So beeinflussen Zentralbanken das Verhalten der Sparer
Die Europäische Zentralbank (EZB) unter Führung des Chef-Währungshüters Mario Draghi hält an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Mit Wirkung zum 18.09.2019 senkte die EZB den sogenannten Einlagezins von -0,4 auf -0,5 % ab. Jetzt ist es für Banken noch teurer, Geld bei der EZB zwischenzuparken. Gut so, denn das soll langfristig die Konjunktur befeuern und die Inflation erhöhen. Doch nicht so schnell. Ist das tatsächlich gut? Und was genau bedeutet die Einlagezinssenkung für Sie als Sparer? Wenn Ihnen vor lauter Zinssenkungen und Parkgebühren für Geld der Kopf schwirrt, verraten wir Ihnen hier alle Zusammenhänge.
First things first: Was ist der Einlagezins?
Banken in Europa haben die Möglichkeit, Geld sehr kurzfristig bei der EZB anzulegen. In der Vergangenheit erhielten Banken dann Zinsen auf diese Einlagen. In gewisser Weise stellte das kurzfristige Anlegen von vorerst nicht benötigtem Geld der Banken eine Art der Finanzierung dar. Banken legten ein paar Millionen Euro über Nacht bei der EZB an und erhielten am nächsten Geschäftstag einen entsprechend des Einlagezinses erhöhten Betrag zurück. Indem Banken Geld bei der EZB zwischenparkten vermieden sie Extrakosten und Umständlichkeiten, die unter anderem aus einer Bargeldlagerung des Geldes resultierten.
Das Problem hierbei: Geld, das von Banken gehortet wird, ist ganz offensichtlich nicht Teil des realen Geldumlaufs. Die EZB hat in der jüngeren Vergangenheit zwei vorrangige Ziele verfolgt. Zum einen, die Inflation zu erhöhen und zum anderen, die europäische Konjunktur anzukurbeln. Um die richtigen Bedingungen zur Erreichung dieser Ziele zu schaffen, justierte die EZB immer wieder an den Stellschrauben der Geldpolitik nach. So auch an dem Einlagezins. Dieser liegt jetzt bei -0,5 %. Das bedeutet für Banken, dass sie draufzahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB anlegen. Der Einlagezins ist also zu einem Strafzins geworden. Und was bedeutet das für dich?
Auswirkungen der Einlagezinssenkung
Um es ganz deutlich zu sagen, die Senkung des Einlagezinses von -0,4 auf - 0,5 % ist nichts anderes als eine Erhöhung des Strafzinses. Banken sollen durch diesen negativen Anreiz dazu getrieben werden, ihr Geld nicht mehr zu horten, sondern in Form von Krediten an Unternehmen und Privatleute zu vergeben. Die Gründe dafür sind einleuchtend, denn wenn mehr Menschen Kredite aufnehmen und investieren, wird die Konjunktur angekurbelt. Für Menschen, die Kredite aufnehmen wollen, sind das gute Nachrichten. Um nicht von Strafzinsen betroffen zu sein, vergeben Banken nämlich Kredite zu günstigeren Konditionen. Aber wie beeinflusst die Geldpolitik der EZB das Verhalten von Sparern? Auf lange Sicht ist die Niedrigzinspolitik der EZB Gift für Sparer. Denn wer Geld auf Bankkonten anspart, erhält nicht nur keine Zinsen auf seine Rücklagen, sondern zahlt effektiv sogar noch drauf, da die Inflationsrate von etwa 1,2 Prozent die Minirenditen auffrisst. Die Geldpolitik der EZB ändert nicht nur das Verhalten der Banken, die nun häufiger günstige Kredite ausgeben, sondern auch das Verhalten der Sparer, die nun in Vermögenswerte wie beispielsweise Immobilien investieren.
Günstige Anlagemöglichkeiten dank EZB-Politik
Sie wollen sparen, sprich, Vermögen aufbauen aber haben selbst schon gemerkt, dass Bankkonten Ihnen dabei schon länger nicht mehr helfen. Gut so, denn der erste Schritt zur Besserung ist immer die Erkenntnis, dass sich etwas ändern muss. Dank der EZB-Politik bieten sich Ihnen hier glücklicherweise eine ganze Reihe interessanter Möglichkeiten. Denn jetzt, wo die Banken Geld wegen der hohen Strafzinsen nicht mehr zwischenparken, geben sie günstige Kredite aus. Besonders Baufinanzierungen sind heute zu guten Konditionen zu haben. Und da der Immobilienmarkt in Deutschland nach wie vor brummt, lohnt sich die Investition in das eigene Haus oder eine Eigentumswohnung mehr denn je. Mietpreise steigen, Prognosen zur Wertentwicklung von Immobilien sind durchweg positiv. Der richtige Zeitpunkt einzusteigen, ist jetzt.
Neben der Möglichkeit, selbst Kredite aufzunehmen, können Sie außerdem in Aktien oder offene Immobilienfonds investieren. Denn auch Anleger bekommen die Vorteile der niedrigen Zinsen zu spüren. Da mehr Menschen günstige Kredite der Banken aufnehmen, um Immobilien zu kaufen, steigt die Nachfrage im Immobilienmarkt. Dies wiederum erhöht die Immobilienpreise. Wenn Sie nun also in Immobilienfonds investieren, profitieren Sie direkt vom Niedrigzinsumfeld, dass die EZB geschaffen hat. Für Ihren Vermögensaufbau haben Sie hier viel bessere Karten als mit altmodischen und unrentablen Sparkonten. Apropos unrentabel: Gold ist zwar aufgrund seiner allgemeinen Wertstabilität eine attraktive Anlagemöglichkeit, wirft aber keine laufenden Renditen ab.