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Was müssen Unternehmen beim Einsatz der Blockchain-Technologie berücksichtigen?

Was müssen Unternehmen beim Einsatz der Blockchain-Technologie berücksichtigen?

Tim
4 Minuten 
Lesezeit
July 17, 2020

Die Blockchain-Technologie gilt als Zukunftshoffnung für zahlreiche Sektoren vom Banking bis hin zur Immobilienbranche. Die Einsatzzwecke und Möglichkeiten verbunden mit dieser Technologie scheinen schier unendlich. Der Bitcoin hat eindrucksvoll bewiesen welchen Nutzen die Technologie haben kann. Doch bezogen auf einen Einsatz im Unternehmen sind weitere Parameter entscheidend und müssen kritisch bewertet werden.

„Darf es eine Blockchain-Anwendung sein?“ 

Der Hype um die Blockchain-Technologie lässt nach Ansicht der Analysten von Gartner in ihrem Hype Cycle for Blockchain Business (2018) nach und die Realität rückt mehr in den Fokus. Viele einst verheißungsvolle Blockchain-Anwendungen sind mittlerweile wieder verschwunden oder sind gar als Idee verpufft. Einige Unternehmen versuchen sich mit mehr oder weniger Erfolg an diesem Thema - so weiß man zum Beispiel nicht ob und wann beispielsweise die Facebook-eigene Kryptowährung namens Libra kommt.

Wenn von Blockchain die Rede ist, dann spricht man über eine Software, eine Basis-Technologie, mit der eine Anwendung wie der Bitcoin programmiert und betrieben werden kann. Im Anwendungsfall von digitalen Kryptowährungen wird eine Datenbank über ein öffentliches Peer-to-Peer-Netzwerk verteilt. Wie in einem Register wird eine Wertübertragung in Form einer Transaktion dokumentiert und transparent protokolliert. Datenblöcke werden untereinander mittels kryptischen Verfahrens verbunden. Wie in einer Kette ist jedes Glied miteinander verbunden, denn jeder Datenblock kennt ebenso den vorherigen Datenblock, so auch der Name „Blockchain“. Da dieses Register von allen Teilnehmern verteilt abgespeichert wird, ist es nahezu unmöglich hier eine Manipulation durchzuführen. Das macht es möglich, dass digitale Werte mit einem sehr hohen Maß an Sicherheit gehandelt werden können. 

Beim Anwendungsfall Kryptowährung macht es Sinn auf ein weltumspannendes P2P-Netzwerk zu setzen. So wird das Register über den Globus verteilt und die Manipulationssicherheit stark erhöht. 

Viele Unternehmen sehen die Vorteile der Blockchain-Technologie, allerdings bleiben Fragen im unternehmerischen Kontext offen. Wie sehen die rechtlichen Rahmenbedingungen aus? Was ist steuerlich oder regulatorisch zu klären und wer übernimmt die Haftung?
Für Unternehmen sind weitere Anwendungsfälle entscheidend bei den Einsatzmöglichkeiten der Blockchain. Nicht jedes Unternehmen will gleich eine digitale Kryptowährung initiieren. Warum sollte ein in Deutschland operierendes Unternehmen interne Informationen, Kundendaten oder digitale Werte in einem weltweit verfügbaren P2P-Netzwerk bereitstellen, wobei die Daten meist nicht anonymisiert, sondern nur pseudonymisiert für alle Ewigkeit abgespeichert sind?

Der Blick unter die Blockchain-Motorhaube

Bei der Blockchain-Technologie ist von fünf Kernkomponenten die Rede: 

Verteilung

Das Netzwerk wurde für die Verteilung entwickelt. Nutzer können sich an unterschiedlichen Orten befinden und einen Knoten betreiben. Damit nehmen sie am Netzwerk aktiv teil. Über das Netzwerk werden Transaktionen verteilt und jeder Teilnehmer aktualisiert seine Kopie der Datenbank (Ledger). 

Verschlüsselung

Die Blockchain verwendet öffentlliche und private kryptografische Schlüssel, um Daten sicher zu verknüpfen und pseudonymisiert aufzuzeichnen. Die Teilnehmer haben mit dem öffentlichen Schlüssel ein Pseudonym. Bei einer Transaktion können Teilnehmer kontrollieren welche Informationen geteilt werden sollen. 

Unveränderlichkeit

Jede verarbeitete Transaktion wird kryptografisch signiert und mit einem Zeitstempel versehen. Über das verteilte Netzwerk werden die Daten im Ledger abgespeichert. Eine Manipulation von verschlüsselten Daten ist nahezu unmöglich. In einigen Fällen kann es zu Anpassung kommen, dafür muss allerdings die Mehrheit der Teilnehmer der Änderung zustimmen. 

Tokenisierung

Digitale Werte können mit Hilfe der Blockchain erzeugt werden und über Transaktionen getauscht werden. Die Werte werden in Form von Token angegeben. Ein Token kann einen finanziellen Wert aber auch Daten bis hin zu physischen Vermögenswerten darstellen. Mit Token können ebenso Zugänge, Teilnahme oder eine Abstimmung kontrolliert werden. 

Dezentralisierung

Innerhalb des Blockchain-Netzwerkes werden die Informationen, Regeln und die Funktionsweise mittels einem sogenannten Konsensmechanismus verwaltet. Mit Hilfe der Dezentralisierung soll keine einzelne Entität die Kontrolle behalten, sondern jeder Teilnehmer soll gleichsam über den Konsensmechanismus die Regeln kontrollieren können. 

Compliance: Private Blockchain reguliert und mit Transparenz

Es gibt öffentliche Blockchain-Netzwerke, sogenannte „Public Blockchains“ oder auch „Mainnets“ genannt, die es möglich machen direkt von den Kernkomponenten der Blockchain-Technologie zu profitieren. Eine Anwendung kann so von der Dezentralität und dem exisitierenden Ökosystem profitieren. Man sollte nicht außer Acht lassen, dass Transaktionen und vor allen Dingen das Schreiben von Daten in die öffentlichen Blockchains durchaus teuer sein kann. Ebenfalls ist man abhängig von der Skalierung der Infrastruktur. Die Infrastruktur wird durch die Community getragen und gibt auch die Spielregeln vor. Sollte es zu einer Anpassung des Protokolls oder des Konsensmechanismus kommen, so muss man in die Anwendung diese Änderungen implementieren. 

Weil die Daten meistens nicht anonym gespeichert werden, sehen Datenschützer den Einsatz aktueller Versionen von verfügbaren öffentlichen Blockchains in Bezug auf die EU-DSGVO für den Unternehmenszweck als problematisch an. Jeder Teilnehmer kann durch sein Bereitstellen eines Netzwerkknotens für die Verarbeitung der Daten haftbar gemacht werden. Verstöße gegen die EU-DSGVO können empfindliche Strafen nach sich ziehen. 

Um dennoch mit der Blockchain-Technologie starten zu können, kann ein Unternehmen eine eigene Infrastruktur aufsetzen. Bei der Wahl der Technologie sollten Unternehmen sich im Klaren sein, welcher Anwendungsfall gelöst werden soll. Das Ethereum-Protokoll ist beispielsweise ein Branchenprimus und kann für eine private Blockchain-Infrastruktur verwendet werden. Als Betreiber einer privaten Blockchain ist die Dezentralität anfänglich nicht gegeben, kann aber durch die Kooperation mit weiteren Teilnehmern wachsen. Betreiber sind in der Lage die Spielregeln für das Netzwerk zu bestimmen, beispielsweise den Teilnehmerkreis oder die Kosten für eine Transaktion. Zwar besitzt dann wiederum ein zentraler Akteur die Macht über die private Blockchain, doch es gilt stets abzuwägen. 

In einem hoch regulierten Finanzmarkt unterliegt man ohnehin Reportingpflichten, Compliance und besonderen Richtlinien. Eine private Blockchain sollte mit dem Gesetzgeber oder der zuständigen Prüfstelle abgestimmt werden und auditierbar sein. Obwohl die Blockchain-Technologie zugänglicher geworden ist, sollten bei der unternehmerischen Bewertung die fachlichen, technischen, organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen vorab geklärt werden. 

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