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Wie Rudi Kurniawan die Wein-Welt um Millionen betrogen hat

Sie dachten, Fälschungen kursieren nur in der Kunst- oder Uhren-Szene? Weit gefehlt. Auch bei Fine Wine gibt es Etikettenschwindel, der Weinsammler teuer zu stehen kommen kann. So zum Beispiel im Fall des berühmt-berüchtigten Indonesien Rudi Kurniawan, der gefälschte Spitzenweine im Wert von zig Millionen Dollar verkauft hat.

August 18, 2023
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FINEXITY
AG
Redaktion

Wer ist Rudi Kurniawan?

Rudi Kurniwan wurde 1976 in Jakarta geboren und erhielt von seinem chinesischen Vater den Name Zhen Wang Huang. Er kam in den 1990er Jahren mit einem Studentenvisum in die Vereinigten Staaten. Im Jahr 2001 beantragte Kurniawan erfolglos politisches Asyl und wurde 2003 aufgefordert, das Land freiwillig zu verlassen. Stattdessen entschied er sich aber, als illegaler Ausländer in den Vereinigten Staaten zu bleiben.

Kurniawan, dessen Familie mit einem Biervertrieb in Indonesien zu Reichtum gekommen war, begann Anfang der 2000er-Jahre erfolgreich große Mengen seltener Weine zu kaufen und zu verkaufen. Außerdem begann er, mit anderen Sammlern Verkostungen seltener Weine zu veranstalten, bei denen der Wein-Enthusiast eine so große Vorliebe für den Burgunderhersteller Domaine de la Romanée-Conti zeigte, dass er seither "Dr. Conti" genannt wurde. Schließlich musste er jedoch feststellen, dass edle Tropfen wie ein 1950er Château Lafleur oder ein 1945er Romanée-Conti kaum noch erhältlich waren.

Der “Sour Grapes” Bluff

Da Kurniawan einen ausgesprochen guten Gaumen, viel Wein-Expertise, einen guten Geschäftssinn und - nicht zuletzt betrügerisches Talent - mitbrachte, beschloss er, edle Tropfen einfach selbst zu keltern. So panschte er beispielsweise alte Bordeaux-Weine geschickt mit jungen kalifornische Weinen, bis diese das Aussehen und den Geschmack eines raren, edlen Tropfens erfüllten. Das Resultat beklebte er noch mit täuschend echten Etiketten, und der Bluff war perfekt.

Im Jahr 2006 erreichte er seinen Höhepunkt als Weinhändler, als er bei zwei Auktionen bei Acker Merrall & Condit Weine im Wert von 34 Millionen Dollar verkaufte. Die zweite dieser Versteigerungen brachte 24,7 Millionen Dollar ein. Der Betrug flog auf, nachdem sich mehrere von ihm zur Versteigerung eingereichte Lose als Fälschungen herausgestellt hatten. Im Jahr 2007 zog das Auktionshaus Christie's in Los Angeles eine Lieferung von angeblichen Magnumflaschen des 1982er Chateau Le Pin zurück, nachdem das Unternehmen erklärt hatte, die Flaschen seien gefälscht.

Im Jahr 2008 wurden 22 Weinpartien von der Domaine Ponsot im Wert von mehr als 600.000 Dollar aus dem Verkauf genommen, weil ihre Echtheit Fragen aufgeworfen hatte. Laut Staatsanwaltschaft hat Kurniawan einige Fehler gemacht, die seinen Betrug aufgedeckt haben. So behauptete er beispielsweise, dass eine Flasche Domaine Ponsot, die er 2008 auf einer Auktion zu verkaufen versuchte, 1929 hergestellt worden war, obwohl der Winzer erst 1934 mit der Abfüllung begann. Bei anderen Flaschen wurde behauptet, sie seien zwischen 1945 und 1971 in einem bestimmten Weinberg abgefüllt worden, obwohl die Domaine Ponsot nach eigenen Angaben diesen Weinberg erst seit 1982 nutzt.

20 Millionen Dollar Entschädigung

Nach einigen weiteren Fälschungsvorwürfen durchsuchte 2012 schließlich das FBI Kurniawans Haus. Dort stapelten sich 18.000 ausgedruckte Etiketten gefälschter Spitzenweine wie Cheval Blanc, Mouton-Rothschild, Latour, La Mission Haut-Brion, Le Pin oder Screaming Eagle aus Kalifornien. Das FBI gab damals an, dass insgesamt bis zu 12.000 Flaschen gefälschten Weins aus Kurniawans Machenschaften verkauft wurden. Daraufhin wurde der Wein-Betrüger verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und musste seine Betrugsopfer mit 20 Millionen Dollar entschädigen. Nach seiner Entlassung schob die Einwanderungsbehörde Kurniawan zurück nach Indonesien ab.

Einen finanziell besonders großen Schaden hatte der Weinsammler Bill Koch erlitten - und das auch bereits zum zweiten Mal. Jahre vorher wurde Koch von Hardy Rodenstock getäuscht - einem deutschen Weinhändler, der die betrügerischen "Jefferson-Flaschen" von Lafite aus dem 18. Jahrhundert an Sammler verkauft hatte. Der Industrielle hat mehrere dieser Jefferson-Flaschen für etwa eine halbe Million Dollar erworben. Als er sie untersuchen ließ, kamen die von ihm beauftragten Experten zu dem Schluss, dass die Gravur von einem modernen Schleifgerät stamme.

Im Fall Kurniawan sagte Koch, er habe 4,5 Millionen Dollar für 421 Weinflaschen ausgegeben, die sich als Fälschungen herausgestellt haben. Weitere 25 Millionen Dollar hat er für die von ihm acht eingereichten, gerichtlichen Klagen ausgegeben.

Wein-Fälschungen umgehen

Die genannten Beispiele zeigen, dass echt wirkende Etiketten und hohe Preise oft als Qualitätssignal gelesen werden. Getreu dem Motto: je teurer der Wein, desto besser muss er wohl sein. Wer Wein als Investment betrachtet, der lässt die Flasche in der Regel zu. So bleibt den Käufern meist nur, sich auf äußere Details wie Farbe, Flaschenform und eben Etikett zu verlassen. Wird ein Wein doch einmal geöffnet, wissen viele Kunden nicht, wie beispielsweise ein echter 1945er Mouton Rothschild munden sollte. Experten raten deshalb dringend vor Fine Wine Investments über Plattformen wie beispielsweise Ebay ab. 

Um bei einem Investment-Wein auf Nummer sicher zu gehen, sollte vor dem Ankauf immer ein Experte mit gutem Ruf zurate gezogen, oder auf renommierte Händler bzw. Plattformen wie FINEXITY zurückgegriffen werden. Diese prüfen vor dem Kauf die Echtheitszertifikate und Lagerhistorien der einzelnen Weine. Nur so lässt sich die lückenlose Provenienz von Fine Wine garantieren, der als sinnvolles Investment mit attraktiven Renditechancen infrage kommt.