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Antonio Stradivari: Mythos und Klangmagier

Stradivari-Geigen gelten für Musiker, Liebhaber und Investoren als die besten, die jemals gebaut wurden. Erfahren Sie mehr über den italienischen Geigenbauer, seine Instrumente, und was eine echte Stradivari so teuer und begehrt macht.

June 9, 2023
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FINEXITY
AG
Redaktion

Stradivaris Werdegang

Um Antonio Stradivaris Geburtsstunde ragen sich zahlreiche Mythen. Wahrscheinlich wurde er 1644 in Cremona (Italien) geboren, doch es gibt keine offizielle Aufzeichnung in einem Kirchenbuch. Ebenso wenig ist belegt, unter welchen Umständen und bei welchem Meister Antonio Stradivari sein Handwerk erlernt hat. Einige glauben, dass er ein Schüler von Nicolo Amati war - dem Enkel des großen Geigenbauers Andrea Amati. Das wird mit dem Wortlaut des Etiketts der frühesten bekannten Stradivari begründet: “Hergestellt von Antonio Stradivari aus Cremona, Schüler von Nicolo Amati, 1666“.

Andere Theorien besagen, dass Stradivari möglicherweise, bevor er Geigenbauer wurde, den Beruf des Schreiners erlernt hat, was die exquisite Ausführung seiner verzierten Instrumente erklären würde. Zudem hat Stradivari nicht nur Geigen geschaffen, sondern auch Lauten repariert, Harfen, Gitarren, Bratschen und Mandolinen gebaut - was ebenfalls sein handwerkliches Können belegt.

Im Jahr 1667 heiratete Stradivari Signora Francesca Feraboschi und das Ehepaar bekam sechs Kinder. 1680 kaufte er ein Haus an der Piazza San Domenico, also in der Nähe der Werkstätten von Amati und dessen Zeitgenossen Francesco Ruggieri. Dort soll er nach der Überlieferung seine bekanntesten Geigen auf dem Dachboden hergestellt und mit Ton und Design experimentiert haben.

Antonio Stradivari schuf vermutlich etwa 1.100 Instrumente, von denen noch rund 600 Geigen erhalten sind. Er verstarb im Jahr 1737, aber sein Erbe lebt weiter. Denn Stradivari-Geigen sind ein Vermächtnis von unschätzbarem Wert für die Musikwelt.

Wichtige Schaffensphasen

Seine Arbeit wird üblicherweise in drei bis vier Perioden unterteilt, wobei bereits die frühesten Instrumente Stradivaris großes Talent zeigen.

  • Die frühe Phase (1660er bis 1680er Jahre) wird auch als “Amatise” bezeichnet, weil Stradivaris Instrumente aus dieser Epoche sehr stark an die von Nicolo Amati angelehnt waren. Auch experimentierte Stradivari mit verschiedenen Modellen und Techniken. Seine Instrumente aus dieser Zeit weisen oft einen etwas rustikaleren Stil auf. Der Lack ist normalerweise dick und von rötlicher oder orangefarbener Farbe.
  • Erst in der goldenen Phase ab 1690 entwickelte Stradivari eine individuellere Geigen-Form, die breiter und flacher war als seine früheren Modelle. Denn Stradivari hatte verstanden, dass bei erhöhtem Volumen der Tonreichtum zunahm. Auch begann er mit weiteren, Klang optimierenden Experimenten: So weitete er beispielsweise die F-Löcher (Schalllöcher) im Lauf der Jahre. Zudem unterzog Stradivari die Rezeptur des von ihm verwendeten Lackes einer gründlichen Revision. Die goldene Phase von Stradivari gilt als seine künstlerisch fruchtbarste und erfolgreichste Zeit. In dieser Phase schuf er einige seiner bekanntesten Instrumente, wie z.B. die “Lady Blunt”.
  • In seiner späteren Phase von 1720 bis 1730 produzierte Stradivari etwas weniger Instrumente. Auch veränderte er seinen Baustil erneut. So wurden beispielsweise die Bögen flacher und die Lackierung heller.

In den letzten Lebensjahren bis 1737 schuf Stradivari nur noch wenige Instrumente. Deren Qualität und Raffinesse reicht vielleicht nicht ganz an seine früheren Arbeiten heran, aber dennoch sind Stradivaris späte Werke sehr begehrt.

Was Stradivaris Instrumente so wertvoll macht

Stradivaris Instrumente zeichnen sich sowohl durch ihren Klang, als auch durch ihre Schönheit aus. Die Violinen des Meisters bestechen mit der Fähigkeit, verschiedene Klangfarben zu erzeugen, ihrer Klarheit und einem warmen, ausgewogenen und resonanten Ton, der von Musikern auf der ganzen Welt geschätzt wird. Neben dem Klang sind auch die handwerkliche Qualität und das ästhetische Design von Stradivaris Instrumenten bemerkenswert. Jede Geige wurde mit unglaublicher Präzision und Liebe zum Detail gefertigt.

Der unvergleichlich gute Klang einer Stradivari Geige beschäftigt Geigenbauer und Forscher seit Generationen - und ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es gibt aber Vermutungen. Zum Beispiel, dass die Klangfarbe so besonders ist, weil das verwendete Fichtenholz aus der Kleinen Eiszeit im 16. Jahrhundert eine geringere Dichte aufweist als anderes für den Geigenbau verwendetes Holz. Möglich ist auch, dass er das Holz chemisch behandelt hatte. Denn Wissenschaftler wiesen Rückstände von Mineralien sowie Kupfer, Aluminium und Zink nach, die das Holz hervorragend konservieren.

Die teuersten Violinen der Welt

Die Stradivari-Bratschen, -Cellos und -Geigen erzielten bereits zu Lebzeiten des genialen Instrumentenbauers hohe Preise, heute sind sie nahezu unbezahlbar. Für gut erhaltene Exemplare werden bei Auktionen häufig viele Millionen Euro geboten - die meisten befinden sich jedoch im Besitz von Musikstiftungen, Museen oder Musikern. So zum Beispiel Stradivaris Ex. Adolf Busch (geschätzter Wert: sieben Millionen US-Dollar), die von David Garrett gespielt wurde.

Das wohl teuerste Exemplar wäre allerdings Stradivaris Macdonald-Bratsche geworden. Im Jahr 2014 wollte Sotheby’s sie für umgerechnet 45 Millionen Euro versteigern. Da jedoch niemand diese Summe bezahlte, ist weiterhin die Lady Blunt die teuerste Stradivari. Sie wurde 1721 während Stradivaris goldener Periode gebaut und ist für ihre außergewöhnlichen klanglichen Eigenschaften und ihre exquisite Handwerkskunst hoch angesehen. Die Lady Blunt-Violine wurde von mehreren renommierten Geigern gespielt und repräsentiert sowohl die meisterhafte Handwerkskunst Antonio Stradivaris als auch das bleibende Erbe seiner Instrumente in der Welt der klassischen Musik. Im Jahr 2011 wurde sie bei einer Wohltätigkeitsauktion der Nippon Music Foundation für den erstaunlichen Betrag von 15,9 Millionen Dollar versteigert.