Capital Kunstkompass 2023: Die Talente und Stars der Szene
Wer sind eigentlich die größten Künstler der Gegenwart? Und welche Talente haben das Zeug zum Star von morgen? Diese Fragen stellen sich Kunstliebhaber, Sammler und Investoren gleichermaßen. Denn wer möchte nicht ein Gemälde oder eine Skulptur von einem gefeierten Maler bzw. Bildhauer sein Eigen nennen? Deshalb veröffentlicht die Zeitschrift Capital seit über 50 Jahren den “Kunstkompass”, an dessen Spitze in diesem Jahr wieder ein Deutscher thront.
Das Kunstbarometer seit über 50 Jahren
Der richtungsweisende Capital Kunstkompass wird seit 1970 jährlich von der Kunstjournalistin Linde Rohr-Bongard aus Köln erstellt und ist eine wertvolle Informationsquelle für alle, die sich für zeitgenössische Kunst und den Kunstmarkt interessieren. Doch das war nicht immer so. Als das Business-Magazin zum ersten Mal seine Künstler-Rangliste präsentierte, waren die Reaktionen darauf vernichtend. Der Bildhauer und Maler Heinz Mack hielt die Liste der 100 bedeutendsten Künstler für geschmacklos und bat um Streichung seines Namens; der Galerist Hein Stünke drohte, den Kunstkompass mit Öl zu übergießen und zu verbrennen; der französische Kunstkritiker Pierre Restany schimpfte: “Ein schöner Skandal.“
Doch der Kunstkompass beruht keineswegs auf reiner Willkür, sondern folgt einem objektiven System. Denn die Qualität von Kunst lässt sich zwar nicht messen, wohl aber ihre Resonanz in der Fachwelt. Bewertet und mit Punkten gewichtet werden deshalb nicht Auktions- oder Werkpreise, sondern unter anderem Ausstellungen in über 300 renommierten Museen, Rezensionen in Fachmagazinen, Awards und Ankäufe führender Museen.
Die Top 10 der bedeutendsten Künstler
Da sich die zeitgenössische Kunstszene ständig weiterentwickelt, ändert sich auch die Rangliste der im Capital Kunstkompass vorgestellten Künstler von Jahr zu Jahr. Innerhalb der Top 10 tut sich allerdings wenig: Im Vergleich zu 2022 sind alle Positionen gleich geblieben.
Auf Platz eins thront wie (fast) immer Gerhard Richter. Der 1932 geborene Künstler aus Dresden verteidigt seit nunmehr 20 Jahren seine Spitzenposition im Ranking. Der Maler, Bildhauer und Fotograf ist weltweit für sein vielfältiges und einflussreiches Gesamtwerk bekannt. Es umfasst ein breites Spektrum an Stilen und Techniken - vom Fotorealismus, über Pop Art bis zur Abstraktion. Eine seiner berühmtesten Serien sind die "Photo-Paintings", in denen er Fotografien in einem verschwommenen, malerischen Stil reproduziert, wobei er oft Themen wie Familie, Geschichte und zeitgenössisches Leben erforscht. Für internationale Schlagzeilen sorgte Richter, als 2015 sein “Abstraktes Bild 599“ für umgerechnet 41 Millionen Euro bei Sotheby's London verkauft wurde. Auch in diesem Jahr brachte ein Werk des Meisters einen zweistelligen Millionenbetrag: "4096 Farben" wurde in London für mehr als 20 Millionen Euro versteigert.
Linde Rohr-Bongard kommentierte die jahrzehntelange Spitzenposition des deutschen Ausnahmekünstlers: "An Gerhard Richter kommt keiner vorbei. Und vermutlich wird das auch so bleiben." Mit Ausstellungen wie "100 Werke für Berlin" in der Neuen Nationalgalerie habe er auch in diesem Jahr wieder ordentlich Punkte zugelegt und seinen Vorsprung uneinholbar ausgebaut.
Auch den nächsten Rängen des Kunstkompass 2023 folgen unverändert:
2 – Bruce Nauman (1941), USA, Mixed Media
3 – Georg Baselitz (1938), GER, Malerei, Skulptur
4 – Rosemarie Trockel (1952), GER, Mixed Media
5 – Cindy Sherman (1954), USA, Fotokunst
6 – Tony Cragg (1949), GBR, Skulptur
7 – Olafur Eliasson (1967), DEN, Skulptur, Installation
8 – Anselm Kiefer (1945), GER, Malerei, Installation
9 – William Kentridge (1955), RSA, Zeichnung, Filmkunst
10 – Imi Knoebel (1940), GER, Malerei, Installation
Der berühmte, deutsche Künstler Imi Knoebel, der eigentlich Klaus Wolf Knoebel heißt, ist seit 2021 auf Platz 10 notiert. Als ehemaliger Beuys-Schüler wird er mit der ZERO- und der Minimalismus-Bewegung in Verbindung gebracht. In seinen Werken verwendet Knoebel häufig einfache geometrische Formen und leuchtende Farben. Seine Farbenpracht, die er aus teils über 500 selbst entwickelten Nuancen kreiert, zeigt sich auch in Fensterkunstwerken - so zum Beispiel in der Kathedrale von Reims oder in Basel (Baseler Fenster).
Günther Uecker ist einer der Künstler mit dem höchsten Punktezuwachs 2023. Er stieg von Platz 20 auf Platz 18 in diesem Jahr auf. Wie Imi Knoebel, so zählte auch Uecker zur ZERO-Bewegung. Einer internationalen Kunstgruppierung, die in den späten 1950er Jahren aufkam. Die Bewegung zeichnete sich durch die Betonung von Minimalismus, Licht und die Verwendung unkonventioneller Materialien aus - wie z.B. Nägel, mit denen Günther Uecker viele seiner Werke schuf.
Das sind die Stars von morgen
Bei den 100 “Stars von morgen“ setzen sich zwei Trends der vergangenen Jahre fort: Zum einen gewinnen Künstlerinnen stets mehr an Bedeutung. Rund die Hälfte der 100 “Stars von morgen“ sind weiblich und haben sich führende Positionen erobert. Zum anderen wird die Kunstszene globaler. Viele der Maler, Fotografen oder Mixed Media Künstler kommen aus Regionen, die bisher im Kompass nicht oder kaum vertreten waren - so etwa Japan, Dänemark, Kuwait, Brasilien, Kenia, Argentinien oder Irak. Auf den ersten drei Plätzen des Kunstkompass 2023 stehen demnach:
1 – Yayoi Kusama (1929), JPN, Installation, Pop-Art
2 – Jeppe Hein (1974), DEN, Mixed Media, Partizipationskunst
3 – Isaac Julien (1960), GBR, Mediale Kunst
Der Olymp: bereits verstorbene Top-Künstler
Und dann gibt es natürlich noch die Künstler, die weit über ihren Tod hinaus mit ihrem Lebenswerk ganze Generationen von Kunstschaffenden beeinflusst haben und beeinflussen. Deshalb ehrt “Der Olymp” im Kunstkompass 2023 Legenden wie Andy Warhol (Platz 1), Joseph Beuys (Platz 2), Christo / Jeanne-Claude (Platz 10) oder Roy Lichtenstein (Platz 12). Die
Top-20 der bereits verstorbenen Gegenwartskünstler bleibt hinsichtlich der Namen und Platzierungen seit Jahren weitgehend unverändert. Für Kunstsammler und Investoren ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass man mit einem Werk von Andy Warhol oder Roy Lichtenstein praktisch nichts falsch machen kann. Doch diese sind - wenn sie überhaupt auktioniert werden - sehr begehrt und entsprechend teuer. Deshalb sollten sich Investoren, die Kunst lieben und von möglichen Wertsteigerungen “ihrer” Gemälde oder Skulpturen profitieren möchten, über digitale Anteile informieren. Auf spezialisierten Marktplätzen wie FINEXITY können Anleger bereits ab 500 Euro in ausgewählte, von Experten kuratierte Meisterwerke großer Künstler investieren und ihr Portfolio mit vergleichsweise wertstabilen Assets diversifizieren.