Diamantenmarkt im Wandel: Wie Labordiamanten die Branche verändern
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In den 1970er-Jahren war sich James Bond noch sicher: “Diamonds are forever”. Prinzipiell behält 007 mit dieser Aussage natürlich bis heute recht, denn die funkelnden Edelsteine begeistern Generationen mit ihrer Schönheit, Symbolik und Unvergänglichkeit. Doch der Aufstieg schnell gezüchteter Labordiamanten stellt eine bedeutende Entwicklung im Diamantenmarkt dar, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt. Während sie eine erschwingliche und nachhaltige Alternative bieten, behalten natürliche Diamanten, insbesondere die seltenen Fancy-Diamanten, ihren besonderen Status und Wert.
Labordiamanten: Luxus für alle?
Labordiamanten (lab-grown diamonds, LGD) sind - anders als sich vielleicht vermuten lässt - keine billigen Steinchen, sondern tragen die Eigenschaften natürlicher Diamanten, da die Herstellung den Wachstumsprozess nachahmt.
Ursprünglich wurden LGDs für verschiedene industrielle Anwendungen wie Bohrköpfe, Schneid- und Poliergeräte als Ersatz für Steine ohne Edelsteinqualität entwickelt. Seitdem haben sich LGDs allerdings auch auf dem Markt für Verbraucherschmuck etabliert, wo der technologische Fortschritt in Bezug auf die Qualität und Steingröße weiter voranschreitet.
Für die Kaufinteressenten haben synthetische Diamanten mehrere Vorteile. Preislich liegen sie deutlich unter dem Niveau natürlicher Diamanten. Denn LGDs kann man heute in wenigen Stunden züchten, während es bei natürlichen Steinen Milliarden von Jahren dauert. Entsprechen groß ist das Angebot an Labordiamanten, während natürliche Edelsteine mit hohem Aufwand geschürft werden müssen und deshalb selten und teuer sind. LGDs wurden schon 2018 mit einem Preisnachlass von 20 Prozent gegenüber natürlichen Diamanten verkauft, während die Preise heute sogar um 80 Prozent niedriger sind.
Neben dem Kostenfaktor ist ein weiterer Vorteil künstlicher Diamanten, dass sich ihre Herkunft viel leichter zurückverfolgen lässt als die von geförderten Diamanten. Da für synthetische Diamanten nicht große Mengen Erde bewegt werden müssen und potenziell problematische Arbeitspraktiken entlang der Wertschöpfungskette auftreten, werden LGDs von vielen Käufern als ethischer angesehen.
Allerdings hat die konventionelle Diamantenindustrie seit über 20 Jahren mit dem Kimberley-Prozess ein Verfahren etabliert, das die Herkunft der geförderten Steine zertifiziert und unethischen Handel deutlich erschwert. Zudem ist die Herstellung von Labordiamanten sehr energieintensiv - und deshalb gar nicht so nachhaltig und ethisch korrekt, wie manche Käufer annehmen.
Aufgrund der Preisvorteile ist der Marktanteil von im Labor gezüchteten Diamanten am gesamten Diamantenmarkt in den vergangenen Jahren allerdings stetig gewachsen und wird Prognosen zufolge bis 2030 zehn Prozent des weltweiten Diamantenmarktes ausmachen.
Natürliche Diamanten preisstabiler als LGDs
Der Zuwachs synthetischer Diamanten sorgt für eine rückläufige Preisentwicklung bei natürlichen Diamanten, der jedoch in den vergangenen Jahren geringer ausgefallen ist, als der von LGDs. Das Marktanalyseunternehmen Tenoris verfolgt die Diamantpreise in mehr als 2.000 Geschäften in den USA und bestätigt diese Entwicklung: Der Durchschnittspreis für einen einkarätigen Naturdiamanten erreichte im Mai 2022 einen Höchststand von 6.819 Dollar und ist im Dezember 2024 auf 4.997 Dollar gefallen, was einem Rückgang von 26,7 % entspricht. Der Preis für einen im Labor gezüchteten Diamanten ist dagegen von 3.410 Dollar im Januar 2020 auf nur noch 892 Dollar im Dezember gefallen, was einem Rückgang von 73,8 % entspricht.
Da sie die Wertbeständigkeit der natürlichen Diamanten bevorzugen, lehnen es viele große Juweliere, wie beispielsweise die Wempe-Gruppe ab, synthetische Steine in ihr Sortiment aufzunehmen. Auch die Schweizer Marken Chopard und Bucherer bieten ausschließlich natürliche Diamanten an, die eine weitaus bessere Geldanlage darstellen.
Denn synthetische Diamanten können nicht als Ersatz für natürliche Diamanten betrachtet werden, sondern als Alternative, die lediglich bei Schmuck die Preislücke zwischen teuren, natürlichen und günstigen Steinen schließt. In Sachen Geldanlage sind natürliche Diamanten wertbeständiger, da ihre Verfügbarkeit begrenzt ist. Labordiamanten hingegen können unbegrenzt produziert werden, was ihren langfristigen (Zweit-)Marktwert mindert.
“Fancy” Diamanten verteuern sich gegen den Trend
Trotz des Aufschwungs von Labordiamanten bleiben sogenannte Fancy-Diamanten – also natürlich farbige Diamanten – weitgehend unberührt von den Marktveränderungen und stiegen in den vergangenen Jahren sogar im Preis. Vor allem “pink fancy color diamonds” verteuerten sich in den Jahren 2022 bis 2024 deutlich. Ihre Seltenheit und die einzigartige Farbgebung machen Fancy Diamanten also nach wie vor zu begehrten Sammlerstücken und Wertanlagen mit faszinierender Schönheit.