ELTIF 2.0: Jetzt investieren Privatanleger wie die Reichen
Investments jenseits der Börse gelten für viele Investoren als die “Königsklasse”, die bislang jedoch vor allem institutionellen Anlegern vorbehalten war. Die Anfang 2024 novellierte Anlageklasse ELTIF 2.0 soll es jetzt ermöglichen, dass prinzipiell jeder Investor in EU-Projekte investieren kann, die z.B. die Infrastruktur, Nachhaltigkeit oder Immobilienentwicklung fördern. Doch ELTIF kennt auch Risiken, über die wir Sie in diesem Blogbeitrag informieren.
Was ist ELTIF 2.0?
Das Kürzel ELTIF steht für den “European Long-Term Investment Funds”, der 2015 vom EU-Parlament konzipiert wurde. Um langfristige Investitionen zu fördern, investieren ELTIFs primär in Projekte wie Infrastruktur, Immobilienentwicklungen und erneuerbare Energien sowie in Private Debt. Entsprechend streben diese Fonds an, Renditen über einen längeren Zeitraum zu erzielen.
Vor etwa einem Jahrzehnt waren ELTIFs nur wohlhabenden Investoren zugänglich. Damals durften Anleger mit einem Gesamtportfolio von weniger als 500.000 Euro maximal zehn Prozent in ELTIFs investieren, wobei eine Mindestanlage von 10.000 Euro erforderlich war. Seit Januar 2024 steht das Konzept des ELTIF 2.0, wodurch Privatanleger uneingeschränkt ELTIF-Anteile erwerben können. Auch wurde die Definition der zulässigen Vermögenswerte erweitert, um zusätzliche Anlageklassen wie FinTech, spezielle verbriefte Vermögenswerte und grüne Anleihen einzubeziehen. Darüber hinaus wird eine flexiblere Handhabung der Mindesthöhe von Sachwerten und der maximalen Höhe von börsennotierten Vermögenswerten ermöglicht.
Wie kann man in ELTIF investieren?
ELTIFs werden als alternative Investmentfonds (AIF) aufgelegt und sind daher rechtlich gesehen Wertpapiere, die spezifischen regulatorischen Vorgaben unterliegen. Auch wurde die Auflage eines ELTIF von der EU an verschiedene Bedingungen geknüpft: transparente Kosten, ein begrenzter Fremdkapitaleinsatz, Depotfähigkeit und hohe Anforderungen an den Fondsmanager in Bezug auf die Diversifikation und Art der Investments. Anbieter von ELTIFs wie Black Rock, Schroders, Union Investment, Commerz Real oder Generali Investment betonen, dass ELTIFs einen Zugang zu einer attraktiven Assetklasse ermöglichen, die vielen Investoren sonst nicht zugänglich wäre. Zudem wird argumentiert, dass ELTIFs eine sinnvolle Möglichkeit bieten, das Portfolio zu diversifizieren.
Welche Risiken bergen ELTIFs für Anleger?
Trotz der gefeierten “Demokratisierung von Private Equity" durch ELTIFs kennt diese Anlageform auch einige Nachteile. Dazu gehören die langfristige Kapitalbindung, potenziell hohe Gebühren, ein Mangel an Transparenz und eine vage Renditeprognose. So bleibt einmal investiertes Kapital typischerweise über Jahre gebunden, und ein vorzeitiger Ausstieg ist oft nur über Sekundärmärkte mit Abschlägen möglich. Auch hängt die Höhe der Rendite vom Fonds, seiner Strategie, der Struktur, der Wertentwicklung und den Laufzeiten ab, und ein Totalverlust ist theoretisch möglich. Etwa, wenn zum Beispiel die Weltwirtschaft einbricht oder völlig unvorhergesehene Gesetze verabschiedet werden. Zudem ist es selbst für Fachleute schwierig, die Investmentziele und Renditeaussichten von ELTIFs vollständig zu verstehen. Für Privatanleger ohne spezifisches Wissen über Energie- oder Infrastrukturprojekte kann dies besonders herausfordernd sein.
Nehmen wir zum Beispiel den BlackRock Alternative Funds II. Dessen Fondsprospekt weist darauf hin, dass “Anleger davon ausgehen sollten, dass ihr Geld im Fonds für mindestens acht Jahre angelegt ist”. Auf der von BlackRock selbst bereitgestellten Risikozahl rangiert der Fonds bei 6 von 7 Punkten. Es handelt sich also um ein langfristiges Hochrisikoinvestment, dessen jährliche Kosten mit 3,5 % beziffert werden. Hinsichtlich der Rendite prognostiziert BlackRock eine große Bandbreite zwischen 0,7 % und 37 % pro Jahr, wobei nicht aufgelistet wird, worin der ELTIF eigentlich investiert.
Trotz vieler Unklarheiten prognostiziert eine Studie von Scope, veröffentlicht im März 2023, einen Aufwärtstrend für ELTIFs. Experten schätzen, dass das europäische ELTIF-Marktvolumen im mittleren Szenario bis zum Jahr 2028 auf etwa 35 Milliarden Euro jährlich ansteigen wird. Dies würde eine klare Zunahme gegenüber dem aktuellen Stand von etwa zwölf Milliarden Euro bedeuten. Zum Vergleich: Ende 2022 betrug das in Europa verwaltete ETF-Vermögen bereits fast 1,5 Billionen Euro. Die populäre Anlageklasse ETF hat jedoch im Vergleich zu ELTIF zurecht viele Fans, denn diese Fonds investieren meist sehr diversifiziert und transparent, sind äußerst kostengünstig und können börsentäglich gehandelt werden.
Mit ein Grund für die möglicherweise dennoch positive Entwicklung von ELTIFs dürfte die Suche vieler Privatanleger nach Diversifikationsmöglichkeiten für ihr Portfolio jenseits der Börse sein. Schon der Ökonom Harry Markowitz proklamierte in den 1950er-Jahren eine breite Risikostreuung über verschiedene Anlageklassen. Durch technische und regulatorische Neuerungen sind heute Assetkategorien wie z.B. Private Equity auch für Privatanleger zugänglich. Zum Beispiel in Form der besagten ELTIFs oder digitalisierter Sachwerte, die über Plattformen wie FINEXITY gehandelt werden.