Trend Impact Investing: Geld anlegen und Gutes tun
Im Gegensatz zum traditionellen, vorrangig renditeorientierten Investieren liegt der Fokus bei Impact Investing auf der Wirkung und dem gesellschaftlichen Nutzen des Investments. Das klassische Anlagedreieck aus Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit wird um Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt erweitert. Neben finanziellen Erträgen steht die Stiftung eines messbaren Mehrwerts im Vordergrund – im Idealfall geht dieser mit der Wahrung von attraktiven Renditechancen einher.
Nachhaltigkeit als Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als künftig wieder bereitgestellt werden kann, schafft in vielen Bereichen ein neues Bewusstsein: Angefangen bei der Ernährung und Entscheidung für Bio-Lebensmittel, über umweltfreundliche Mobilitätslösungen, ressourcenschonende Bauweise und regenerative Kreislaufwirtschaft bis hin zur Geldanlage. Die Nachhaltigkeitsstrategie der deutschen Bundesregierung hat dazu „Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialen Zusammenhalt und internationale Verantwortung” als Leitlinien festgelegt. Dass nachhaltige Investments ein Wachstumsmarkt sind, bestätigt auch der Marktbericht 2020 des FNG (Forum Nachhaltiger Geldanlagen). Demnach verzeichneten „grüne” Geldanlagen 2020 ein Wachstum von 23 % im Vergleich zum Vorjahr und summierten sich auf 269,3 Milliarden Euro. Privatinvestitionen in nachhaltige Fonds haben im Jahr 2019 um 96 % zugelegt.
Verantwortungsvolles Investieren ist attraktiv, aber nicht immer effektiv. Deshalb gilt es, zwei Ansätze zu unterscheiden: Impact Investing und Investments nach ESG-Kriterien. Generell stehen bei nachhaltigen Investments nicht nur die Rendite, sondern auch soziale und ökologische Faktoren und die Kontrollprozesse eines Unternehmens im Fokus. Diesen Ansatz verfolgen Geldanlagen nach den drei ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Sie stehen für ein Handeln im Einklang mit der Umwelt, Gesellschaft und unternehmerischer Sozialverantwortung. Häufig lässt sich der konkrete Nutzen von ESG-Anlageformen jedoch nicht messen. Hier kommt Impact Investing ins Spiel. Doch inwiefern unterscheiden sich ESG- und Impact Investing voneinander?
ESG-Investments: Verantwortliches Handeln ist mehr als nur ein Trend
Beim ESG-Investitionsprozess lassen sich grob zwei Herangehensweisen differenzieren: Der Ausschluss bzw. die Desinvestition zum einen, und die gezielte Investition zum anderen. Beim ersten Ansatz werden die betreffenden Unternehmen in der Regel zunächst nach den drei ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung gescreent (negativ screening). Dabei werden Problembranchen, wie z. B. die Rüstungs- oder Tabakindustrie ausgeschlossen.
Beim „Best in class”-Ansatz gilt es, die Unternehmen herauszufiltern, die in relevanten Teilbereichen positiv herausstechen (positiv screening). Dazu zählen beispielsweise besondere Leistungen im Bereich der Mitarbeiterführung oder einem geringen CO2-Fußabdruck. Im nächsten Schritt werden aus dem verbliebenen Anlageuniversum die renditestärksten Anlagen ausgewählt.
Mehr Transparenz durch ESG-Offenlegungspflicht
Um bei nachhaltigen Geldanlagen die Spreu vom Weizen zu trennen, können Anleger beispielsweise prüfen, ob die Fondsgesellschaft oder der Vermögensverwalter die von den Vereinten Nationen unterstützten Prinzipien für verantwortungsbewusstes Investment (PRI) unterzeichnet hat.
Des Weiteren tritt am 10. März 2021 die neue ESG-Offenlegungsverordnung (Level 1) in Kraft, die Nachhaltigkeitskriterien transparenter machen soll. Finanzinstitute, Fonds oder Versicherungen müssen dann beispielsweise offenlegen, ob und wie ESG-Kriterien in Investmententscheidungen berücksichtigt werden. Oder, welche negativen Auswirkungen eine Investitionsentscheidung auf Nachhaltigkeitsfaktoren hat. Darüber hinaus regelt die Offenlegungsverordnung weitere Transparenzpflichten auf Produktebene in den Verkaufsprospekten, auf der Website und in den regelmäßigen Berichten.
Impact Investing: Geld verdienen mit dem guten Gewissen?
Auch das sogenannte Impact Investing zählt zu den nachhaltigen Geldanlagen. Finanzmarktteilnehmer und Investoren möchten mit ihrer Investition eine positive Wirkung (Impact) erzielen. Im Unterschied zu den klassischen ESG-Anlagen geht es dabei nicht nur um die Vermeidung von kritischen Inhalten, sondern vielmehr um die Erzielung eines konkret messbaren, positiven Mehrwert der Investition. Zum Beispiel in Bereichen wie Umweltschutz, Zugang zu Bildung oder Verminderung von Armut. Impact Investoren wollen mit ihrer Kapitalanlage einen gesellschaftlichen, gesundheitlichen oder ökologischen Wandel anstoßen. Sie legen ein Wirkungsziel und eine Wirkungslogik fest und integrieren diese in den gesamten Investmentprozess.
Gerade bei Millennials sind Investments und Impact inzwischen fest miteinander verbunden. Rund 95 Prozent der zwischen den 1980ern und den späten 1990ern geborenen Anleger interessieren sich laut einer Studie von Morgan Stanley generell für nachhaltiges Investieren. Rund 67 Prozent verfügen bereits über eine oder mehrere solcher Geldanlagen. Dabei ist für junge Investoren Messbarkeit ein entscheidendes Kriterium: 91 Prozent erwarten umfassende Reports über den sozialen und / oder ökologischen Impact ihrer Anlagen.
Aber: Nachhaltigkeit ist ein weites Feld, das von vielen Fondsgesellschaften und Asset Managern beackert wird, die darauf spekulieren, dass sich beispielsweise „Grün” immer verkauft – egal, was sich hinter dem vermeintlichen Ökolabel tatsächlich verbirgt. Aufgrund fehlender Transparenz, valider ESG-Kriterien und Definitionen gibt es keine Garantie dafür, dass Unternehmen nicht einfach aus Marketinggründen ihre Finanzprodukte nachhaltig nennen, ohne entsprechende Kriterien oder Prüfprozesse zu erfüllen.
Da man mit dem Thema Nachhaltigkeit heutzutage auf emotionale Weise Kunden sehr gut erreichen kann, gibt es hier auch viel Spielraum für Missbrauch. So mag ein Investmentprojekt durchaus einen guten Zweck unterstützen – trotzdem kann dieses Investment aber riskant und mit einem kurzfristigen Renditeziel strukturiert sein. Kunden sollten sich nicht von dem reinen Versprechen der Nachhaltigkeit blenden lassen, sondern genau auf ein ausgewogenes Zusammenspiel aller Faktoren achten, die Risiko und Rendite beeinflussen.
Nachhaltiges Produktportfolio für eine zukunftsfähige Gesellschaft
Der Trend zu nachhaltigen Investitionen könnte aufgrund der Corona-Pandemie in den kommenden Jahren sogar noch Fahrt aufnehmen, weil die Krise bei einigen Menschen zu einer Bewusstseinsveränderung führt. Sowohl bei Konzernen, als auch Investoren: Unternehmen, die gesellschaftliche und ökologische Veränderungen als Herausforderung statt als Hürde begreifen, haben beste Aussichten auf langfristigen Erfolg. Davon profitieren wiederum Anleger, die mit Impact Investing sowohl Gutes tun, als auch marktkonforme Renditen erzielen können.
Entscheidend wird dabei sein, inwieweit Unternehmen einerseits die langfristige Orientierung auf Risikominimierung und andererseits die kontinuierliche Entwicklung des Portfolios im Hinblick auf nachhaltige Projekte vereinbaren können, so dass letztlich alle profitieren: Anleger durch eine kontinuierliche, stabile Rendite und die Gesellschaft durch innovative, zukunftsfähige Lösungen.