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Stadtanleihe – Wie Bürger von Infrastruktur-Investitionen partizipieren können

Stadtanleihe – Wie Bürger von Infrastruktur-Investitionen partizipieren können

FINEXITY
4 Minuten 
Lesezeit
January 23, 2025

SG-IMBTUDD, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Der Begriff “Stadtanleihe” klingt zwar etwas spröde, verkörpert aber schon fast einen Anlegertraum: attraktive Renditen, 100-prozentige Sicherheit und obendrein noch das gute Gefühl, sich für das Allgemeinwohl zu engagieren. Eine solche Stadtanleihe hat im November 2024 die Linke für den Wiederaufbau der in Dresden eingestürzten Carolabrücke geplant. Damit würde die sächsische Landeshauptstadt dem guten Beispiel anderer Kommunen vorangehen - denn in Zeiten leerer Kassen sind in Sachen Infrastruktur-Investments immer öfter die Bürger als Geldgeber gefragt.

Mitverdienen am Wiederaufbau der Dresdner Carolabrücke

In Dresden geht es beispielsweise aktuell um den kostspieligen Wiederaufbau der Carolabrücke: Eine der wichtigsten Elbbrücken von Dresden ist am 11. September 2024 teilweise zusammengebrochen. Nach der Entschärfung einer Weltkriegsbombe gehen die Abrissarbeiten jetzt weiter, doch der Wiederaufbau liegt noch in weiter Ferne. Unter anderem, weil die Finanzierung Fragen aufwirft. Die neue Carolabrücke soll geschätzt über 140 Millionen Euro kosten - Geld, das die Stadt Dresden nicht so einfach aufbringen kann. Ein Vorschlag der Linken im Rat sieht deshalb vor, eine sogenannte Stadtanleihe zu nutzen, um die benötigten Mittel zu beschaffen. Bei einer Stadtanleihe leiht sich eine Kommune bei den eigenen Bürgern zu vorab festgelegten Konditionen Geld für einen konkreten Zweck. Die geplante Stadtanleihe “Carolabrücke“ soll zweckgebunden den Trümmer-Abriss und die Neuerrichtung der Brücke finanzieren und die Stadt finanziell entlasten. Dies wäre eine Win-win-Situation für beide Seiten, da die Anleger eine sichere Investition mit guten Zinsen erwarten könnten. Die konkreten Rahmenbedingungen, wie die Gesamtsumme, Laufzeit und Rendite müssten allerdings noch ausgestaltet werden.

Vorbild: Münchner Stadtanleihen

Die vorgeschlagene Stadtanleihe für die Carolabrücke nimmt sich ein Vorbild an der bayerischen Landeshauptstadt München, die in den vergangenen Jahren bereits zwei Staatsanleihen emittiert hat.

Die Münchner Stadtanleihe 2020 war der erste sogenannte “Social Bond” einer europäischen Großstadt. Die Emission wurde von der Bayerischen Landesbank und der Stadtsparkasse München begleitet und stieß auf großes Interesse bei institutionellen und privaten Anlegern. Insgesamt sollen mit der Bürgeranleihe 120 Millionen Euro in die Stadtkasse geflossen sein. Die Gelder werden zum einen zum Ankauf von Wohnhäusern im Stadtgebiet genutzt. Zum anderen soll die Anleihe auch für den Neubau von Mietwohnungen durch kommunale Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften verwendet werden, um den Bewohnern sozial verträgliche Mieten bieten zu können. Für Anleger bietet die Anleihe eine feste jährliche Verzinsung von 0,25 % bei einer Laufzeit bis 2032.

Im Jahr 2024 platzierte die Stadt München dann ein “Green Bond” am Markt. Die erste deutsche kommunale Anleihe dieser Art war nach Angaben der Kämmerei 2,5-fach überzeichnet. Deshalb habe sich die Stadt dazu entschlossen, das ursprünglich geplante Emissionsvolumen von 250 Millionen auf 300 Millionen Euro aufzustocken. Die Stadtanleihe hat eine Laufzeit von sieben Jahren, bietet eine Rendite von rund 2,8 % und dient der Finanzierung umweltfreundlicher Gebäude aus der städtischen Schul- und Kita-Bauoffensive. Darüber hinaus sollen die Mittel auch zur Finanzierung der Verkehrswende eingesetzt werden.

Infrastruktur-Investments attraktiv für Privatanleger

Wie das Beispiel München und die diskutierte Stadtanleihe Dresden zeigen, ermöglicht es diese Finanzierungsform der Stadt, wichtige Projekte zu realisieren. Denn durch die Ausgabe von Stadtanleihen können Städte Investoren ansprechen, um wichtige Projekte zu realisieren, ohne ausschließlich auf staatliche Zuschüsse oder Steuereinnahmen angewiesen zu sein. 

Gleichzeitig bieten sie Anlegern bzw. Bürgern eine sichere und nachhaltige Investitionsmöglichkeit, da es sich bei Stadtanleihen rechtlich gesehen um Schuldverschreibungen handelt. Das funktioniert so: Investoren leihen der Stadt Geld und erhalten dafür regelmäßige Zinszahlungen (Kupons). Am Ende der Laufzeit wird der Nennwert der Anleihe zurückgezahlt. Der Zinssatz und die Laufzeit werden bei der Ausgabe festgelegt. Stadtanleihen werden oft an Börsen gehandelt, wodurch ihr Wert Schwankungen unterliegt. Steigt das allgemeine Zinsniveau, kann der Kurs der Anleihe sinken, und umgekehrt. Anleger sollten daher die Bonität der Stadt und die aktuellen Marktbedingungen berücksichtigen. Prinzipiell gelten Stadtanleihen aber als eine sehr sichere und kalkulierbare Anlageform.

Gerade im Bereich Infrastruktur-Investments dürften Stadtanleihen oder andere Formen der Bürgerbeteiligung weiter zunehmen. Denn moderne, nachhaltige und effiziente Infrastrukturen sowie soziale Projekte sind essenziell für das wirtschaftliche Wachstum, die Lebensqualität und den Klimaschutz. Gleichzeitig gewinnen Bürgerbeteiligungen aufgrund leerer Kassen an Bedeutung, um solche Projekte zu finanzieren und ihre Akzeptanz zu fördern. Gleichzeitig interessieren sich Investoren zunehmend für Portfoliobausteine wie Infrastruktur-Investments, die früher vor allem institutionellen Anlegern vorbehalten waren - dank innovativer Plattformen wie FINEXITY jetzt aber auch Kleinanlegern offenstehen.

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