Digitalisierung im Immobilienmarkt - Branchenwandel im Zuge der Corona-Krise
Die gesamte Wirtschaft steht im Zeichen der Corona-Krise. Um mit den auferlegten Beschränkungen wie soziale Distanzierung richtig umzugehen ist die Kreativität der Unternehmen gefragt. So steht auch die Immobilienbranche vor einigen Herausforderungen. Wo jeher der persönliche Kontakt im Mittelpunkt stand, sollen nun Online-Besichtigungen oder notarielle Beglaubigungen per Video-Konferenz die Immobilienbranche in ein digitales Zeitalter führen.
Der Status quo der Immobilienbranche im Zeichen der Corona-Krise
Die Immobilienbranche war seit jeher ein Wirtschaftszweig, der extremen Wert auf den persönlichen Kontakt und die persönliche Beratung gelegt hat. So verfügen Makler über ausgeprägte Menschenkenntnis und haben exklusiven Zugang zu Immobilieninformationen. Im persönlichen Gespräch und bei individuellen Begehungen können sie einschätzen, ob interessierte Mieter oder Käufer vertrauenswürdig sind. Käufer bestehen auf eine persönliche Beratung, bevor Sie Hunderttausende Euro für ein Eigenheim investieren. Notare beglaubigen Dokumente indes nur, wenn die entsprechenden Parteien persönlich vor Ort sind.
Eine Branche, die derart abhängig vom persönlichen Kontakt ist, wird von einer Krise wie der aktuellen Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Der Immobilienmarkt ist seit der Finanzkrise 2009 stetig gewachsen (siehe Statistik).
Um die Umsatzeinbrüche dieses riesigen Marktes mit einem Volumen von über 270 Mrd. Euro (Stand 2019) abzufedern, ist ein Umdenken gefragt. Die Digitalisierung schafft hier neue Möglichkeiten. Die Geschäfte sollen weitergeführt werden auch ohne den persönlichen Kontakt zwischen Anbieter und Kunde. Ein Wandel, der die letzten Jahre im Immobiliengeschäft nur langsam vorangeschritten ist, wird nun unerlässlich. Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung der Immobilienbranche mit einem wahnsinnigen Tempo, zeigt gleichzeitig aber auch, wo heute noch die größten Hindernisse liegen.
Digitalisierung – Welche Möglichkeiten sind vorhanden?
Die Ideen, den persönlichen Kontakt bei der Abwicklung von Immobiliengeschäften zu reduzieren, sind vielfältig. So haben Sie eventuell auch schon einen digitalen 3D-Rundgang bei Immobilieninseraten entdeckt. Die Wohnung kann bequem von zu Hause aus am Tablet in allen Ecken und Winkeln begutachtet werden und es wird ein wesentlich besseres Raumgefühl als bei Fotos vermittelt. So ersparen Sie sich nicht nur den Weg zur Besichtigung, sondern vermeiden auch große Menschenansammlungen wie es bei Massenbesichtigungen häufig der Fall war.
Auch Notare stellen sich auf das digitale Zeitalter ein. So bieten einige Anbieter das Zuschalten von Parteien per Video an. Hierbei liegt Deutschland aber noch am Beginn des digitalen Wandels. Eine eindeutige und fehlerfreie Identifizierung ist heute noch nicht rechtsgültig möglich. Eine Online-Legitimation, wie es etliche Banken per Video-Ident anbieten, ist für Notariate noch nicht vorgesehen.
Homeoffice wird in weiten Industriezweigen eingesetzt. Dies ist in der Immobilienbranche ebenso möglich, allerdings nur wenn alle Informationen, Verträge und relevanter Schriftverkehr digital verfügbar sind. Viele Immobilienunternehmen stehen hier noch am Beginn und sind auf innovative Software-Lösungen angewiesen. Die Produkte hierfür stehen schon in den Startlöchern. Es haben sich bereits Unternehmen am Markt positioniert, die die Blockchain-Technologie benutzen, um Privatpersonen Immobilieninvestitionen kontaktlos, digital und sicher von zu Hause aus zu ermöglichen.
Digitale Unterlagen, kontaktlose Besichtigungen und Wohnungsübergabe, sowie notarielle Bescheinigungen per Videokonferenzen sind nur einige Beispiele. Das Potential, den Immobilienmarkt in ein digitales Zeitalter zu führen, ist enorm. Die Corona-Krise wird diesen Prozess beschleunigen und auch den Immobilienmarkt der Zukunft nachhaltig verändern.