Trinkfenster: Das richtige Timing für Fine Wine Investments
Weinliebhaber kaufen zumeist eine gute Flasche im Supermarkt oder beim Fachhändler, öffnen sie zu einer bestimmten Gelegenheit und erfreuen sich am Bouquet und Aroma. Weininvestoren und Sammler erwerben dagegen Spitzenweine, um sie zu lagern, statt zu trinken. Dabei gilt es jedoch das sogenannte Trinkfenster zu beachten. Denn Fine Wine erreicht je nach Jahrgang, Herkunft und Rebsorte seinen geschmacklichen und aromatischen Höhepunkt zu einem anderen Zeitpunkt - der auch maßgeblich über die Rendite beim Wiederverkauf entscheiden kann. Erfahren Sie, was es mit dem Trinkfenster auf sich hat und welche Weine wann besonders gut zu trinken bzw. zu verkaufen sind.
Was versteht man unter Trinkfenster?
Bei den Begriffen Trinkreife oder auch Genussreife handelt sich um ein in der Weinbranche gebräuchliches Konzept, das den idealen Zeitraum (Trinkfenster) für den Genuss eines bestimmten Weins beschreibt, wenn er seinen Höhepunkt in Bezug auf Geschmack, Aroma und Gesamtqualität erreicht hat. Wobei dieser Höhepunkt natürlich je nach persönlichem Geschmack durchaus etwas variieren kann. Denn manche Menschen bevorzugen junge Weine mit frischem Duft und harmonischem Geschmack, andere mögen eher gereifte, komplexe Weine.
Generell werden bei der Ermittlung des Trinkfensters jedoch Faktoren wie die Rebsorte, die Weinbereitungstechniken und das Alterungspotenzial des Weins berücksichtigt. Verschiedene Weine haben unterschiedliche Trinkreifefenster, die von einigen Monaten für leichtere, jugendlichere Weine bis zu mehreren Jahren oder sogar Jahrzehnten für komplexe, alterswürdige Weine reichen.
Mindestens 80 Prozent aller auf der Welt erzeugten Weine sind übrigens zum Genuss innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach der Ernte bestimmt. Diese Weine erreichen ihre Trinkreife bereits in sechs bis acht Wochen nach der Abfüllung - sind als Sammlerweine allerdings völlig ungeeignet. Ein Spitzenwein gewinnt nämlich erst mit zunehmendem Alter an Reife und verfügt in der Regel erst dann über die ideale Menge Alkohol, Gerbstoff, Säure und Eichenholzwürze.
Nur etwa 200 der weltweit produzierten Weine erfüllen die Kriterien für „IGW’s“ (Investment-Grade Wines). Die Anforderungen für einen wertvollen Wein sind:
- Herkunft aus einem bekannten reputablen Weingut
- Langlebigkeit der Weine von mindestens 10 Jahren
- Wertsteigerung von über 10 Jahren oder länger
- Handelbarkeit als Vermögenswert
- Gute Kritik von namhaften Weinkritikern
Um das Trinkreifefenster eines bestimmten Weins zu bestimmen, stützen sich Experten oft auf ihr Wissen und ihre Erfahrung sowie auf Verkostungsnotizen von Winzern und Weinkritikern. Darüber hinaus können bestimmte Indikatoren wie der Säuregehalt, der Tanningehalt und die allgemeine Ausgewogenheit des Weins Aufschluss über sein Alterungspotenzial geben und darüber, wann er seine beste Zeit erreicht hat.
Doch nicht nur für Connaisseure, sondern insbesondere auch für Weininvestoren ist das Trinkfenster wichtig. Denn im Allgemeinen gilt: Neue Jahrgänge sind spekulativer als ältere. Bei Letzteren stehen die Bewertungen und Beurteilungen fest und das weitere Entwicklungspotential kann besser abgeschätzt werden. Allerdings steigen die Preise älterer Jahrgänge langsamer und werden meist ein Plateau erreichen, wenn das Trinkreifefenster sich zu schließen beginnt. Wer Geld in Wein anlegen möchte, muss dieses Trinkreifefenster unbedingt im Blick behalten. Hierfür kann eine aktuelle Trinkreifetabelle von großem Nutzen sein.
Berühmte Weine und ihre Trinkfenster
Zunächst sollte man jedoch entscheiden, welcher Investmentwein es sein soll. Die wichtigsten Weinanbaugebiete, die Investoren kennen sollten, liegen in Frankreich (u.a. Bordeaux, Burgund, Champagne, Rhone), Italien (u.a. Toskana, Barolo), Kalifornien (Napa Valley und Sonoma) sowie in Australien. Im Burgund in Frankreich wurden 2021 beispielsweise 41 der 50 wertvollsten Weine der Welt angebaut.
- Burgund
Hervorragende Burgunderweine werden nur in sehr kleinen Mengen hergestellt, die von den Burgunderliebhabern bei Erscheinen sofort gekauft werden. Wenn sie dann wieder auf den Markt kommen, kann ihre Knappheit die Preise in astronomische Höhen treiben.
Der berühmte Pinot Noir wird auch als Spätburgunder bezeichnet. Wie gut er altert, ist allerdings nur schwer vorauszusehen, da das Alterungspotential stark jahrgangsabhängig ist. Als die besten Jahrgänge des roten Burgunders gelten 1929, 1945, 1947, 1949, 1959, 1961, 1962, 1969, 1978, 1985, 1989, 1990, 1999 und 2005.
Premier Cru- und Grand Cru-Weine der Jahrgänge 2015 und 2014 sind noch nicht trinkreif. Premier Cru-Weine, die älter als 2009 sind, sollten getrunken werden, während für jüngere Jahrgänge "trinken/aufbewahren" empfohlen wird. Das Gleiche gilt für die Grand Cru-Weine, wobei sich der Jahrgang 2005 mit zusätzlicher Lagerung in der Flasche noch weiter verbessern dürfte.
- Bordeaux
Auf dem "linken Ufer" von Bordeaux sind die Châteaux Latour, Lafite-Rothschild, Margaux, Mouton-Rothschild und Haut-Brion nach wie vor verlässliche Investitionsweine von hoher Qualität. Auf der anderen Seite der Garonne, im Libournais (dem "rechten Ufer"), sind die üppigen Merlot-Weine der Pomerol-Güter Le Pin, Petrus, Lafleur und La Fleur-Petrus auf dem US-Markt für feine Weine besonders beliebt, ebenso wie die Spitzeninvestitionsweine von Saint-Emilion, Angelus, Ausone, Cheval Blanc und Pavie.
Im Bezug auf das Trinkfenster gelten die Jahrgänge 1996 und 2000, teilweise auch 1998, als exzellente, lagerungsfähige Jahrgänge. Dagegen haben die 1997er, 1999er und 2007er ihre Trinkreife bereits erreicht. Noch zu jung sind die Jahrgänge 2005, 2009 und 2010, wobei diese Weine 20 und mehr Jahre gelagert werden sollten, um feiner, komplexer und somit wertvoller zu werden.
- Champagne
Champagner wird unterschieden in Jahrgangs-Champagner und Nicht-Jahrgangs-Champagner. Zu den bekannten nicht jahrgangsgebundenen Champagnern gehören Moet & Chandon, Veuve Clicquot, Drappier und Piper-Heidsieck. Diese werden durch Verschnitt von Grundweinen aus verschiedenen Jahrgängen hergestellt und am besten innerhalb von drei bis fünf Jahren genossen. Jahrgangs-Champagner muss dagegen aus Trauben hergestellt werden, die im angegebenen Jahr geerntet wurden, und spiegelt daher in der Regel die Eigenschaften des Erntejahres wider. Jahrgangs-Champagner der Spitzenklasse werden am besten acht bis 15 Jahre nach ihrem Erscheinen genossen.
Ein Dom Perignon bleibt zum Beispiel mindestens sieben Jahre in der Flasche, manche Jahrgänge sogar zehn Jahre und länger. Große Jahrgänge wie 2002, 2004 und 2008 erreichen erst jetzt das Stadium der perfekten Trinkreife. Liebhaber älterer Dom Perignons erfreuen sich noch heute an Jahrgängen wie 1949, 1962, 1971, 1982, 1990 und 1996.
Passion Investment Fine Wine
Investitionen in Wein und Champagner sind geprägt von einer niedrigeren Volatilität und weitgehenden Unabhängigkeit vom Finanzmarktgeschehen. Denn wie alle Collectibles, so besitzt auch Fine Wine einen intrinsischen- und Liebhaber-Wert. Deshalb spricht man auch oft von “Passion Investments“, die Wein und Champagner als Portfolioergänzung nicht nur einen materiellen, sondern auch einen emotionalen Wert in Form von Genuss oder Freude zusprechen.