Halten, handeln oder hoffen? Die Risiken und Chancen von Börsencrashes
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Seit dem Kurseinbruch als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine 2022 kennen wichtige Börsenindizes wie der Dax oder Dow Jones eigentlich nur eine Richtung: aufwärts. Doch je länger die Hausse dauert, desto größer wird die Angst vor einem Rücksetzer bzw. handfesten Börsencrash. Zumal auch die weltpolitische Lage alles andere als rosig ist. Doch ist die Sorge vor Kursrückgängen eigentlich berechtigt? Und wie sollten sich Investoren jetzt verhalten?
Börsencrash oder technische Korrektur?
Beginnen wir mit den Basics und einer Abgrenzung zwischen “Crash” und “Korrektur”. Ein Börsencrash ist ein plötzlicher und drastischer Einbruch der Aktienkurse innerhalb kurzer Zeit. Ein Rückgang von rund zehn Prozent wird noch als Korrektur bezeichnet, während ein Crash oft Verluste von über 20 Prozent in wenigen Tagen oder Wochen bedeutet. Solch heftige Marktturbulenzen sind meist begleitet von Panikverkäufen und einer entsprechend hohen Volatilität an den Märkten, die - wie die Historie zeigt - durchaus einige Zeit anhalten kann.
Die Kursverluste Mitte März 2025 sind deshalb erstmal nur als Rücksetzer einzuordnen: An einem Tag verlor die US-Technologiebörse Nasdaq vier Prozent und lediglich manche Einzelaktien, wie z.B. Tesla, gaben zweistellig nach. Derzeit kann allerdings niemand vorhersehen, wie es an der Börse in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen wird. Zu groß ist die Angst vor Donald Trumps Wirtschafts- bzw. Zollpolitik. Zudem schürt er mit Aussagen zu einer möglichen US-Rezession die Angst bei Aktionären: “Wir befinden uns in einer Übergangsphase, denn was wir vorhaben, ist sehr groß. Ich will ein starkes Land bauen. Da kann ich keine Rücksicht auf die Aktienmärkte nehmen.”
Warum es an der Börse manchmal kracht
Möglich wäre ein handfester Crash an den Märkten derzeit natürlich schon. Denn zu den Auslösern zählen prinzipiell wirtschaftliche Krisen wie eine Rezession oder Inflation, geopolitische Spannungen und Finanz- bzw. Immobilienblasen. Auch plötzliche Zinserhöhungen, Unternehmenspleiten oder unerwartete politische Entscheidungen können einen Crash auslösen. In der heutigen Zeit spielen zudem der algorithmische Handel, also eine computergesteuerter, ultraschnelle Abwicklung von Trades, eine verstärkende Rolle. Denn Computerprogramme, die nach bestimmten Algorithmen massenhaft Aktien ankaufen und schnell wieder abstoßen, können Kursbewegungen verstärken, Anleger verunsichern und so Panikverkäufe auslösen.
Crashes sind so alt wie die Börsengeschichte
Die Geschichte der Finanzmärkte kennt zahlreiche Börsencrashes aus unterschiedlichen Gründen. Der erste, relevante war der “Schwarze Donnerstag” im Jahr 1929, in Europa bekannt als “Schwarzer Freitag”, der zur Weltwirtschaftskrise führte. Der Dow Jones verlor damals nach einer jahrelangen Börseneuphorie innerhalb weniger Tage rund 25 Prozent und sank bis 1932 um fast 90 Prozent gegenüber seinem Höchststand. Viele Menschen verloren ihr Hab und Gut, Banken gingen pleite und es dauerte mehrere Jahre, bis sich die Märkte wieder erholten.
Der Börsencrash von 1987, bekannt als “Schwarzer Montag”, war einer der dramatischsten Einbrüche innerhalb eines Tages: Am 19. Oktober fiel der Dow Jones um 22,6 Prozent und es dauerte über ein Jahr bis das ursprüngliche Kursniveau wieder erreicht wurde. Interessant ist, dass dem “Schwarzen Montag” kein dramatisches Ereignis zugrunde lag. Es wird vermutet, dass nach einem zweijährigen Höhenflug des Dow Jones die Angst vor einem Rücksetzer bei Börsianern eine Verkaufswelle ausgelöst hat.
Die Dotcom-Blase war eine Reaktion auf eine euphorische, Internet-getriebene Börsenphase. Sie platzte im Jahr 2000 und der Nasdaq Composite verlor in den darauf folgenden zwei Jahren rund 78 Prozent seines Werts.
Im Jahr 2008 begann die Finanzkrise mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, die komplexe und riskante Hypotheken-Zertifikate auf den Markt gebracht und sich damit verzockt hatte. Mehr als 25.000 Angestellte verloren ihren Job, der Schaden der Insolvenz betrug viele Milliarden US-Dollar. Noch gravierender aber waren die Folgen der Pleite: Die Finanzmarktkrise verschärfte sich, weltweit rauschten die Aktienkurse in die Tiefe, allein der S&P 500 verlor zwischen 2007 und 2009 etwa 57 Prozent an Wert und das Vertrauen in die Märkte und das der Banken untereinander war erschüttert.
Auch der Corona-Crash 2020 ist ein Beispiel für eine plötzliche Marktverwerfung. Insbesondere im März gab es hohe Kursverluste bei wichtigen Indizes weltweit. Zum Beispiel verzeichnete der Dax am 12. März mit einem Minus von über zwölf Prozent einen der größten Kursverluste innerhalb eines Tages in seiner Geschichte. Auch der S&P 500 verlor in wenigen Wochen rund 34 Prozent an Wert. Doch dank massiver geldpolitischer Maßnahmen erholten sich die Börsen in Rekordzeit und erreichten noch im selben Jahr neue Höchststände.
Wie sollten sich Investoren verhalten?
Diese Beispiele zeigen, dass die Börsen nach einem Crash immer wieder zu “Hochform” auflaufen. Das gilt zwar nicht für alle Aktien gleichermaßen - z.B. mussten während der DotCom-Baisse viele Unternehmen Insolvenz anmelden und Anleger standen vor dem Totalverlust. Doch langfristig orientierte Investoren mit einem breit diversifizierten Portfolio, die investiert blieben oder antizyklisch Qualitätsaktien nachkauften, können von Rücksetzern und den darauf folgenden Erholungen durchaus profitieren.
In Zeiten eines (möglichen) Börsencrashs ist deshalb vor allem Besonnenheit gefragt, da Panikverkäufe oft zu unnötigen Verlusten führen. Zudem ist eine breite Diversifikation empfehlenswert, um Klumpenrisiken zu vermeiden und das Depot auszubalancieren. Zum Beispiel mit einem “Mix” aus Aktien, Fonds, ETFs, Gold und alternativen Sachwerten wie Collectibles und Private Equity, die auch für Privatanleger interessante Renditechancen eröffnen und weitgehend losgelöst von den Aktienmärkten sind.