Harvard University: Was Anleger von der Strategie des größten Endowment Fonds lernen können
Viele öffentliche Einrichtungen – darunter neben Hochschulen auch Kliniken oder Museen – sind auf Stiftungsgelder zur Fortführung oder Optimierung ihrer Organisation angewiesen. Stiftungen sind nicht dazu verpflichtet, Gewinne zu erzielen. Aber zumindest sollte das vorhandene Kapital der Stiftungsfonds (Endowment Fonds) erhalten bleiben, damit der Stiftungszweck erfüllt werden kann. Einige US-Universitäten verfügen jedoch über eine sehr erfolgreiche Investmentstrategie, mit der sie teils zweistellige Renditen pro Jahr erzielen. So zum Beispiel die Elite-Uni Harvard, deren guter Name sowohl Garant für ein Spitzen-Universitätsstudium, als auch für den weltgrößten Stiftungsfonds steht.
Reiche US-Universitäten
Die fünf US-Universitäten mit dem größten Stiftungsvermögen am Ende des Steuerjahres 2020 waren die Harvard University (42 Milliarden Dollar), die Yale University (31 Milliarden Dollar), die University of Texas System (31 Milliarden Dollar), die Stanford University (29 Milliarden Dollar) und die Princeton University (26 Milliarden Dollar). Insgesamt betrug der Marktwert des Stiftungsvermögens von Hochschulen und Universitäten in den USA 691 Milliarden Dollar und lag damit um zwei Prozent höher, als zu Beginn 2020.
Noch imposanter als das enormen Stiftungsvermögen vieler US-Universitäten ist jedoch deren Performance: Allein das Harvard-Stiftungsvermögen erzielte in dem am 30. Juni 2021 abgeschlossenen Geschäftsjahr eine Rendite von 33,6 %. Auch langfristig gelingt dem Fonds der Harvard Management Company (HMC) eine Outperformance gegenüber großen Indizes wie dem S&P 500. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis der Harvard-Investment-Strategie, die mittlerweile auch privaten und institutionellen Anlegern als Blaupause dient?
Die Investmentstrategie des Harvard Endowment Fonds
Das Stiftungsvermögen der Harvard Universität wird zusammen mit dem Pensionsvermögen, dem Betriebskapital und den Sachspenden von der Harvard Management Company (HMC), einer Harvard-eigenen Investment-Management-Gesellschaft, verwaltet. Ein Großteil der Spenden (rund 80 Prozent) unterliegt Beschränkungen – sie sind für bestimmte Studiengänge oder Projekte bestimmt. Nur etwa fünf bis 5,5 Prozent der Rücklagen des Fonds werden jedes Jahr zur Finanzierung des Betriebs der Universität verwendet. Im Jahr 2020/21 waren das etwa zwei Milliarden Dollar (1,72 Milliarden Euro).
Generell sollte der Fokus des Harvard Investmentfonds aufgrund seiner Verantwortung für die Zukunft der Bildungseinrichtung und das ihr anvertraute Vermögen eher auf Risikoreduktion, als auf Gewinnmaximierung liegen. Doch während der weltweiten Finanzkrise verlor die Elite-Uni wegen strategischer Fehlentscheidungen und riskanter Anlageformen, wie z.B. Derivate, rund ein Viertel ihres ursprünglichen Stiftungsvermögens. Die Harvard Universität besaß vor der Krise 2008 rund 37 Milliarden Dollar an Stiftungsvermögen. Erst sechs Jahre später erreichte das Vermögen erneut knapp 36 Milliarden.
Seitdem liegt der Fokus des Harvard Investmentfonds primär auf einem effektiven Risikomanagement und Asset Allocation. Der größte Brocken im Anlagemix der Universität waren im vergangenen Geschäftsjahr Public- und Private Equity mit einem Portfolioanteil von insgesamt 48 Prozent. Diese Anlageklassen erzielte 2021 ein Plus von 50 Prozent bzw. 77 Prozent. Auf Platz drei und vier rangierten Hedgefonds und Immobilien, die einen Investment Return von jeweils 16 und 13 Prozent einbrachten.
Was Anleger von den Harvard Vermögensverwaltern lernen können
Vereinfacht gesagt liegt das Erfolgsgeheimnis von US-Eliteuniversitäten wie Harvard in der Streuung der Anlagen über viele verschiedene Asset Klassen hinweg und einer Beimischung von alternativen Investments. Der Fokus auf Private Equity beinhaltet, dass die Harvard Stiftung meist jungen Unternehmen Geld zur Verfügung stellt. Privaten Investoren bleibt diese direkte Investitionsmöglichkeit trotz attraktiver Renditechancen in der Regel verwehrt.
Alternative Investments, wie z.B. Immobilien, sind jedoch auch für Privatanleger zugänglich. Zum Beispiel in Form digitalisierter Sachwertanteile, mithilfe derer sich Investoren ein diversifiziertes Multi-Asset-Portfolio zusammenstellen können. Digitale Anteile bergen außerdem den Vorteil, dass sie im Vergleich zu Private-Equity-Beteiligungen oder Immobilien liquide sind und jederzeit auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden können.