Stradivari, del Gesù, Amati: Das sind die berühmtesten Geigenbauer aller Zeiten
Den Namen Antonio Stradivari kennt fast jeder. Doch wie steht es mit Giuseppe Guarneri del Gesù oder Nicola Amati? Jedes Instrument der drei Weltklasse Geigenbauer aus Italien ist zweifelsohne auf seine Art und Weise besonders, und fasziniert mit einem einzigartigen Klang und Design. Wer aber sind die Schöpfer dieser Kunstwerke und wie entstanden die Instrumente, die heute Höchstpreise bei Auktionen erzielen, die Sammlungen bedeutender Persönlichkeiten schmücken und nur von den besten Musikern gespielt werden?
Was ganz besondere Geigen ausmacht
Laien können bezüglich des Klanges vielleicht eine mittelmäßige von einer sehr guten Geige unterscheiden. Aber die Feinheiten, die eine Stradivari, del Gesù oder Amati ausmachen, bleiben den Ohren der meisten Zuhörer verborgen. Musiker, Musikliebhaber oder Instrumenten-Sammler erkennen erstklassige Instrumente dagegen oft an ihrer einzigartigen Schönheit und ihrem ebensolchen Klang. Auch rangen sich etliche Mythen und Rätsel um legendäre Geigen großer Meister. So beschäftigte die Frage nach dem Konstruktionsprinzip einer Stradivari und der Quelle ihrer Klangschönheit die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten und brachte erst in den vergangenen Jahren einige Antworten hervor. Oft wurde vermutet, dass außer dem verwendeten Holz auch der rötlich-braun schimmernde Lack mit einem feinen Gelbstich für die außergewöhnliche Klangqualität der Instrumente verantwortlich sein könnte. Die geheime Rezeptur des Lacks konnten Forscher erst vor wenigen Jahren entschlüsseln. Wahrscheinlich hat Stradivari zunächst das Holz mit einem Öl versiegelt. Darüber kam eine leicht getönte Öl-Harz-Schicht. Zur obersten Lage fügte Stradivari dann rote Pigmente wie Eisenoxide sowie einen Anthrachinonfarbstoff hinzu.
Auch die Holzbehandlung der großen Meister wurde erforscht und brachte erstaunliche Ergebnisse zutage. Eine Studie an der National Taiwan University in Taipeh bestätigte, dass die alten Meister das Geigenholz mit Chemikalien behandelten, die die Struktur des Holzes nachhaltig veränderten. Das sorgte beispielsweise für eine bessere Haltbarkeit, Stabilität oder Klangfülle. Plausibel ist etwa, dass das Material in stark konzentrierte aluminiumhaltige Lösungen eingelegt wurde. Infrage kommt dafür Alaun, ein Kalium-Aluminium-Sulfat. Die Aluminiumatome vernetzten die einzelnen Holzfasermoleküle miteinander – das stabilisierte das Holz von innen heraus. In Proben der Stradivari-Geigen fanden sich hohe Mengen Natrium, Chlor und Kalium, was auf eine Behandlung mit Pottasche oder gewöhnlichem Kochsalz hindeutet. Bei Giuseppe Guarneri del Gesù wiesen die Forscher auch Kalzium nach, was für eine Behandlung mit Kalk sprechen würde. Die alten Geigenbaumeister experimentieren also mit allerlei chemischen Zusammensetzungen, die wahrscheinlich niemand genau rekonstruieren kann.
Die Top-3 der berühmtesten Geigenbauer
Die Sphären der weltweit teuersten und legendärsten Geigen werden von drei Großmeistern aus dem italienischen Cremona dominiert: Antonio Stradivari, Giuseppe Guarneri del Gesù und Nicola Amati. Deren Streichinstrumente spielen zu dürfen, ist für die größten Violinisten der Welt eine besondere Ehre, und gutbetuchte Sammler legen für die seltenen Musikschätze Millionenbeträge auf den Tisch.
- Antonio Stradivari (1644 bis 1737) gilt als einer der berühmtesten Geigenbauer aller Zeiten. Über den Werdegang Stradivaris ist wenig bekannt. Es wird vermutet, dass er möglicherweise eine Schreinerlehre gemacht hat, ehe er anfing, Instrumente zu fertigen. Hierbei könnte Nicola Amati ein wichtiger Lehrmeister gewesen sein. Stradivaris Instrumente sind bekannt für ihren einzigartigen Klang und ihre hohe Qualität. Er fertigte im Laufe seines Lebens mehr als tausend Saiteninstrumente an, von denen noch rund 600 Geigen erhalten sind. Er verstarb im Jahr 1737, aber sein Erbe lebt weiter. Das wohl teuerste Exemplar ist bis dato die Lady Blunt Stradivari. Sie wurde 1721 während Stradivaris goldener Periode gebaut und ist für ihre außergewöhnlichen klanglichen Eigenschaften und ihre exquisite Handwerkskunst hoch angesehen. Noch deutlich kostspieliger wäre allerdings Stradivaris Macdonald-Bratsche. Im Jahr 2014 wollte Sotheby’s sie für umgerechnet 45 Millionen Euro versteigern - es fand sich jedoch kein Käufer.
- Giuseppe Guarneri del Gesù (1698 bis 1744) - auch bekannt als "del Gesù” - ist nach Stradivari der wohl berühmteste Geigenbauer. Seine Instrumente werden für ihren warmen und kraftvollen Klang geschätzt. Da schon sein Großvater Andrea Guarneri das Handwerk bei der Koryphäe Nicola Amati gelernt hatte, wurde Giuseppe die Kunst des Geigenbaus praktisch in die Wiege gelegt. Im Vergleich zu seinem Zeitgenossen Stradivari wirkt Guarneris Werk aus quantitativer Sicht eher bescheiden: Es wird auf nur rund 100 bis 200 Violinen geschätzt, was erklärt, warum Streichinstrumente wie die Geige “Vieuxtemps Guarneri“ so hochpreisig sind: Mit einem Verkaufspreis von rund 16 Millionen Dollar gilt die “Vieuxtemps Guarneri“ als teuerste, jemals verkaufte Violine.
- Nicola Amati (1596 bis 1684) war der Enkel von Andrea Amati und Mitglied der berühmten Geigenbauerfamilie Amati in Cremona. Er setzte die Geigenbautradition der Familie fort und verfeinerte sie, indem er bedeutende Beiträge zum Design und zur Konstruktion von Geigen leistete. Seine Instrumente sind für ihre außergewöhnliche Handwerkskunst und ihren schönen Klang bekannt. Nicola Amati wird vielfach als Lehrmeister von Stradivari und del Gesù angesehen. Zu seinen berühmtesten Instrumenten gehören die "Alard"-Geige, das "King"-Cello und die "Paganini-Wanamaker"-Geige. Diese Instrumente sind bei Musikern und Sammlern aufgrund ihrer historischen Bedeutung und ihrer hervorragenden Klangeigenschaften sehr begehrt.
Streichinstrumente fürs Portfolio
Das äußerst begrenzte Angebot an Streichinstrumenten der genannten Geigenbauer bei einer gleichzeitig steigenden Nachfrage, insbesondere aus Asien, sorgt für attraktive Renditeperspektiven. Natürlich kann aber nicht jeder interessierte Investor Millionenbeträge für eine echte Stradivari, Amati oder del Gesù auf den Tisch legen - wenn sie überhaupt in den Verkauf kommen. Zudem fehlt den meisten interessierten Anlegern vermutlich die nötige Expertise zur Beurteilung des Instruments. Deshalb sind digitale Anteile an erstklassigen Streichinstrumenten und Bögen eine hervorragende Option für Investoren, die ihr Portfolio mit einem “klangvollen” Sachwert schmücken wollen, der zudem interessante Renditen bergen kann.