Keller-Könige: Diese Top-5-Weinsammler sollten Sie kennen
Für die einen ist Wein ein Genuss, für andere geradezu eine Passion. Zur zweiten Kategorie zählen eindeutig Weinsammler, die hunderte oder gar tausende Flaschen ihr Eigen nennen. Viele Weinliebhaber und -sammler halten ihre Kellerschätze eher geheim und sind deshalb öffentlich kaum bekannt. Allerdings gibt es einige Persönlichkeiten, die mit ihren Weinsammlungen und ihrem Engagement im Weinbereich beeindrucken. Erfahren Sie, welche Fine-Wine-Investoren sich in der Branche einen Namen gemacht haben.
Die “Typologie” der Weinsammler
Zunächst einmal gibt es ganz unterschiedliche Motive dafür, guten Wein nicht nur zu genießen, sondern viel Geld, Zeit und Mühe in dessen Lagerung zu investieren. Da wären zum Beispiel die Enthusiasten: Sie sammeln aus Leidenschaft und Freude am Entdecken und Probieren verschiedener Weine. Ihre Weinauswahl zeichnet sich oft durch eine breite Palette unterschiedlichster Weinregionen und Weingüter aus. Die Investoren hingegen betrachten Weine primär als Geldanlage und Teil ihrer Diversifikationsstrategie. Sie suchen in der Regel nach Weinen, die zu vernünftigen Preisen erhältlich sind und ein gutes Wertsteigerungspotenzial besitzen. Oder sie fokussieren sich auf seltene oder limitierte Weine, die bei Auktionen gehandelt werden. Wein-Connaisseurs spezialisieren sich auf eine bestimmte Region oder Rebsorte und lassen ihr tiefes Wissen und ihre Erfahrung von ihrer Sammlung reflektieren. Sie suchen nach hochwertigen Weinen und haben ein ausgeprägtes Verständnis für die Feinheiten des Weins, wodurch ihre Sammlungen oft einen spezifischen thematischen Schwerpunkt entwickeln. Und dann gibt es noch die Sammler, die ihre Weinkollektion vervollständigen möchten und sich dabei primär auf bestimmte Jahrgänge oder edle Tropfen bestimmter Weingüter oder Winzer fokussieren.
Das sind die Top-5-Weinsammler der Welt
Da viele Weinsammlungen vor der Öffentlichkeit weitgehend verborgen bleiben, existiert keine “offizielle” Top-5-Liste der berühmtesten Weinsammler. Doch einige “Legenden” haben sich in der Branche einen Namen gemacht.
- Hardy Rodenstock
Der 2018 verstorbene deutsche Musikverleger, Künstleragent, Weinkenner, Händler und Sammler von alten und seltenen Weinen wurde aus zwei Gründen bekannt: Er hatte ein Händchen für das Aufspüren seltener Weine und er veranstaltete in den 1980er Jahren extravagante Weinverkostungen. Im Jahr 1985 entdeckte er über ein Dutzend Weinflaschen aus dem 18. Jahrhundert (die sogenannten Jefferson-Flaschen). Eine davon war ein Château Lafite Rothschild aus dem Jahr 1787 mit der Gravur "Th:J", von dem man annimmt, dass er Thomas Jefferson gehörte. Er verkaufte ihn bei einer Auktion für 156.000 Dollar an Bill Koch. Allerdings gibt es eine anhaltende Debatte über die Echtheit der Flasche. Der Name Rodenstock war zumindest frei erfunden: Der Weinsammler wurde als Meinhard Goerke geboren und legte sich später einen Künstlernamen zu.
- William “Bill” Koch
Der US-Unternehmer und Multimilliardär Koch wurde mutmaßlich bereits dreimal Opfer von gefälschten Weinen. Als passionierter Sammler besitzt er wohl rund 40.000 zum Teil sehr alte und teure Weine. Das bekannte englische Auktionshaus Sotheby’s hat schon mehrmals Weine aus Kochs Keller angeboten. Im Jahre 2016 waren dies 20.000 Flaschen absoluter Raritäten spezieller Jahrgänge berühmter Weingüter wie Château Latour, Château Lafite-Rothschild, Château Mouton-Rothschild und Domaine de la Romanée-Conti. Bill Koch hat jedoch noch andere Leidenschaften: Er ist ein passionierter Segler und Gewinner des America's Cup 1992 und auch ein bedeutender Kunstsammler, der Werke von u.a. Cézanne, Dali, Monet, Picasso, Renoir oder Rodin und wertvolle Antiquitäten im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar besitzt.
- Thomas Jefferson
Der dritte Präsident der USA war ein leidenschaftlicher Weintrinker und wird oft als einer der ersten amerikanischen Weinsammler betrachtet. Seine Leidenschaft für Wein und seine Ausbildung kamen wahrscheinlich zustande, als er Jura studierte und mit dem Staatsmann und Anwalt George Wythe zusammenlebte, der ein großer Fan von europäischen Spitzenweinen war. Im Jahr 1785 zog Jefferson nach Paris und unternahm Reisen ins Burgund, nach Bordeaux, in die Champagne, ins Languedoc-Roussillon und in die Provence. Er verbrachte auch einige Zeit in der italienischen Region Piemont und entdeckte den Zauber der Barolos und Barbarescos. Bevor er Präsident wurde, war Jefferson George Washingtons Weinberater und -einkäufer und versorgte Washingtons Keller mit Champagner- und Bordeaux-Weinflaschen.
- Gene Mulvihill
Der 2012 verstorbene Gewinner des Wine Spectator Grand Award war der Besitzer des Restaurants Latour in New Jersey und besaß mit etwa 135.000 Flaschen eine der größten Weinsammlungen der Welt. Zu Mulvihills handverlesenen Flaschen gehören: 100 Jahrgänge (1863-2009) von Chateau Latour sowie vertikale Selektionen von Château Lafite Rothschild, Ausone, Haut Brion, Cheval Blanc, Margaux und Petrus. Nice to know: Mulvihill garantiert, dass keiner seiner Weine einen Korkgeschmack oder eine Oxidation aufweist. Denn im Keller befindet sich ein Kernspinresonanzlabor in dem mit verschiedenen Geräten die chemische Zusammensetzung und der Essigsäuregehalt bestimmt werden, ohne die Weine zu beeinträchtigen.
- Andrew Lloyd Webber
Viele dürften Andrew Lloyd Webber nur als berühmten englischen Komponisten und Produzenten von Musicals wie "The Phantom of the Opera", "Cats" und "Evita" kennen. Doch Webber ist auch ein großer und sehr erfolgreicher Weinsammler. Dank seiner Tante und seines Onkels, die italienische Weine liebten, kam er schon früh mit der Weinkultur in Berührung. Als er etwa zehn Jahre alt war, probierte er einen Barolo, und im Teenageralter hielt er sich bereits für einen Weinsammler – und sollte damit recht behalten: Ein paar Jahrzehnte später, im Jahr 2011, verkaufte Webber 8.837 französische Weinflaschen bei einer Auktion in China und erzielte dabei einen Erlös von rund 5.600.000 Dollar. Er bewahrt sein Portfolio feiner, seltener Weine in hochmodernen Kellern in seinem Haus in Hampshire auf.
Investieren in Wein
Sammlungen wie die der genannten Wein-Enthusiasten sind vermutlich für die wenigsten Liebhaber oder Weininvestoren realistisch. Zum einen, weil das Budget für den bloßen Ankauf und eine fachgerechte Lagerung in die Millionen gehen würde, zum anderen, weil viele begehrte Flaschen schlichtweg nicht auf dem Markt verfügbar sind. Und selbst wenn, bedarf es viel Expertise, um nicht Opfer eines “Etikettenschwindels” zu werden. Deshalb ist es gerade für beginnende Weininvestoren interessant, digitale Sachwertanteile in Erwägung zu ziehen. Auf diese Weise kommen Fine-Wine-Liebhaber in den “Genuss” von möglichen Preissteigerungen edler Weine, ohne den Aufwand eines Weinsammlers betreiben zu müssen.