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Fußball in Finanznot: Warum (tokenisierte) Anleihen ein Volltreffer für Vereine und Investoren sein können

Fußball in Finanznot: Warum (tokenisierte) Anleihen ein Volltreffer für Vereine und Investoren sein können

FINEXITY
4 Minuten 
Lesezeit
June 6, 2025

Viele Sportvereine kennen das Problem: Leere Kasse, hohe Kosten. Den Profifußball hat vor allem die Corona-Pandemie in Bedrängnis gebracht, da Ticketeinnahmen weggebrochen sind. Doch es gibt noch weitere Gründe für die finanziell schwierige Lage einiger Fußballvereine – und innovative Lösungen, die sportaffine Investoren begeistern dürften.

Vereine in Finanznot

Der deutsche (und auch internationale) Profifußball steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Zum Beispiel werden traditionsreiche Vereine wie der FC St. Pauli, der Hamburger SV und Schalke 04 mit steigenden Kosten, rückläufigen Einnahmen und der Notwendigkeit konfrontiert, in die Infrastruktur (z.B. neue Stadien) und den Kader zu investieren.

Die Lage vieler Vereine war 2023/2024 zwar entspannter als in den Corona-Jahren, doch von einer soliden Finanzdecke kann meist noch keine Rede sein. So hat zum Beispiel der FC St. Pauli das jüngste Geschäftsjahr mit einem kleinen Gewinn von 188.020 Euro abgeschlossen. Nach einem Verlust von 4,8 Millionen Euro im Vorjahr schrieb der Verein also immerhin wieder schwarze Zahlen. Auch stieg der Umsatz von 64 Millionen auf 80 Millionen Euro, wobei die neu gegründete Genossenschaft „Football Cooperative Sankt Pauli 2024 eG“ mit einem Kapital von rund 29 Millionen Euro nicht im Umsatz berücksichtigt wurde. Haupttreiber des Erfolges waren erhöhte Fernsehgelder und Transfererlöse, beispielsweise für den Ex-Trainer Fabian Hürzeler. 

Der FC Schalke 04 hatte im Rumpfgeschäftsjahr 2024 (1. Januar bis 30. Juni) zu kämpfen: Der Verlust lag bei rund 650.000 Euro bei einem Umsatz von etwa 74 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 stieg der Gewinn dann allerdings auf 6,6 Millionen Euro. Doch dieser Überschuss resultierte hauptsächlich aus einmaligen Effekten wie Transfererlösen und dem Verkauf von Vermögenswerten. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die finanzielle Lage angespannt, mit einem negativen Eigenkapital von 98,1 Millionen Euro und Gesamtverbindlichkeiten von 149,8 Millionen Euro.

Das frühere finanzielle Sorgenkind Hamburger SV befindet sich dagegen auf einem guten Weg und erzielte im vergangenen Geschäftsjahr das dritte positive Ergebnis (gut zwei Millionen Euro) in Folge. Unter anderem aufgrund einer bereits 2012 erstmals ausgegebenen Vereins- bzw. Fan-Anleihe.


Wie funktionieren Vereins-Anleihen?

Um den finanziellen Anforderungen gerecht zu werden, setzen Fußballvereine vermehrt auf alternative Finanzierungsmodelle wie Anleihen und Genossenschaften, um ihr Stadion, den Spielbetrieb und den Kauf neuer Spieler zu finanzieren. Eine Genossenschaft ist ein Zusammenschluss von mindestens drei Personen, die gemeinsam wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Ziele verfolgen. Deren Hauptziel sind die Unabhängigkeit von großen Sponsoren (z.B. Saudi-Arabien) und die wirtschaftliche Förderung durch einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb - eine Gewinnmaximierung steht dagegen nicht im Mittelpunkt. 

Der Verein und die Genossenschaft sind sich dabei sehr ähnlich: Sie sind partizipativ, die Mitglieder sind beteiligt und es gilt eine demokratische Grundregel: Jedes Mitglied hat eine Stimme - in der Genossenschaft unabhängig von der Anzahl der erworbenen Anteile. Der Vorteil der Genossenschaft ist, dass sie Eigenkapital durch den Beitritt der Mitglieder aufbauen kann. Die Kapitalzufuhr über eine Genossenschaft ist für Genossen zudem viel nachvollziehbarer als z.B. über Großinvestoren.

Um den Verein auf ein stärkeres Fundament zu stellen - und zugleich dessen Identität als „Kiez-Klub“ zu erhalten - hat beispielsweise der FC St. Pauli schon 2011 eine Fan-Anleihe mit einem Gesamtvolumen von acht Millionen Euro emittiert. Ursprünglich war ein Volumen von nur sechs Millionen Euro geplant, das jedoch aufgrund der hohen Nachfrage aufgestockt wurde. Die Anleihe hatte eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2018 und einen festen Zinssatz von 6 % pro Jahr. Die Mittel aus der Anleihe wurden zweckgebunden für den Ausbau des Millerntor-Stadions sowie für die Modernisierung des Trainingszentrums verwendet. Nach der Laufzeit hatten die rund 5.000 Zeichner die Möglichkeit, ihre Schmuckurkunden einzulösen. Einige entschieden sich jedoch dafür, ihre Urkunden nicht zurückzugeben oder spendeten den Betrag an den Verein, wodurch dem FC St. Pauli ein mittlerer sechsstelliger Betrag blieb.

2024 hat der Kiez-Club dann eine Genossenschaft gegründet und Anteile für die "Football Cooperative Sankt Pauli 2024 eG" verkauft. Mit großem Erfolg: Bereits in der ersten Woche wurden laut Vereinsangaben mehr als 10.000 Fans Mitglied der Genossenschaft und haben Anteile im Gesamtwert von 13 Millionen Euro gezeichnet. Pro Anteil mussten die Investoren 850 Euro zahlen - davon waren 32 Euro Gebühren und 68 Euro Rücklagen für die eG. Das ambitionierte Ziel des Vereins war es, mit der Anleihe 30 Millionen Euro einzunehmen, um sich die Mehrheit an der Millerntor-Stadion-Betriebsgesellschaft zu sichern. Dieses Ziel hat der FC St. Pauli im Mai 2025 mit 29.178.800 Euro nahezu erreicht.

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Gleichzeitig bergen solche Anleihen auch Risiken – insbesondere, weil ihre Rückzahlung und die Zinszahlungen in hohem Maße vom sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg abhängen. Ein Abstieg oder ausbleibende Transfererlöse können schnell zur Belastung werden. Dennoch zeigt das Beispiel des FC St. Pauli: Wenn Anleihen strategisch eingesetzt und transparent kommuniziert werden, können sie ein effektives Instrument sein, um die wirtschaftliche Basis eines Fußballvereins zu stärken und in nachhaltiges Wachstum zu investieren.

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