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Kunstwerke als Vermögenswerte – neue Zielgruppen für einen wachsenden Markt

Kunstwerke als Vermögenswerte – neue Zielgruppen für einen wachsenden Markt

FINEXITY
4 Minuten 
Lesezeit
October 9, 2020

Kunstwerke sind ein lukratives Geschäft. Die fünf teuersten Kunstwerke, die 2019 in Deutschland versteigert wurden, wechselten den Besitzer zu Preisen von mindestens 1 Million Euro oder höher. Der Kunstmarkt blieb trotz turbulenter Schwankungen und tektonischer Erschütterungen auf dem Finanzmarkt im neuen Jahrtausend weitestgehend stabil. Mehr noch – der bis dato intransparente, exklusive Kunstmarkt erlebt durch technologie-getriebene Geschäftsmodelle eine nie da gewesene Öffnung für neue Zielgruppen. Doch wie wird eigentlich der Wert eines Kunstwerks ermittelt und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?

Wertermittlung zwischen Formeln, Hypes und Reputation 

Die Wertermittlung für zeitgenössische Kunstwerke wird vor allem von zwei Faktoren bestimmt: Wer ist der Künstler, und wie groß sind die Dimensionen des Gemäldes? Da neben den "hard facts" bei Kunstwerken insbesondere der ideelle Wert eine entscheidende Rolle spielt, wird der Wert von zeitgenössischen Künstlern zusätzlich stark von irrationalen Faktoren wie Mode, Trends und Hypes beeinflusst, die manchmal so schnell wie sie gekommen sind wieder verschwinden. Bei etablierten Künstlern dagegen, deren Reputation sich bereits über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gesellschaftlich gefestigt hat, ist der Wert äußerst stabil. Kunstwerke umfassen neben Gemälden auch Skulpturen oder Installationen, die ebenso regelmäßig versteigert werden und inhärenten Wert besitzen. Wir konzentrieren uns hier aber auf die Wertermittlung für Gemälde.

Wer ist der Künstler?

Der Künstler ist die wichtigste Komponente bei der Wertermittlung eines Kunstwerks. Die meisten Gemälde tragen die Signatur des Künstlers, entweder auf dem Bild selbst oder auf der Rückseite des Bildes. Je berühmter der Künstler, desto wertvoller sein Werk. Bei zeitgenössischer Kunst wird die Popularität des Künstlers in einer Zahl, meist ab 5 angegeben – dem sogenannten Künstlerfaktor. Bei Einsteigern liegt dieser üblicherweise bei 5, nach oben gibt es keine Grenze. Folgende Aspekte beeinflussen den Künstlerfaktor:

  • Markthistorie: zum Beispiel Preise, die bei vergangenen Auktionen für Kunstwerke eines Künstlers erzielt wurden.
  • Wertsteigerung: Die Wertsteigerung wird maßgeblich von der globalen Nachfrage nach den Kunstwerken eines Künstlers beeinflusst. Zudem wirkt sich die Illiquidität des Kunstmarkts grundsätzlich sehr positiv auf die Wertentwicklung aus.
  • Internationale Präsenz: Idealerweise sind Werke des Künstlers in Museen, Ausstellungen und Galerien weltweit vertreten. Dies sorgt für eine höhere Popularität des Künstlers und eine Wertsteigerung seiner Werke. Eine gute Vernetzung mit Galeristen, Museumsdirektoren, Sammlern und Kunstexperten ist für den Weg auf das internationale Kunstparkett unabdingbar. 

Wie groß ist das Kunstwerk?

Für die Ermittlung des Wertes ist neben dem Künstlerfaktor die Größe des Werks ebenfalls entscheidend. Grundsätzlich gilt: Je größer, desto wertvoller. Aus diesen zwei Faktoren ergibt sich eine Formel, mit der sich der Wert zeitgenössischer Kunstwerke bestimmen lässt:

Höhe in cm + Breite in cm x Künstlerfaktor = Preis in Brutto

Halten sich unbekannte Künstler noch an diese Formel, wird sie mit zunehmender Reputation unwichtig. So orientierte sich Gerhard Richter bis zu den 90er Jahren tatsächlich an der Faktorformel, bevor sein Name zur eigenständigen Marke wurde, die den Wert seiner Werke in die Millionen schießen ließ.

Kunst der Moderne und ältere Kunst: Art, Zustand und Provenienz beeinflussen die Wertermittlung 

Bei älteren Kunstwerken, zum Beispiel Kunstwerken der Moderne und früheren Werken, ist diese Formel nicht anwendbar, da bei diesen neben den Maßen und dem Künstler noch weitere Faktoren bei der Wertberechnung eine Rolle spielen, etwa die Art des Kunstwerks. Bei Gemälden sollte zunächst geklärt werden, ob es sich um ein Originalgemälde oder einen Kunstdruck handelt. Auch Kunstdrucke können einen hohen monetären Wert haben, grundsätzlich sind Gemälde jedoch wertvoller. 

Falls es sich bei der Art des Werks um ein echtes Gemälde handelt, bedeutet das allerdings noch nicht, dass es auch ein Original ist. Es gibt zahlreiche nachgemalte Kopien von Gemälden, bei denen sogar die Signatur des Künstlers übernommen wurde. Eine sichere Auskunft über die Echtheit des Gemäldes gibt es nur durch Untersuchungen im Labor, Analysen von Kunstexperten oder durch die Existenz eines Zertifikats, das die Echtheit des Werkes bestätigt.

Auch die Einordnung eines Werks in die jeweilige Schaffensphase eines Künstlers hat entscheidenden Einfluss auf die Wertbestimmung. Picasso ist nicht gleich Picasso. Je nachdem in welcher Zeit der Karriere eines Künstlers das Werk entstanden ist, fällt der Wert unterschiedlich aus. Ein Gemälde von Picasso, das zu seiner Hochzeit entstanden ist, ist grundsätzlich mehr wert als eines, das er in seiner Anfangszeit angefertigt hat.

Auch die als Provenienz bezeichnete Herkunft eines Kunstwerks kann den Wert maßgeblich erhöhen. War ein Gemälde beispielsweise eine Zeit lang im Besitz einer berühmten Persönlichkeit oder einer bestimmten Sammlung, ist es mehr wert als ein vergleichbares Gemälde. 

Ein besonders wichtiger Faktor bei der Wertermittlung ist der Zustand des Kunstwerks. Ein vollkommen unbeschädigtes und nicht abgenutztes Gemälde ist natürlich weitaus wertvoller als ein Gemälde, das beschädigt oder beschmutzt ist. Bei Gemälden ist das häufigste Problem, dass die Farben mit der Zeit verblassen. Daher ist es sehr wichtig, Gemälde so zu lagern oder auszustellen, dass sie, wenn möglich, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind. Auch der Rahmen, in dem sich das Gemälde befindet, spielt eine wichtige Rolle. Unabhängig vom Gemälde steigt der Wert, wenn es sich in einem hochwertigen Rahmen befindet.

Entwicklung des Kunstmarktes

Die Krisen der Finanz- und Geldmärkte erreichen die Kunstmärkte kaum. Der Gesamtumsatz des weltweiten Kunstmarktes vervierfachte sich von 3,2 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2019. Diese Marktentwicklung macht Kunst zu einer immer beliebteren Anlageklasse. Es ist nicht verwunderlich, dass die Preise auf dem weltweiten Kunstmarkt steigen. Der Bericht des ersten Halbjahres 2019 der Kunstdatenbank Artprice ergab eine Preissteigerung von 40 %. Grund dafür ist ein Rückgang des Angebots bei steigender Nachfrage. 

Die durchschnittliche Jahresrendite für Kunstmarktinvestoren betrug im ersten Halbjahr von 2019 4,6 % bei einer durchschnittlichen Investitionsdauer von 13 Jahren. Auch wenn 2020 die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen besonders große Galerien und Kunstmessen hart getroffen hat, beschleunigt dies nur den unaufhaltsamen Wandel des Kunstmarkts hin zu digitalen Geschäftsmodellen wie zum Beispiel Online-Auktionshäusern, der schon vorher begonnen hat. 

Tokenisierte Sachwerte - Kunst für Kleinanleger 

Kleinanleger hatten in der Vergangenheit keinen Zugang zum Kunstmarkt. Von Wertsteigerungen im Kunstmarkt, spektakulären Auktionsergebnissen und Renditen aus Kunstwerkausleihen konnten private Kleinanleger in den seltensten Fällen profitieren. Erwerb, Unterstützung und Förderung von Kunst findet üblicherweise weitestgehend in exklusiven Netzwerken statt, die eher hinter verschlossenen Türen agieren. 

Durch Investitionen in tokenisierte Sachwerte öffnen sich neue Möglichkeiten der Investition in Kunstwerke, wobei Plattformen die professionelle Unterstützung wie Selektion der Kunstwerke, Begutachtung und Lagerung sowie Platzierung in Ausstellungen oder Museen für die Kunden übernehmen. Kunden können mit minimalen Investments digitale Anteile eines Kunstwerks erwerben und profitieren entsprechend der Wertsteigerung des Gemäldes von Renditen. Dank sicherer Blockchain-Technologie können sich so auch Kleinanleger ihr eigenes Multi-Asset-Portfolio aus illiquiden Vermögenswerten aufbauen. 

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