Die Gefahr des Direktinvestments in Immobilien in Krisenzeiten
Träumen auch Sie vom Eigenheim? Damit sind Sie nicht allein: 84 % der Deutschen wollen nach einer Umfrage des SPIEGEL (August 2018) die eigene Immobilie bewohnen. Rund 45 % tun dies sogar bereits. Doch wer sein gesamtes Kapital für seinen Traum einsetzt, geht ein hohes Risiko ein. Über die Gefahren des Immobilienkaufs.
Immobilien als sinnvolle Altersvorsorge
Immobilien werden scherzhaft auch als „Betongold“ bezeichnet, was schon darauf hinweist, warum diese Art der Geldanlage so beliebt ist – Sie verspricht vor allem Sicherheit. Wer ein Eigenheim hat, muss sich keine Sorgen um steigende Mieten machen. In Krisenzeiten stellt das Eigenheim Sicherheit dar und kann schwierige Lagen wie Hyperinflationen oder Börsenkrisen oft unbeschadet überstehen.
Sicherheit und Stabilität begründen das „spießige“ Image von Immobilien. Und tatsächlich gibt es kaum eine bessere Art der Altersvorsorge: Zwar kann es je nach Anlageart lukrativere Geldanlagen geben. Es gibt jedoch keine, bei der der Anleger so sehr zum Sparen gezwungen wird, wie bei einem kreditfinanzierten Eigenheim. Das sorgt dafür, dass die Versorgungslücke im Alter bei Eigenheimbesitzern deutlich kleiner ist.
Für viele ist der Gedanke reizvoll, sein hart erarbeitetes Geld lieber in das Eigenheim zu stecken und selbst vom eigenen Geld zu profitieren – anstatt dem Vermieter durch Mietenzahlungen dabei zu helfen, seine Kredite abzubezahlen. Das eigene Haus ist zudem ein Statussymbol wie kaum ein anderes Investment und trotz der Ortsgebundenheit auch gleichbedeutend mit Freiheit. Denn egal ob Fliesen im Bad, der ausgebaute Dachstuhl oder der Carport vor dem Haus: Alles gehört dem Eigenheimbesitzer und er kann alles verändern, wie er es wünscht.
Immobilienbesitzer konnten sich in den letzten Jahren zudem sehr über die wachsenden Immobilienpreise freuen: Der Wert des Eigenheims stieg und somit wuchs das Vermögen ohne zusätzlichen Aufwand.
Eigenheim: Alles andere als risikofrei
Doch in Immobilien zu investieren ist nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick scheint. So ist es für Laien schwer zu erkennen, ob eine Immobilie ihr Geld auch tatsächlich wert ist. Immerhin erfordert dies viel Know-how: Von der Lage und der weiteren Stadtplanung über die voraussichtliche Wertentwicklung bis hin zu einer realistischen Einschätzung des Zustandes gibt es viele Einflüsse, die sich auf den Wert auswirken können.
Zudem müssen Interessenten einen langen Atem haben: Während beispielsweise Wertpapiere innerhalb von Minuten gekauft und verkauft werden können, ist der Weg zum Eigenheim oder sogar Mietshaus mit vielen bürokratischen Hürden gespickt. Der Kauf von Immobilien wird so zu einem sehr langwierigen Prozess und durch Steuern und Abgaben recht kostenintensiv.
Ein weiteres Problem: Viele Anleger haben schlicht nicht genügend Kapital, um zusätzlich zur Immobilie in andere Geldanlagen zu investieren. Als Konsequenz entsteht das, was Anlageberater unter „Klumpenrisiko“ verstehen: Das Risiko der Geldanlage ist nicht gestreut, sondern basiert fast ausschließlich auf der Immobilie. Verliert sie an Wert, verliert der Anleger Vermögen. Auch die fehlende Liquidität wird vielen Anlegern zum Verhängnis, denn allein mit dem Wissen, dass das Eigenheim 800.000 Euro wert ist, kann sich der Besitzer nichts kaufen, wenn das Konto leer ist.
Erhöhtes Ausfallrisiko durch Corona-Krise
Wer eine Immobilie über Kredite finanziert hat, muss diese oft über Jahrzehnte zurückzahlen. Stabile Einkommen zur Kredittilgung sind daher essenziell. Dass mit der Fremdfinanzierung durch Kredite aber immer auch ein Risiko einhergeht, zeigt sich nicht zuletzt auch in der Corona-Krise. Brechen Einnahmen weg, können viele Kreditnehmer die Raten nicht mehr begleichen. Unter Umständen fallen Mieten aus und neben Kurzzeitarbeitergeld drohen sogar betriebsbedingte Kündigungen. Die ursprüngliche Kalkulation geht also für viele Kreditnehmer nicht länger auf.
Kurzfristig lassen sich Engpässe leicht überbrücken: Viele Banken sind gerade in der Corona-Krise sehr kulant. Die Tilgungen vorübergehend auszusetzen, ist ohnehin oft kein Problem, Zinsen müssen jedoch trotzdem bezahlt werden. Dadurch werden der Kredit und somit auch das Haus teurer. Und in einigen Monaten werden Gläubiger ihren Verpflichtungen wieder nachkommen müssen.
Die Lage spitzt sich dadurch zu, dass die Corona-Krise den Immobilienmarkt „eingefroren“ hat: Es finden deutlich weniger Transaktionen statt. Besichtigungen fallen aus und die Investitionsbereitschaft ist derzeit sehr gering. Die Immobilie jetzt wieder zu verkaufen, ist also nahezu unmöglich. Zu welchem Preis es später möglich sein wird, steht in den Sternen.
Kann die Blockchain helfen?
Einfacher wäre es für Immobilienbesitzer derzeit, wenn die Blockchain-Technologie bereits stärker in der Immobilienwirtschaft integriert wäre. Hier schlummert ein enormes Potenzial, um Abläufe deutlich zu beschleunigen und gerade den bürokratischen Aufwand zu verringern. Mithilfe von sicheren, eindeutigen Blockchain-Transaktionen und Smart Contracts ließen sich so Verkaufsprozesse von mehreren Monaten auf wenige Tage abkürzen. Und auch Schuldscheine und Kredite lassen sich über Blockchains einfach und sicher vergeben.