Was bedeutet der DeFi-Hype für Blockchain-Lösungen von Unternehmen?
Der DeFi-Hype ist in vollem Gange. Die Blockchain-Technologie ist allem voran in der Finanzbranche einer der Megatrends des 21. Jahrhunderts. Dennoch gibt es einige technische Herausforderungen der Blockchain, die noch bewältigt werden müssen. Erst kürzlich hat die stark angestiegene Transaktionsanzahl von Ethereum die Kosten für den Handel in die Höhe schießen lassen. Dies zeigt deutlich, dass bei der Implementierung und Verwendung von Blockchain-Lösungen für Unternehmen die Themen Compliance und Skalierbarkeit differenziert betrachtet werden müssen.
Der DeFi-Hype mit unzähligen Projekten
Der Krypto-Sektor befindet sich aktuell in einem Aufschwung. Der Wert von Ethereum hat sich in den letzten Wochen überdurchschnittlich entwickelt. Die Kryptowährung mit der größten Marktkapitalisierung Bitcoin notiert ebenfalls kontinuierlich über der 11.000 US-Dollar-Grenze.
Eine größere Rolle dabei spielt der Bereich der dezentralisierten Finanzen (DeFi), der klassische Finanzkonzepte mit den Vorteilen der Blockchain-Technologie verbindet. In einer Public Blockchain dezentral gespeicherte Informationen über Transaktionen sind dabei für alle Teilnehmer zugänglich. Keinem einzelnen Teilnehmer obliegen Kontrolle, Verantwortung oder Verwaltung. Zugriffsrechte sind zur Teilnahme an der Public Blockchain nicht erforderlich. Seit vielen Jahren beschäftigen sich unzählige Entwickler auf der ganzen Welt mit den unterschiedlichen Anwendungen der Blockchain-Technologie und deren Umsetzung im Alltag. Die Nachfrage steigt kontinuierlich. Der Fokus liegt auf der Ethereum-Blockchain, da die absolute Mehrheit der wichtigsten Protokolle für DeFi auf Ethereum basieren.
Weiterer Indikator für die rasante Entwicklung von DeFi sind die dezentralen Börsen, allen voran Uniswap, die im September sogar ein höheres Handelsvolumen als Coinbase vorweisen konnte. Das Besondere an Uniswap: Die Börse hält Ether und Tokens vorrätig, um den Umtausch auch marginaler Nischenwährungen zu stabilen Preisen zu ermöglichen, ganz ohne zentrale Instanz. Bei Uniswap handelt es sich um die erste dezentrale Börse, die Anwendung in der breiten Masse und darüber hinaus weltweit findet.
Blasenbildung bei DeFi?
DeFi-Projekte gibt es aktuell wie Sand am Meer. Für die größere Nachfrage nach DeFi-Projekten und de aktuellen Run auf Kryptowährungen gibt es diverse Gründe. Viele DeFi-Projekte basieren auf der Ethereum-Blockchain und erfordern das Hinterlegen von Ethereum als Sicherheit. Darüber hinaus hat die Covid-Pandemie 2020 in Verbindung mit der Geldflut der Zentralbanken das Vertrauen in die Finanzsysteme geschwächt. In instabilen Zeiten suchen Menschen und Anleger vermehrt nach alternativen Finanzsystemen oder Währungen, die sie für eine sichere und profitable Geldanlage halten, und werden bei Krypto-Projekten fündig.
Dezentrales Ökosystem Ethereum: Marktführer bei steigender Performance
Bei Ethereum handelt es sich um eine Open-Source-Plattform, die auf einer Blockchain basiert. Anders als die Blockchain der Kryptowährung Bitcoin handelt es sich bei Ethereum um ein dezentrales Ökosystem für unterschiedliche Projekte. Mit dem offenen Protokoll lassen sich diverse Anwendungen und Projekte umsetzen. Im Vergleich zur zentralen Speicherung von Daten auf Servern bietet die Blockchain-Technologie eine Alternative, die fälschungssichere Daten gewährleistet.
Mit dem Ökosystem als Basis wurden bereits in der Vergangenheit zahlreiche dezentrale Anwendungen programmiert oder die Nutzung von Smart Contracts umgesetzt. Digitale Sachwertinvestitionen, tokenisierte Wertpapiere und andere digitale Finanzprodukte sind dadurch möglich. Langfristig könnte Ethereum zahlreiche Lebensbereiche disruptiv verändern. Nach einer Studie von PWC handelt es sich bei Ethereum um die nächste Entwicklungsstufe nach der Bitcoin-Blockchain, bei der öffentliche Blockchains eine Verbindung mit Smart Contracts ermöglichen.
Volatilität von Transaktionskosten und Lösungsansätze
Der Blockchain Ethereum kommt heute große Bedeutung im gesamten DeFi-Sektor zu. Jüngst drückte sich der Hype um Ether und Ethereum-basierte Coins durch einen enormen Anstieg der Transaktionskosten auf der Ethereum-Blockchain aus. Denn je beliebter die Coins und Token des Ethereum-Ökosystems werden, desto mehr Transaktionen müssen von den Ethereum-Minern verarbeitet werden. Diese können wählen, welche Transakationen sie zuerst verarbeiten. Logischerweise, wählen die Miner Transaktionen, welche für sie lukrativer sind. Kunden, die Ethereum-Coins auf Uniswap tauschen wollten, mussten vor Kurzem bis zu 1.200 US-Dollar Gebühren zahlen – für nur eine einzige Transaktion.
Wie wird sich das Problem der Ether-Blasen lösen lassen? In Betracht kommen zwei Entwicklungen. Entweder schaffen es technische Innovationen, die Blockchain Ethereum wirtschaftlich zu optimieren und die starke Volatilität der Transaktionskosten zu verringern, oder hochskalierbare Blockchain-Technologien könnten Ethereum langfristig im DeFi-Bereich den Rang ablaufen. Technische Lösungen könnten in Form von Ethereum 2.0 in Reichweite sein. Das Upgrade des Ethereum-Netzwerks soll die Blockchain effizienter gestalten, skalierbarer machen und die Transaktionsgeschwindigkeit auf der Ethereum-Plattform um ein Vielfaches erhöhen. Die Implementierung von Ethereum 2.0 ist für den Zeitraum der nächsten fünf bis zehn Jahre angedacht.
Ist die Blockchain massentauglich und praxissischer?
Am Beispiel von Ethereum lassen sich einige Besonderheiten der Public Blockchain aufzeigen, die sie für den massiven Einsatz im öffentlichen Bereich problematisch macht. Im Gegensatz zur Private Blockchain (Permissioned Blockchain) erfolgt keine Regulierung des Zugangs. Es gibt keine Berechtigungsregelungen, die den Zugang beschränken könnten. Einer der großen Vorteile der Public Blockchain in Form der Zugänglichkeit für jedermann wird zugleich zum größten Risiko. Mit der zunehmenden Beliebtheit explodierten die Transaktionskosten und die Transaktionsgeschwindigkeit verlangsamt sich. Zurzeit kann Ethereum etwa 15 Transaktionen pro Sekunde errechnen. Um für massentaugliche, alltägliche Zahlungen nutzbar zu sein, müssten etwa 100-mal mehr Transaktionen pro Sekunde möglich sein.
Nur durch technische Optimierungen und die schnelle Implementierung von ETH 2.0 kann die Public Chain Ethereum ihre Bedeutung im DeFi-Sektor bestätigen. Sofern dies nicht gelingt, müssen neue Lösungen her, die die Anwendung der Blockchain-Technologie massentauglich und praxissicher gestalten.
Public Blockchain und Permissioned Private Blockchain: gleichberechtigte Modelle für unterschiedliche Bereiche
Eine Zwischenlösung ist die Permissioned Private Blockchain. Da solche geschlossenen Blockchains meist von Unternehmen als Dienstleistung für Kunden angeboten werden, unterliegen sie besonderen prozessualen und Compliance-Anforderungen. Genau wie die Public Chain charakterisiert auch die Permissioned Private Chain eine Variante der Blockchain-Technologie als sogenanntes Peer-to-Peer-Netzwerk. Aber während bei den Public Blockchains die Teilnahme am Netzwerk jedermann offen steht, ist bei den Private Blockchains der Zugang beschränkt.
Die zentrale Regelung der Berechtigungen beschränkt den Zugriff auf die Blockchain-Technologie mitsamt Daten. Folglich ist eine inflationäre Inanspruchnahme der Blockchain nicht möglich, die die Stabilität des gesamten Systems durch Kostenexplosion gefährden könnte. Nur wer Kunde ist und vom Anbieter verifizierten Zugang erhält, kann die Blockchain für Transaktionen nutzen. Der Anbieter der privaten Blockchain kontrolliert, verwaltet und reglementiert den Zugang. Gemeinhin lässt sich feststellen, dass öffentliche und private Blockchains für unterschiedliche Anwendungsbereiche konzipiert wurden. Beide Varianten haben ihre Berechtigung und werden in einer digitalisierten Welt ihren Platz finden.