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White-Label-Solution: Das Beste aus zwei Welten?

White-Label-Solution: Das Beste aus zwei Welten?

FINEXITY
4 Minuten 
Lesezeit
April 1, 2022

Die internationale Bankenwelt befindet sich im Umbruch. Deren „Brot und Butter Geschäft”, das zu einem Großteil auf verzinsten Anlageformen bestand, ist aufgrund der Nullzinsphase nicht mehr tragfähig. Zugleich drängen immer mehr FinTech-Unternehmen, Neobroker und branchenfremde Großkonzerne auf den Markt, die über White-Label-Lösungen Bankingprodukte anbieten. Erfahren Sie, wie neue Geschäftsmodelle und Technologien die Finanzwelt erobern und welche Vorteile Banken und Kunden daraus ziehen könnten.

Was sind White-Label-Lösungen im Finanzsektor?

Die rasch fortschreitende Digitalisierung verändert die Erwartungen und Verhaltensweisen von Kunden, senkt die Markteintrittsbarrieren und führt dazu, dass Grenzen zwischen einzelnen Branchen verschwimmen. White-Label-Services und Produkte werden seit Jahren in vielen Branchen – von der Nahrungsmittel- bis hin zur Pharmaindustrie – eingesetzt. Auch im Banken- und Finanzbereich findet dieses Konzept Anwendung. Der Begriff „White Label" bezieht sich dabei im Wesentlichen auf ein Produkt oder eine Dienstleistung, die von einer Partei entwickelt oder hergestellt und von einer anderen vermarktet und verkauft wird.

Im Finanzwesen beschreibt White Label die Infrastruktur und Leistungen, die von einem Partner hergestellt, betrieben und für eine Drittpartei zur Verwendung bereitgestellt werden. Da für den Vertrieb vieler Produkte eine Infrastruktur benötigt wird, die einerseits Zahlungsströme, digitale Zeichnungsstrecken und die Übermittlung von Daten allgemein steuert, die branchenfremden Unternehmen meist fehlt, bietet eine White Label Lösung eine einfach zu implementierende Open Banking-Infrastruktur. So gliedern mittlerweile beispielsweise auch BigTechs wie Amazon Produkte in das Kernangebot traditioneller Banken ein. Umgekehrt profitieren auch traditionelle Banken von White Label Lösungen innovativer Fintech-Unternehmen, die ihr bestehendes Produkte- und Serviceangebot sinnvoll erweitern können.

White Label Lösung, auch Open Banking Solution oder Software-as-a-Service (SaaS) genannt, zählt zu den wichtigsten Innovationen für den übergeordneten Ansatz des „Open Bankings“, das seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Sowohl für Verbraucher, als auch für Unternehmen und Investoren. So glauben beispielsweise Führungskräfte, die an einer Umfrage zu Zahlungen und Open Banking teilgenommen haben, dass die Akzeptanz und Nutzung von Open-Banking-APIs bei den Verbrauchern in den nächsten drei bis fünf Jahren um 76 % bzw. 50 % steigen wird.

Eine KPMG Studie verdeutlicht zudem, dass der FinTech-Markt als attraktives Investment angesehen wird: Die weltweiten Venture Capital-, M&A- sowie Private Equity-Investitionen in FinTechs haben sich in der zweiten Jahreshälfte 2020 verdoppelt. Während bis Juli 2020 rund 33,4 Milliarden Dollar in den FinTech-Markt flossen, stieg diese Investitionssumme in der zweiten Jahreshälfte nochmals um 71,9 Milliarden Dollar an.

Wie können Banken von White-Label-Lösungen profitieren?

Traditionelle Banken und FinTech-Start-ups müssen jedoch nicht zwangsläufig im Wettbewerb  um Investitionen, Marktanteile und Kunden stehen. Vielmehr können beide Parteien sinnvoll miteinander kooperieren, um gemeinsam die Zukunft im Finanzsektor zu gestalten. Gerade Geldinstitute, die in Sachen Digitalisierung häufig noch großen Nachholbedarf haben, können von FinTech White-Label-Lösungen profitieren. Denn noch nie war es so ein­fach für Ban­ken, Whi­te-La­bel-Ser­vices an­de­rer Dienst­leis­ter zu­zu­kau­fen: Sei es im Be­reich IT-Se­cu­ri­ty, bei Kreditgeschäften, Versicherungen oder auch Blockchain-Technologie bei digitalen Vermögenswerten.

Das FinTech-Unternehmen selbst tritt dabei für den Endkunden nicht in Erscheinung. Stattdessen wird die Angebotspalette unter der Marke des Traditionsinstituts geführt und vollständig in dessen Prozesse integriert. Für den Kunden wirkt es so, als nutze er die Dienstleistung seiner Bank ohne ein zwischengeschaltetes Unternehmen.

Weitere Vorteile von White-Label-Solutions für traditionelle Banken sind:

  • Ausbau des Produktportfolios
  • Profitieren vom Wissen, der Technologie und Agilität des FinTech-Partners
  • Zeit- und Kostenersparnis durch die Nutzung bereits vorhandener Services
  • Kurze Time-to-Market Phase
  • Marktposition stärken
  • Abstand zu Wettbewerb vergrößern
  • Neue Erlösquellen erschließen

Für Banken sind White-Label-Lösungen also eine gute Möglichkeit, um schnell in neuen Leistungsbereiche vorzudringen. Bei der Auswahl eines FinTech-Partners sollten jedoch nicht nur dessen Produkte, sondern auch Professionalität, Vertrauenswürdigkeit und Expertise bei der Integration des Angebots in bestehende, teils sehr umfangreiche Bankensysteme geachtet werden.

Welche Vorteile hat Open Banking für Kunden?

Für Kunden haben White-Label- bzw. Open-Banking-Angebote mehrere Vorteile. Statt bei unterschiedliche Banken, Trading Apps oder Finanzdienstleistern ein Kundenkonto einrichten zu müssen, erhalten sie innovative Lösungen und Produkte aus einer Hand. Und das bei einem Geldinstitut ihres Vertrauens, mit dem Kunden teils schon jahrzehntelang zusammenarbeiten. Verbraucher müssen sich nicht erst an neue Interfaces, Ansprechpartner oder Prozesse gewöhnen, sondern können bei ihrer „Hausbank” bleiben – und trotzdem neue Produkte nutzen.

Eine White-Label-Lösung ist also sowohl ein effizienter Wachstumshelfer für Banken und FinTechs, als auch eine attraktive – und regulierte – Möglichkeit zur Befriedigung von Kundenbedürfnissen.

Um Verbraucher besser zu schützen und den Wettbewerb im Zahlungsverkehr zu fördern, wurde 2015 die zweite EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 (Payment Services Directive 2) erlassen. Sie reguliert u.a. die Öffnung der Banken- und Finanzwelt für Drittanbieter. PSD2 definiert die Zahlungsautorisierung in der gesamten Branche neu und liefert somit einen entscheidenden Beitrag zur Vereinfachung für Banken und Kunden. Daraus ergeben sich drei Hauptvorteile:

  • Regulierte Rahmenbedingungen
  • Security durch sichere Kundenauthentifizierung
  • Die Möglichkeit für Drittanbieter auf Kontoinformationen zuzugreifen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch White-Label-Lösungen eine neue Dynamik im Markt entsteht, die den Finanzsektor nachhaltig verändern und sowohl Banken, als auch Kunden etliche Zusatznutzen bieten wird. Ein Praxisbeispiel ist die White-Label-Lösung von Sachwert Invest der Sparkasse Bremen. Über die Sachwert Invest stehen digitalisierte Vermögenswerte für Kleinanleger zur Verfügung. Jeder kann sich bereits ab 500 Euro an der Finanzierung von Immobilienprojekten beteiligen.

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