschaft rechnet allein bis 2027 mit einem Mangel an rund 36.000 Pflegefachpersonen. Rund 60 Prozent des kommenden Bedarfs sieht das IW im stationären Bereich, die übrigen knapp 40 Prozent entfallen auf die ambulante Pflege.
Ein weiteres Phänomen, das die Situation verschärft, ist der sogenannte "Pflexit" – der Ausstieg von Pflegekräften aus ihrem Beruf. Hauptursachen hierfür sind die hohe Arbeitsbelastung, unzureichende Bezahlung und psychische Belastung. Spätestens ab 60 wechseln viele deshalb das Beschäftigungsfeld oder gehen in den Ruhestand. Besonders betroffen davon sind ländliche Regionen, in denen die Abwanderung junger Menschen und die Schließung von Pflegeeinrichtungen zu einer dramatischen Versorgungslücke führen können.
Strukturelle und finanzielle Reformen notwendig
Deshalb kann es nur durch ein gemeinsames Engagement von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gelingen, die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern und eine qualitativ hochwertige Pflege für alle Menschen in Deutschland sicherzustellen. Dazu gehört vor allem, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten – durch bessere Bezahlung, flexible Arbeitszeitmodelle und umfangreiche Fortbildungsangebote. Ebenso wichtig ist die Förderung der Ausbildung junger Menschen in der Pflege, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig müssen die Pflegeinfrastrukturen regional an die spezifischen Bedürfnisse angepasst werden, denn städtische und ländliche Gebiete stellen unterschiedliche Anforderungen.
Neben politischen Maßnahmen und strukturellen Reformen wird auch die Frage der Finanzierung in den kommenden Jahren immer wichtiger. Der Ausbau von Pflegeeinrichtungen, die Digitalisierung der Branche und die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen erfordern enorme Investitionen. Hier können neben staatlichen Programmen auch private Investoren und Private Equity eine entscheidende Rolle spielen. Innovative Beteiligungsmodelle, wie sie FINEXITY anbietet, eröffnen auch Privatanlegern die Möglichkeit, in zukunftsrelevante Sektoren wie Gesundheit und Pflege zu investieren. So können Renditechancen genutzt und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen geleistet werden.