Bedrohen Pleitewellen die Finanzbranche?
Die Corona-Krise hat einen enormen und bisher nicht abzuschätzenden Einfluss auf die Wirtschaft weltweit. Aus der Wirtschaftskrise droht eine Finanzkrise zu werden, wenn Unternehmen Kredite bei Banken nicht mehr decken können. Leerstehende Ladenflächen und unbelegte Hotels bedeuten einbrechende Renditen für Anleger, die in Geschäftsimmobilien investiert haben. Wie können sich Investoren vor der Rezession schützen? Privatanleger sollten darauf achten, dass sie nicht in Blind Pools, sondern in einzelne, konkrete Objekte investieren, die transparent nachvollziehbar sind.
Von der Wirtschaftskrise in die Bankenkrise?
Wochenlang waren die Geschäfte während der Corona-Krise zu. Mittlerweile erholt sich die Kauflaune der Verbraucher zwar wieder, trotzdem mussten einige Branchen wie zum Beispiel der Luxusgütermarkt, die Tourismusbranche und im Ausland tätige Unternehmen erhebliche Einbrüche hinnehmen. Rezession und nachlassende Umsätze bedrohen nicht nur den Einzelhandel, sondern auch große Konzerne. Ohne Einnahmen können Gewerbetreibende weder Mieten noch Kredite zahlen. Kurzarbeit und Insolvenzen drohen. Mittelständische Unternehmen haben vor allem bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken Kredite in dreistelliger Milliardenhöhe ausstehen.
Es stellt sich die Frage, ob eine andauernde Wirtschaftskrise auch eine Bankenkrise zur Folge haben könnte. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat in einer aktuellen Untersuchung hinterfragt, inwiefern die aktuelle Wirtschaftskrise durch die Corona-Pandemie sich auch auf den Bankensektor auswirken kann. Das Ergebnis ist besorgniserregend. Selbst im best case scenario mit einer raschen wirtschaftlichen Erholung könnten durch ausfallende Kredite etwa 6 % der deutschen Bankhäuser in ernsthafte Schieflage geraten. Fällt das Szenario noch deutlich pessimistischer aus und die Krise hält noch länger an, könnten sogar 28 % der Banken in ernsthafte Schwierigkeiten kommen. Die gefährdeten Kredite betragen ein Volumen zwischen 127 Milliarden Euro und 324 Milliarden Euro.
Eine Bankenkrise als Folge der Wirtschaftsturbulenzen kann also durchaus als wahrscheinlich angenommen werden. Anleger sollten auch in ihrer persönlichen Anlagestrategie Konsequenzen daraus ziehen. Besondere Vorsicht gilt zurzeit im Anlagesektor für Gewerbeimmobilien. Denn, wer in Gewerbeimmobilien investiert, die plötzlich keine Einnahmen mehr erzielen und ihre Kredite nicht mehr bedienen können, muss mit Vermögensverlusten rechnen.
Offene Immobilienfonds – die Anlageklasse ist durch die Krise erschüttert
Besonders stark betroffen von der Corona-Wirtschaftskrise sind die offenen Immobilienfonds. Offene Immobilienfonds galten lange Zeit als eine äußerst sichere Anlageklasse. Allerdings kann sich die Zusammensetzung der Immobilien je nach Fonds stark unterscheiden. Fonds mit einem hohen Anteil an Geschäftsimmobilien waren lange ein Garant für sichere Renditen und Dividenden von etwa 3 % pro Jahr. Der jüngst durch den Corona-Lockdown verursachte Wirtschaftsabschwung hat die offenen Immobilienfonds aber erschüttert.
Ausbleibende Kreditzahlungen und leerstehende Immobilien könnten die Wertentwicklung deutlich abschwächen. Die Ratingagentur Scope hat bereits bei zwölf von 15 deutschen offenen Immobilienfonds das Rating herabgestuft. Unter den herabgestuften Fonds sind auch die vier Topseller Hausinvest, Deka Immobilien Europa, Uniimmo Europa und Uniimmo Deutschland. Laut Scope ist anzunehmen, dass die Renditen dieser Anlageform deutlich abnehmen werden auf etwa 1,5 % bis 2 %. Wenn Privatanleger in Fonds investieren, sollten sie sich der speziellen Risiken bewusst sein, die die Langzeitfolgen der Corona-Krise noch nach sich ziehen werden.
Tokenisierung von Einzelobjekten – personalisiert von Immobilien profitieren
Die Investition in einen offenen Immobilienfonds bietet durchaus Vorteile. Privatanleger erwerben Anteile in einem breiten Pool von Immobilien und können so Mietausfälle von Einzelobjekten ausgleichen und die negativen Auswirkungen auf die Rendite abschwächen. Doch demgegenüber steht, dass Sie das genaue Portfolio der Immobilien nur sehr schwer überblicken, geschweige denn selbst auswählen können. Sie investieren daher quasi blind in eine Auswahl an Gebäuden, ohne deren Potential oder die Gefahr eines Leerstands abschätzen zu können.
Einen Ausweg aus diesen oftmals undurchsichtigen Investitionen in Immobilienpools bietet eine Investition in einzelne, konkrete Immobilienobjekte. Diese sind allerdings meistens sehr kostspielig und für die meisten Privatinvestoren nicht realisierbar. Die Blockchain-Technologie, mit der Token fälschungssicher veräußert, gehandelt und verkauft werden können, bietet dazu einen möglichen Ausweg. Immobilien können in digitale Token aufgeteilt werden, die Investoren dann per Blockchain zum Kauf zur Verfügung gestellt werden. Kleinanleger können durch die digitalen Anteile in Einzelimmobilien investieren und stecken nicht in einem Pool fest.