Wald als Geldanlage: Hype oder grünes Investment?
Kapital investieren und ihm buchstäblich beim wachsen zusehen: Wald-Investments stehen für eine ökologisch sinnvolle Form der Geldanlage, die sich aufgrund der günstigen Marktbedingungen und Renditeperspektive durchaus bezahlt machen kann. Doch alternative Investments in Wald bergen mitunter Risiken, die Anleger kennen sollten.
Wald als inflationssicherer Depot-Baustein?
Klimaveränderungen, Dürresommer und der Borkenkäfer haben dazu beigetragen, dass Wälder in Deutschland leiden. Auch weltweit sind sie – und damit unser gesamtes Ökosystem – in Gefahr. Da liegt es auf der Hand, auch als Anleger etwas Gutes tun zu wollen, indem man Geld in Waldflächen investiert und somit eine doppelte Rendite erzielen kann: ein ökologisch gutes Gewissen und möglicherweise grüne Vorzeichen im Depot.
Denn die Umfeldbedingungen für Wald-Investments sind generell positiv. Zum einen entziehen Bäume der Atmosphäre das Treibhausgas CO₂ und können so einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Außerdem sind die Holzpreise in Deutschland im vergangenen Jahr kräftig gestiegen. Denn der Rohstoff ist ein wichtiges Baumaterial und ein vergleichsweise nachhaltiger Energieträger, der auch aufgrund der Energiekrise eine hohe Nachfrage verzeichnet.
So war der Index der Erzeugerpreise der Produkte des Holzeinschlags aus den Staatsforsten im März 2022 mit einem Stand von 99,7 (von 100) um 2,9 % höher als im Vormonat und um 33,3 % höher als im Jahresvergleich.
Generell haben Wald-Investments den Ruf, besonders wertstabil zu sein, da es sich bei Holz um einen realen Sachwert handelt. Somit korreliert diese Anlageklasse kaum mit den Entwicklungen an den Aktienmärkten oder wirtschaftspolitischen Krisen.
Diese Vorteile von Wald als stabiler und mitunter lukrativer Depot-Baustein haben die Endowment-Fonds von Elite-Universitäten wie Harvard schon längst erkannt. Doch auch immer mehr Privatanleger sehen im Rohstoff Holz eine „wachstumsstarke” Investitionsmöglichkeit.
Wald-Investmentmöglichkeiten im Vergleich
Im Wesentlichen gibt es vier Investmentformen in Wald: Direktinvestments, Aktien, Fonds oder Indizes sowie digitale Anteile.
Direktinvestment
Wald-Direktinvestments sind vor allem bei vermögenden Privatinvestoren und Universitäten beliebt, die „einen langen Atem haben”. Hierbei kauft der Investor ein Stück Wald, lässt es wachsen und bewirtschaften. Die Rendite ergibt sich im Wesentlichen aus drei Quellen: dem Verkauf des Holzes aus der forstwirtschaftlichen Nutzung, der Landwertsteigerung zum Ende der Investment-Laufzeit und der möglichen Verpachtung.
Um die vollständige Rendite zu erzielen, müssen Investoren jedoch Geduld beweisen. Denn die endgültige Ausschüttung erfolgt erst dann, wenn die auf dem Grundstück gewachsenen Bäume gefällt und verkauft sind. Hohe Investments mit sehr langen Laufzeiten von 15 bis 30 Jahren sind deshalb die Regel. Direktinvestments in Holz haben aber den Vorteil, relativ wertstabil und inflationsgeschützt zu sein – wenn innerhalb des Anlagehorizonts keine Probleme, wie z.B. Dürreperioden, Stürme, Brände oder Schädlingsbefall auftreten, die im schlimmsten Fall zu einem Totalverlust führen können.
Eine diversifizierte und entsprechend risikoärmere Alternative bieten indirekte Wald-Investments über Aktien, Fonds oder Holz-Zertifikate.
Wald-Aktien, Indizes und Fonds
Im Gegensatz zum Direktinvestment investieren Anleger bei Wald-Aktien, Indizes oder Fonds nicht in einzelne Bäume auf konkreten Flächen, sondern in Gesellschaften. Diese kaufen Waldgrundstücke, forsten sie auf und produzieren Holz.
Zu den börsennotierten Branchengrößen zählt beispielsweise der amerikanische Forstkonzern Rayonier. Als einer der größten, privaten Landbesitzer der USA und Neuseelands stellt das Unternehmen hauptsächlich Bauholz, Papier und Zellstoff her. Noch größer ist der ebenfalls US-amerikanische Konzern Weyerhaeuser: Das Unternehmen bewirtschaftet eine Fläche von 9,9 Millionen Hektar Wald, wovon sich 4,3 Millionen in den USA und der Rest in Kanada befinden.
Doch auch Wald-Aktien und andere Wertpapiere schützen nicht vor den Risiken eines Totalverlusts: So warb beispielsweise die Aktiengesellschaft Lignum Sachwert Edelholz mit Renditen von mehr als sieben Prozent pro Jahr. Rund 3500 Anleger investierten etwa 70 Millionen Euro – ehe die AG im Jahr 2016 ein Insolvenzverfahren einleiten musste.
Digitale Anteile
Das Beste aus beiden Welten vereinen dagegen digitale Wald-Anteile: hohe Liquidität, eine niedrige Investitionssumme, kurze Laufzeiten und attraktive Renditeperspektiven. Hierzu investieren Anleger bereits ab 500 Euro in tokenisierte Schuldverschreibungen, die ein mittelbares Investment in Wälder darstellen. Investoren können auf diese Weise niedrigschwellig und diversifiziert in unterschiedliche Wald-Projekte investieren und somit ihr Risiko verteilen bzw. Renditechancen maximieren.
Grünes Investment oder Grauzone?
Anleger, die in Wald oder Holz investieren möchten, müssen in vielen Fällen genau hinschauen. Denn bei grünen Investments gibt es viele Grauzonen. Besonders Investments in ausländische Wälder bergen für Anleger eine hohe Intransparenz und entsprechend große Risiken. Zudem gilt im Ausland häufig keine Prospektpflicht, was die Projekte noch undurchsichtiger macht. Für deutsche Anbieter sind dagegen die vorgeschriebenen Verkaufsprospekte und Vermögensanlageninformationsblätter der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hinterlegt.
Zusammenfassend sollten interessierte Wald-Anleger beachten, dass Direktinvestments riskante und vergleichsweise schwer handelbare Vermögenswerte darstellen. Deutlich liquider sind dagegen Aktien von Forstunternehmen, Fonds oder digitale Wald-Anteile BaFin-regulierter, deutscher Anbieter.