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Bordeaux-Klassifizierungen: Die wichtigsten Wegweiser für Qualität

Bordeaux-Klassifizierungen: Die wichtigsten Wegweiser für Qualität

FINEXITY
4 Minuten 
Lesezeit
May 7, 2021

Aus dem Weinbaugebiet Bordeaux kommen einige der berühmtesten Rot- und Süßweine der Welt. Darunter beispielsweise edle Tropfen des Château Haut-Brion, Château Margaux oder Château Lafite-Rothschild. Erfahren Sie mehr über die Ursprünge und Unterschiede der Klassifikationssysteme und deren Mehrwert für Fine Wine Liebhaber und Investoren.

Es wundert wohl niemanden, dass Frankreich angesichts seiner traditionsreichen Geschichte des Weinbaus den größten Anteil an investierbaren Qulitätsweinen, sogenanntem Fine Wine, produziert. Laut des "Fine Wine Investment Guide" von Cult Wines kommen 60 % aller investierbaren Weine aus dem französischen Anbaugebiet Bordeaux, gefolgt vom französischen Burgund mit 20 % und den USA mit 10 %. Da die Bordeaux-Weinregion 110.800 Hektar Anbaufläche umfasst, die jährlich rund 650 Millionen Weinflaschen erzeugt, ist eine möglichst objektive und standardisierte Klassifizierung zur Qualitätsbeurteilung essentiell. Dies erkannte bereits Napoleon III. – auf seinen Wunsch hin wurde 1855 das erste Bordeaux-Klassifikationssystem eingeführt, das bis heute nahezu unverändert ist und Anwendung findet.

Zielsetzungen von Bordeaux-Klassifizierungen

Hintergrund der Klassifizierung von 1855 war eine extreme Preisschere für Bordeaux-Weine im 18. Jahrhundert: Während Weine aus dem Médoc-Gebiet weltweit einen erstklassigen Ruf genossen und entsprechend teuer waren, konnten die übrigen Bordeaux-Weine trotz teils vergleichbarer Qualität das Nachfrage- und Preisniveau der Médoc-Weine nicht erreichen. Aufgrund von Überkapazitäten und qualitativ sehr unterschiedlichen Jahrgängen, entwickelten sich die Marktpreise in der gesamten Bordeaux-Region äußerst sprunghaft und unberechenbar.

Daraus entstand der Wunsch, Bordeaux-Weine hinsichtlich ihrer Güte und Qualität besser beurteilen zu können und so haltlosen Spekulationen entgegenzuwirken. Händler und Käufer sollten auch ohne spezifische Fachkenntnisse gute Weine von Spitzenweinen klarer unterscheiden können und auf diese Weise eine Qualitätsgarantie und belastbare Preisrichtlinie erhalten.

Bordeaux-Weine: Eine Klasse für sich

Natürlich können auch Weine ohne Klassifizierung als Fine Wine angesehen werden. Doch zur Beurteilung von Bordeaux-Weinen gibt es im Wesentlichen fünf Klassifizierungen, die Weinkennern und Investoren zur Orientierung dienen:

  1. Die Klassifizierung von 1855

Anlässlich der dritten Pariser Weltausstellung 1855 ließ Napoleon III. für Weine aus dem Departement Gironde eine Rangordnung erstellen. Die Handelskammer von Bordeaux übertrug diese Aufgabe führenden Weinhändlern, die infrage kommende Weine nicht etwa verkosteten und anschließend bewerteten, sondern eine auf den Marktpreisen der vergangenen hundert Jahre beruhende Vorschlagsliste ausarbeiteten. Berücksichtigt wurden allerdings nur Weine vom linken Ufer des Gironde. Also Rotweine aus dem Médoc (sowie vom Château Haut-Brion) und Weißweine aus Sauternes und Barsac – alles Weine, die schon damals international gehandelt wurden.

Die Bordeaux-Klassifizierung von 1855 sieht zwei Klassen für Weißweine und fünf Klassen für Rotweine vor: Von „Premiers Crus“ bis „Cinquièmes Crus“. Sie ist bis heute von großer Bedeutung und nahezu unverändert. Lediglich 1973 gab es eine Anpassung, als das Château Mouton Rothschild vom Deuxiéme Grand Cru Classé zum Premier Grand Cru Classé aufstieg.

  1. Die Klassifizierung von Saint-Émilion

Weil die Weine und Weingüter rechts der Gironde bei der Klassifizierung von 1855 nicht berücksichtigt wurden, entschied man sich in der Appellation um das gleichnamige Dorf Saint-Émilion 100 Jahre später für eine eigene. Die Weine in dieser aktuell 82 Güter umfassenden Liste werden von einer Jury alle zehn Jahre nach Qualität, Lage der Weinberge und ihrer erzielten Verkaufspreise beurteilt. Um sich zu qualifizieren, muss jedes Weingut Proben von mehreren Jahren einsenden. Die Klassifizierung ist in zwei Klassen unterteilt, wobei Weingüter der „Premiers Grands Crus Classés", mit den beiden Unterklassen A und B, den höchsten Wert erzielen, gefolgt von den „Grands Crus Classés“.

  1. Die Klassifizierung der Graves

Da nur das Château Haut-Brion und 25 Weingüter der Sauternes in der Klassifizierung von 1855 aufgenommen wurden, erstellte die Region Graves 1953 eine eigene Rangliste. Diese Klassifizierung ist die einzige, in die sowohl Rot- als auch Weißweine aufgenommen werden und bei der keine Rangfolge der Châteaus besteht. Einige der darin aufgeführten, hochrangigen Weingüter sind z. B. Haut-Brion oder das Château Smith Haut Lafitte.

  1. Die Klassifizierung Crus Bourgeois du Médoc

Die Crus Bourgeois („Bürgerliche Gewächse") entstand in den 1920er-Jahren, wobei die erste Klassifizierung erst 1932 erfolgte. Sie gilt bis heute für Weinberge im Gebiet der Appellationen des Médoc, wurde aber bislang dreimal grundlegend überarbeitet. Nach zahlreichen Streitigkeiten betreffend der Anzahl qualifizierter Güter und der Bewertungskriterien, wurde 2009 eine Neuorganisation eingeführt. Klassifizierungen bezogen sich fortan nicht mehr auf das Château selbst, sondern auf den jeweiligen Jahrgang des Weins, der von einem unabhängigen Gremium verkostet wird. Seit Februar 2020 gilt nun eine für fünf Jahre festgelegte Klassifikation mit drei Kategorien: Cru Bourgeois, Cru Bourgeois Supérieur und dem Cru Bourgeois Exceptionnel.

Exklusive Bordeaux-Weine: Höchster Genuss für Feinschmecker und Investoren

Einige Weine aus der Bordeaux-Region haben einen geradezu legendären Ruf, sind bei Kennern und Investoren entsprechend beliebt – und teuer. Vor allem die insgesamt fünf Premier Crus der Bordeaux-Klassifizierung aus 1855 lassen die Herzen von Fine Wine Liebhabern höher schlagen: 


Für exklusive Weine dieser Güter, die teils mit einer spannenden Historie aufwarten, werden auf Auktionen mitunter sechsstellige Summen gezahlt. So wechselte 2006 beim Auktionshaus Christie's eine drei Liter Flasche Château Mouton Rothschild des Spitzenjahrgangs 1945 für 263.000 Euro den Besitzer.

2010 erzielte eine weit unterschätzte Flasche Château Lafite 1869 bei Sotheby's einen Rekordpreis: Experten hatten den Wein auf rund 7.000 Euro geschätzt. Doch ein anonymer, asiatischer Bieter war bereit, 205.000 Euro für die seltene Flasche zu bezahlen.

Der aktuell teuerste Wein der Welt ist übrigens kein Bordeaux, sondern ein Burgunder: Eine Flasche Romanée-Conti von 1945 wurde am 13.10.2018 bei Sotheby’s für umgerechnet 489.000 EUR versteigert.

Doch auch ohne Klassifizierung gibt es Weine von hervorragender Qualität: So produzieren beispielsweise Châteaus wie Le Pin, Petrus, La Fleur und La Fleur-Petrus einige der besten „Garagen-Weine” der Welt, die aufgrund ihrer geringen Produktionsmenge auch zu begehrten Investitionsobjekten geworden sind.

Investmentportale für Fine Wine erleichtern Einstieg

Die Exklusivität, Werthaltigkeit und attraktiven Renditeperspektiven von Fine Wine, beispielsweise aus dem Bordeaux, machen die edlen Tropfen zu einer beliebten Anlageklasse. Um sich gegen Kursschwankungen auf dem Anlagemarkt abzusichern, ist es empfehlenswert, ca. 2 % des Gesamtportfolios in Wein zu investieren. Für Einsteiger ohne Weinexpertise ist der Markt jedoch sehr komplex, denn als Geldanlage kommen nur wirklich gute Jahrgänge und namhafte Weingüter infrage. Zudem müssen neben Gütekriterien wie Provenienz, Weingut oder Jahrgang auch der Transport und die anschließende, professionelle Lagerung der Fine Wine Investments wohlüberlegt sein.

Interessierte Anleger ohne tiefes Hintergrundwissen sollten die Weinauswahl, Transaktionsabwicklung und Aufbewahrung deshalb besser Profis überlassen, um kein unnötiges „Lehrgeld” zu zahlen. Bei spezialisierten Investmentportalen können Anleger bereits mit geringen Summen über digitale Anteile in Fine Wine investieren und ihr Portfolio auf diese Weise um eine attraktive Anlageklasse erweitern. So können auch Kleinanleger langfristig zum Beispiel von einem außerordentlichen Bordeaux profitieren, ohne sich über mögliche Fallstricke Sorgen machen zu müssen.

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