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Wein-Investment: Wann wird Wein zur Wertanlage?

Wein-Investment: Wann wird Wein zur Wertanlage?

FINEXITY
4 Minuten 
Lesezeit
April 14, 2022

Gerade in Krisenzeiten ist Fine Wine ein attraktives Investment. Doch nicht jeder Wein-Kellerfund muss wertvoll sein, zumal sich nur weniger als ein Prozent der weltweiten Weine als Investment-Grade-Wines eignet. Darüber, ob ein edler Tropfen auch als Wertanlage interessant ist, entscheiden verschiedene Kriterien. Erfahren Sie, welche Faktoren einen Wein als Fine Wine klassifizieren und wie auch Neu-Investoren „auf den Geschmack” kommen können.

Link: Investment-Grade-Wines

Welche Faktoren beeinflussen die Qualität und den Wert eines Weins?

Sammlerstücke bzw. Alternative Investments wie Classic Cars, Kunst, Diamanten oder Fine Wine dienen gerade in Krisenzeiten dazu, das Portfolio zu stabilisieren, die Rendite zu verbessern und die Schwankungsbreite zu reduzieren. Positiv ist zudem die geringe Korrelation zum Kapitalmarkt, da „Collectibles” ihren eigenen Preisbildungsgesetzen folgen. Um herauszufinden, ob ein Wein Potenzial als Kapitalanlage hat, sollten Investoren auf folgende Kriterien achten:


  • Weinanbaugebiet
    Die wichtigsten Weinanbaugebiete, die Investoren kennen sollten, liegen in Frankreich (u.a. Bordeaux, Burgund, Champagne, Rhone), Italien (u.a. Toskana, Barolo), Kalifornien (Napa Valley und Sonoma) sowie in Australien. Im Burgund in Frankreich wurden im vergangenen Jahr 41 der 50 wertvollsten Weine der Welt angebaut. In diesem Jahr stiegen die Bodenpreise dort erneut um 8,7 Prozent. Die teuersten Weinberge Frankreichs befanden sich 2020 aber an der Côte d'Or: Ein Hektar Grand-Cru-Fläche wurde dort mit 6,7 Millionen Euro bewertet, was einem Anstieg von vier Prozent gegenüber 2019 entsprach.

    Einige Weine werden allein durch ihre Herkunft zu Besonderheiten. Zum Beispiel, weil sie aus kleinen Regionen oder gar Einzellagen kommen. Wie etwa die Grand Crus aus dem Bordeaux oder Pensolds Weine aus Australien.

  • Weingut
    Die Herkunft ist ein Schlüsselfaktor, der Qualität und Wert bestimmt. Zu den weltweit exklusivsten Weingütern bzw. Châteaus, die regelmäßig wertvolle Spitzenweine hervorbringen, zählen u.a.: Mouton-Rothschild, Lafite-Rotschild, Pétrus, Château Margaux, Domaine de la Romanée-Conti, Screaming Eagle und Opus One.

  • Klassifikation
    In der gesamten EU muss laut Weingesetz auf dem Etikett eines Weines die Qualitätsstufe bzw. Klassifizierung angegeben werden. Die Bezeichnungen unterscheiden sich jedoch je nach Herkunftsland des Weins. In Italien werden Qualitätsweine mit DOC, die besten Weine als DOCG klassifiziert. Zu erkennen sind die edlen Tropfen sowohl an der Beschriftung des Etiketts, als auch an der Banderole am Flaschenhals. Weine aus Frankreich gehören Qualitätsstufen an, die von den einfachen Tafelweinen bis hin zu den Spitzenprodukten aus kontrollierten Herkunftsgebieten (AOP) reichen.

  • Jahrgang
    Weininvestoren sind immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Jahrgängen oder seltenen Editionen. 2021 war zum Beispiel in Europa ein historisch schlechtes Weinbau-Jahr, wobei die geringe Produktionsmenge wiederum zu höheren Preisen für Spitzenweine führen könnte. Aufgrund klimatisch ungünstiger Bedingungen (langer, kalter Frühling, extrem heiße Sommer) kam es vor allem in Italien (-9 %), Spanien (-14 %) und Frankreich (-27 %) zu deutlichen Produktionsrückgängen.

    Doch der Jahrgang allein macht einen Wein noch nicht zu einem Jahrhundertwein. Viele Weine reifen erst mit der Zeit zu Spitzenweinen. Manche Weinraritäten galten auch lange als verschollen und machten erst nach ihrer „Wiederentdeckung” Furore.

  • Geschichte und Geschichten
    Manchmal machen auch ungewöhnliche Geschichten aus Wein wahre Raritäten. Zum Beispiel bei Flaschen, die aus dem Wrack eines Schiffes geborgen wurden oder im Besitz von Königen oder anderer berühmter Persönlichkeiten waren.

  • Weinkritiker
    Weinkritiker degustieren, beschreiben und bewerten Weine und veröffentlichen ihr Urteil, das den Preis eines edlen Tropfens enorm beeinflussen kann. Einer der einflussreichsten Kenner weltweit ist James Suckling, dessen Rezensionen heute bei Weinliebhabern und Weinhändlern größten Respekt genießen.

    Robert Parker hat mit seinen „Parker Points” die Preisgestaltung der Weinbranche maßgeblich geprägt. Er und sein „Wine Advocate“ haben das 100-Punkte-Schema etabliert, das noch heute von seinen Thronfolgern erfolgreich fortgesetzt wird. Untersuchungen haben ergeben, dass ein um einen Punkt höheres Parker-Rating die Rendite einer Weininvestition um bis zu 5,5 Prozent steigert.

  • Herkunft und Lagerung
    Fine Wine wird meist in einem speziellen Zolllager aufbewahrt, um optimale Bedingungen zum Schutz von Qualität und Wert zu gewährleisten. Die Lagerung und ein lückenloser Herkunftsnachweis sind wichtige Aspekte beim Kauf von Investitionsweinen. Auch wirken sich die Füllmenge, der Zustand des Korkens, der Original-Holzkiste und des Etiketts auf den Preis aus. Idealerweise sollten Investitionsweine deshalb perfekt verpackt bei optimalen Klimabedingungen gelagert werden. Um wirklich eine Investition zu tätigen, kauft man idealerweise 6er- oder 12er-Kisten und lagert diese in einem klimatisierten Keller. Denn Fine Wine muss dunkel, konstant warm (10 bis 15 Grad) und bei 50 bis höchstens 70 Prozent Luftfeuchtigkeit aufbewahrt werden.


Trinkreife: Wie lange sind edle Weine genießbar?

Die Lebensdauer von Wein ist begrenzt und höchst unterschiedlich. Günstige Weine werden bei langer Lagerung größtenteils schlechter. Spitzen Rot- oder Weißweine können dagegen lange genießbar sein und erreichen die optimale Trinkreife oftmals erst nach zwei Jahrzehnten. Süßweine wie Madeira und Tokajer sind sogar noch nach Jahrhunderten genießbar. Weinkritiker veröffentlichen oft ein Zeitfenster, wann die ideale Trinkreife erwartet wird. Bei diesem „Trinkzeitfenster“ handelt es sich um einen längeren Zeitraum, in dem ein Wein die optimale Reife in seiner Entwicklung erreicht hat und höchstmöglichen Trinkgenuss verspricht.

Es wird durch mehrere Faktoren bestimmt - so zum Beispiel durch Tannine (pflanzliche Gerbstoffe). Weine mit hohem Tanningehalt bringen bessere Voraussetzungen für die Reife mit, da deren Geschmack mit der Zeit runder wird. Auch Zucker, Säure und Alkoholgehalt spielen eine Rolle beim Reifeprozess, durch den Spitzenweine erst ihre Komplexität und Balance erlangen.

Die Trinkreife ist natürlich vor allem für den Weingenuss relevant. Doch auch um mit Fine Wine im Falle eines Verkaufs den besten Preis zu erzielen, brauchen Investoren Kenntnis vom Trinkzeitfenster ihrer Weine. Denn wenn man einen Wein kauft, den man in den nächsten zwei Jahren trinken muss, so ist das kein Investment im klassischen Sinne, sondern eines in den Genuss.

Fine Wine als Investment

Wer Wein lieber trinkt als zu warten, bis er an Wert gewinnt, kann auch alternative Wein-Investments in Erwägung ziehen. Zum Beispiel in Form von Weinaktien oder digitalisierten Anteilen an ausgewählten Spitzenweinen mit interessanter Renditeperspektive.

Schon seit dem Frühjahr 2020 ist der Fine-Wine-Index 100 der Londoner Wein-Börse Liv-ex (London International Vintners Exchange) im ständigen Aufwärtstrend und hat im Vergleich zum Vorjahr um rund 19 Prozent zugelegt. Im Coronajahr 2021 ging es sogar um mehr als 23 Prozent aufwärts. Mit dieser Performance hat Fine Wine andere Investmentklassen wie Gold und auch manche Aktienindizes geschlagen.

Selbst wenn die erhoffte Wertsteigerung einmal ausbleiben sollte, bleiben Investitionen in Fine Wine ein solider Bestandteil im Portfoliomix. Denn Wein ist aufgrund seines hohen, intrinsischen Wertes und der natürlichen Verknappung durch eine niedrigere Volatilität gekennzeichnet. Zumal mit jedem getrunkenen Fine Wine der Preis der verbliebenen Flaschen steigt – die mit zunehmender Reife häufig auch noch an Qualität und Wert gewinnen.

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