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Der Omega-Skandal: Wie eine gefälschte Speedmaster für 3 Millionen Euro verkauft wurde

Luxusuhren lassen die Herzen von Sammlern und Investoren höher schlagen. Vor allem in Zeiten hoher Inflation und/oder wirtschaftspolitischer Unsicherheiten werden teure Uhren von Rolex, Omega oder Patek Philippe als Vermögensschutz stark nachgefragt. Entsprechend sind begehrte Modelle in den vergangenen Jahren teils rasant im Wert gestiegen. Einen neuen Preisrekord hat Omega im Jahr 2021 aufgestellt. Im Rahmen einer Auktion wurde eine Vintage-Speedmaster für über drei Millionen Euro versteigert. Der Uhrenhersteller rühmte sich in der Presse mit Meldungen wie: “Verkaufspreis der Speedmaster bricht neuen Weltrekord”. Doch wenig später stellte sich heraus, dass die Uhr eine Fälschung war - an der sogar Omega-Mitarbeiter beteiligt waren …

June 23, 2023
5
min read
FINEXITY
AG
Redaktion

Omega fälscht Omega

Der 5. November 2021 ist ein Datum, an das sich der Uhrenhersteller rückblickend nicht gerne erinnern dürfte. Im Schweizer Auktionshaus Philipps kam eine (vermeintliche) Omega Speedmaster Tropical Broad Arrow aus dem Jahr 1957 unter den Hammer. Phillips schätzte den Wert der Uhr auf 80.000 bis 120.000 Franken. Doch im Lauf der Versteigerung gab es schnell Millionen-Gebote aus der ganzen Welt – bis das Los Nummer 53 schließlich für einen Preis von 3,115 Millionen Franken wohl nach China ging. 

Die Rekord-Auktion wurde zunächst von Philipps und Omega als Sensation gefeiert. Doch im Juni 2023 stellte sich Ernüchterung ein. Experten hatten die Uhr untersucht und herausgefunden, dass es sich bei dem Zeitmesser in Wirklichkeit um eine “Frankenstein”-Uhr handelte, die aus einer Mischung größtenteils authentischer Teile anderer Vintage-Uhren zusammengesetzt worden war. Jose Pereztroika von Perezcope.com, dessen Leidenschaft der Echtheitsprüfung von Luxusuhren gilt, hatte bereits im April 2023 zahlreiche Unstimmigkeiten an der Uhr publik gemacht und sie als Frankenstein entlarvt. Er zeigte, dass von der Seriennummer über die Lünette bis zum Uhrwerk die Bestandteile nicht zusammenpassten.

Die Schweizer Zeitung NZZ ging dem Fall nach und entdeckte, dass die Omega schon zu einem früheren Zeitpunkt von einem Uhrensammler und Händler aus Bern für 50.000 Franken angeboten worden war. Dieser fand jedoch keinen Käufer, weil die Uhr offensichtlich zusammengebastelt war und die Bauteile an vielen Stellen Unstimmigkeiten aufwiesen. Aber: Das seltene, verblichen-braune Zifferblatt war original und würde die Omega Speedmaster tatsächlich sehr wertvoll machen. Zumindest, wenn der Rest der Teile dazu passen würde. 

Im Getriebe des Uhrenmarkts

Deshalb dachte sich ein anderer Uhrensammler, dass es sich lohnen würde, Makel wie z.B. die Lünette oder den Sekunden-Stoppzeiger zu beseitigen. Ein Problem war jedoch die nicht stimmige Seriennummer. Der Betrüger brauchte entweder ein Werk, das aus der richtigen Zeit stammt, oder eine neue Seriennummer. 

Diese zu ändern ist grundsätzlich machbar – aber nur, wenn man weiß, welche Nummern überhaupt zu den Jahren 1957/58 passen. Dies ermöglichte offenbar eine Kontaktperson beim Uhrenhersteller Omega selbst, die eine passende Seriennummer für die Fälschung herausgab: 15.500.066.

Doch damit nicht genug: Nach der Vollendung der “Omega Cheatmaster” hatte die Kontaktperson, der ehemalige Leiter des Omega-Museums, die Uhr unter dem Vorwand, dass es sich dabei um ein seltenes und außergewöhnliches Exemplar handle, die ein absolutes Muss für die Sammlung sei, im Auftrag Omegas selbst ersteigert. Zudem waren wohl weitere Konzernmitarbeiter, die bei der Manipulation der Omega mitgewirkt hatten, in den Fall involviert. Gegen alle drei wird nun auch strafrechtlich ermittelt; keiner der Angeklagten ist noch für Omega tätig.

Speedmaster - eine Legende

Die Omega Speedmaster ist so begehrt, weil es sich dabei um ein geradezu ikonisches Uhrenmodell handelt. Denn als Buzz Aldrin am 21. Juli 1969 den Mond betrat, trug er eine Speedmaster am Handgelenk. Seitdem wird das Modell auch “Moonwatch“ genannt. 1965 wählte die NASA die Speedmaster zur offiziellen Armbanduhr für die Astronauten. Sie war die einzige, die alle Tests bestand, unter anderem hielt sie Schwerelosigkeit und magnetische Felder, starke Stöße und Temperaturen von -18 bis 93 °C aus. Die Omega Speedmaster hat nicht nur Geschichte geschrieben, sondern sich aufgrund ihres zeitlosen, modernen und praktischen Designs für immer einen Platz in den Herzen von Uhrenliebhabern und Sammlern gesichert. Gleiches gilt für die Omega “Snoopy“-Editionen, die inzwischen eine Art Subkultur innerhalb der Speedmaster-Fangemeinde begründet haben und oft schon am Tag ihrer Ankündigung ausverkauft sind.

Es gibt verschiedene Varianten und Editionen der Speedmaster, wie die klassische Moonwatch, die Speedmaster Professional, die Speedmaster Racing und limitierte Editionen mit besonderen Merkmalen oder Kooperationen. Jede Variante kann ihre eigene Preisdynamik haben – vorausgesetzt, die Uhr befindet sich – im Gegensatz zur 3-Millionen-”Cheatmaster” – im Originalzustand.

Ikonische Investment-Uhren von Omega

Unter Sammlern gibt es zwar manchmal Unstimmigkeiten darüber, wann eine Vintage-Uhr original ist, wann authentisch und wann gefälscht. Generell sind gebrauchte Luxusuhren aber nur dann besonders wertvoll, wenn sie möglichst im Ursprungszustand sind. So müssen etwa Servicearbeiten oder Reparaturen vom Uhrenhersteller selbst oder von autorisierten Fachleuten mit Originalteilen durchgeführt worden sein. Besteht eine Uhr aus Teilen, die zwar original aus der Zeit, aber von verschiedenen Uhren stammen, schmälert dies den Wert.

Sammler und Uhrenfans sollten sich deshalb vor dem Ankauf sachkundig beraten lassen oder digitale Anteile von nahezu “unerschwinglichen” Luxusuhren in Erwägung ziehen, die bereits auf Herkunft, Qualität und Marktwert geprüft sind. Dann steht einem Uhreninvestment als mitunter sehr rentabler Portfolioergänzung eigentlich nichts mehr im Wege. So hat sich zum Beispiel der Verkaufspreis ausgewählter Omega-Uhren sehr positiv entwickelt, wie eine Auswertung von WatchCharts zeigt: Der Omega-Index hat innerhalb der vergangenen drei Jahre um über 20 % zugelegt (Stand: Juni 2023).