Bürgerbeteiligungen: demokratisch denken, nachhaltig investieren
Wir leben in einer Demokratie - und die lebt von der Beteiligung der Bürger. Dabei bedeutet Partizipation weit mehr als “nur” Wahlen, sondern auch die aktive Teilnahme der Einwohner an verschiedenen Entscheidungsprozessen. Mittlerweile gibt es viele Formen und Verfahren der Mitwirkung - darunter die finanzielle Bürgerbeteiligung, die auch Privatinvestoren attraktive Chancen eröffnen kann.
Was sind Bürgerbeteiligungen?
Die Altstadt soll ein neues Gesicht bekommen? Ein Dorffest ist in Planung? Oder es könnte sogar ein ganzer Windpark auf einer landwirtschaftlichen Fläche am Stadtrand entstehen? Diese und andere Themen sind geradezu prädestiniert für Bürgerbeteiligungen. Denn sie umfassen alle Prozesse und Mechanismen, durch die Bürger Einfluss auf politische Entscheidungen und Planungsprozesse nehmen können. Das kann auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene geschehen und kennt eine Vielzahl von Beteiligungsformaten - von der einfachen Meinungsäußerung, z.B. an runden Tischen oder im Rahmen von Bürgerbefragungen, bis hin zur aktiven Mitgestaltung von Projekten.
Für die Beteiligung von Bürgern an sogenannten Sachentscheidungen unterscheidet die OECD drei Stufen staatlicher Entscheidungsfindung:
- Information über anstehende Entscheidungen und deren Grundlagen;
- Beratung anstehender Entscheidungen mit Bürgerinnen und Bürgern;
- Mitentscheidung der Bürgerinnen und Bürger.
Welche Formen können Bürgerbeteiligungen annehmen?
Inhaltlich lassen sich drei Bereiche der politischen Beteiligung von Bürgern an der Demokratie definieren: die Mitbestimmung an repräsentativen Strukturen (z. B. Wahlen), an direkten Sachfragen (z. B. Volksentscheide) und partizipative Formen der Beteiligung (z. B. Bürgerdialoge).
Diese wiederum lassen sich in zwei Formen der Beteiligung unterteilen:
- Formal: Darunter fallen gesetzlich geregelte Verfahren der direkten Demokratie (z. B. Wahlen, Bürgerbegehren und Volksentscheide).
- Informell: Damit sind dialogorientierte, beratende und freiere Verfahren gemeint, bei denen sich Bürgerinnen und Bürger zur Meinungsbildung oder Entscheidungsfindung zusammenfinden.
Welche Vorteile haben Bürgerbeteiligungen für Städte, Gemeinden und Einwohner?
Bürgerbeteiligung in egal welcher Form fördern die Mitbestimmung und Transparenz. Denn die Einwohner haben auf diese Weise ein Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen und erhalten regelmäßig Einblick in den Fortschritt der Projekte. Dies schafft Vertrauen und fördert das Engagement.
Schließlich profitieren auch die Gemeinden und Städte von der kreativen und vielfältigen Perspektive und Expertise ihrer Bürger. Dies führt zu besseren und nachhaltigen Entscheidungen, die breiter akzeptiert werden und den tatsächlichen Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprechen.
Neben den demokratisch-ideellen Vorteilen von Bürgerbeteiligungen lösen diese auch ein sehr reales Problem vieler Städte und Gemeinden: leere Kassen. Hier kommt die finanzielle Bürgerbeteiligung ins Spiel. Das ist eine spezifische Form der Bürgerbeteiligung, bei der Einwohner ihre finanziellen Mittel in lokale Projekte investieren können. Zum Beispiel in Bereiche wie erneuerbare Energien, Wohnungsbau, Infrastruktur oder soziale Projekte. Ziel ist es, die Bürger aktiv in die Finanzierung und Umsetzung von Projekten miteinzubeziehen, die ihre Gemeinschaft direkt betreffen.
Auf diese Weise kreieren finanzielle Bürgerbeteiligungen eine Win-Win-Situation für Gemeinden und ihre Einwohner: Städte oder Gemeinden erhalten zusätzliche finanzielle Mittel und erhöhen die Akzeptanz und Unterstützung für ihre Projekte. Denn durch die Beteiligung der Bürger stehen Gemeinden und Städten Gelder zur Verfügung, die unabhängig von staatlichen Subventionen sind. Dies ermöglicht eine schnellere Umsetzung von Projekten, die ansonsten möglicherweise lange auf sich warten lassen würden. Bürger wiederum profitieren finanziell und können aktiv zur Verbesserung ihres Lebensumfelds beitragen. Durch die Förderung solcher Modelle kann eine nachhaltige und partizipative Entwicklung der Städte und Gemeinden sichergestellt werden.
Bürger profitieren wie externe Investoren
Das kann sich für die finanziell beteiligten Einwohner durchaus lohnen, denn Investitionen in lokale Projekte bieten oft attraktive Zinsen oder Dividenden, was sie zu einer interessanten Anlageform macht.
In Deutschland gibt es zum Beispiel zahlreiche Bürgerwindparks, bei denen Einwohner Anteile an Windkraftanlagen erwerben und so direkt von der Energiewende profitieren. Ein bekanntes Beispiel ist der Bürgerwindpark in Ellhöft, Schleswig-Holstein. Dieses Projekt, an dem sich alle Schleswig-Holsteiner beteiligen können, umfasst neben Windenergie auch noch Photovoltaik und Wasserstoff und gilt damit als besonders innovativ. Auch gibt es vom Versorger EnBW zahlreiche Projekte aus den Bereichen Wind- und Solarenergie, an denen sich Bürger beteiligen können.
Unterm Strich sind Bürgerbeteiligungen also ein essenzielles Instrument, um die Demokratie zu stärken und die Lebensqualität in Gemeinden und Städten zu verbessern. Durch die Einbindung der Bürger in Entscheidungsprozesse können nachhaltigere, akzeptierte und innovative Lösungen entwickelt werden. Zudem profitieren die Bürger selbst. Sei es durch finanzielle Renditen, ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl oder die Möglichkeit, ihr unmittelbares Umfeld aktiv mitzugestalten. Daher sollten Gemeinden und Städte verstärkt auf Bürgerbeteiligung setzen und entsprechende Strukturen bereitstellen.
Auch spezialisierte Plattformen wie FINEXITY ermöglichen innovative Formen der finanziellen Bürgerbeteiligung. So können sowohl Investoren ortsunabhängig bereits ab 500 Euro flexibel handelbare, digitale Anteile an entsprechenden Projekten erwerben und sich attraktive Renditechancen sichern, als auch Gemeinden oder Projektentwickler ihre Pläne als Emittent umsetzen und so die Bürger vor Ort einbeziehen.