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Blockchain

Tokenisierte Vermögenswerte: “The next big thing” in Blockchain

Beim Stichwort “Blockchain” denken viele primär an Kryptowährungen wie den Bitcoin. Doch die Blockchain-Technologie birgt viel mehr Potential. Erfahren Sie, warum vor allem tokenisierte Vermögenswerte zu einem Billion-Dollar-Markt werden könnten.

April 6, 2023
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FINEXITY
AG
Redaktion

Viele mögen zuerst an den Bitcoin oder an NFT (Non-Fungible-Token) denken, die durch digitale Kunstwerke wie “Everydays: The first 5000 days” von Beeple zum Hype wurden. Doch weit mehr Potential birgt die Blockchain-Technologie, wie die Citibank in einem aktuellen Report betont.

Disruptive Blockchain-Technologie

Technisch bahnbrechende Innovationen “schleichen” sich meist in unser Leben. Zum Beispiel das Mobiltelefon. Anfangs stand bei Handys die bloße, ortsunabhängige Erreichbarkeit im Vordergrund. Etwas später ermöglichten Farbdisplays und die MMS-Technologie die Darstellung von Fotos und Grafiken und erste, simple Handygames eroberten den Markt. Schließlich entwickelte Apple 2007 das iPhone mit dem revolutionären Touchscreen, dessen Folgemodelle bis heute State-of-the-Art sind.

Vermutlich hätte es Mitte der 90er-Jahren kaum ein Handynutzer für möglich gehalten, dass Mobiltelefone nicht einmal zehn Jahre später auch als Kamera, Gamingplattform, Healthcoach oder Social-Media-Plattform immer an unserer Seite sein werden. Doch nach einem ähnlichen Muster könnte sich auch die Blockchain-Technologie entwickeln.

Denn der Hype um den Bitcoin, der die dahinterliegende Blockchain-Technologie bekannt machte, war wahrscheinlich erst der Anfang einer ganzen Reihe bahnbrechender Innovationen. Im Gegensatz zum exemplarisch genannten Mobiltelefon wird sich die Bitcoin-Technologie allerdings weitgehend unbemerkt in unser Leben “schleichen”. Sie könnte Milliarden Endnutzern adressieren, die nicht einmal wissen, dass sie die Technologie verwenden, wenn sie Bezahlvorgänge abwickeln, Gamen, Investieren oder digitale Items kaufen.

Denn analog zur traditionellen Buchhaltung ist eine Blockchain lediglich ein öffentlich zugängliches Hauptbuch, in dem alle Bitcoin-Transaktionen aufgezeichnet werden. Ein dezentrales Netzwerk von Minern (das Äquivalent zu Buchhaltern in der Buchhaltung) überprüft die Transaktionen, bevor diese in der Blockchain registriert werden. All diese Prozesse verlaufen im Hintergrund, sodass sich die revolutionäre Technologie relativ unbemerkt zu einem Billionen-Dollar-Markt entwickeln dürfte.

Derzeit wird die Blockchain in erster Linie als Grundlage für Kryptomünzen und Token verwendet. Aber die dahinterliegende Architektur eignet sich für Anwendungen in einer Vielzahl von Branchen und kennt zahlreiche Vorteile. So zum Beispiel:

  • Integrität der Daten: Auf der Grundlage des Distributed Ledger (Hauptbuchs) wird jede Transaktion sicher dokumentiert. Daten auf der Blockchain sind deshalb unveränderbar und jeder Änderungsversuch kann nachvollzogen werden.

  • Zuverlässigkeit: Auf Transaktionen müssen sich alle Beteiligten einigen, bevor diese aufgezeichnet werden. Ist der Genehmigungsprozess vollzogen, wird die Transaktion verschlüsselt und mit der vorherigen Transaktion verknüpft. Weil die Informationen dazu nicht auf einem einzelnen Server, sondern in einem Netzwerk von Rechnern liegen, ist es für Hacker nahezu unmöglich, Transaktionsdaten zu kompromittieren.

  • Geschwindigkeit und Speicherung: Die Blockchain speichert Daten fast in Echtzeit. Dies ermöglicht den schnellen Austausch großer Datenmengen.

  • Kosten: Die Verwaltung sowie interne und externe Finanztransaktionen und -reporting werden kostengünstiger, weil Third Parties bzw. Intermediäre wie Banken oder Notare wegfallen. Auch das Vertrauen in den Handelspartner spielt keine Rolle mehr, da man sich voll auf die Daten der Blockchain verlassen kann.

Digitale Währungen, Games, Token und Private Equity

Die Autoren des Citibank-Reports gehen davon aus, dass vor allem Digitale Zentralbankwährungen (CBDC) die treibende Kraft sein werden, wenn es darum geht, mehr Menschen zur Nutzung der Blockchain zu bewegen.

Dem Citi-Bericht zufolge könnten bis 2030 in den großen Volkswirtschaften der Welt CBDCs im Wert von bis zu fünf Billionen Dollar im Umlauf sein, von denen die Hälfte an die Distributed-Ledger-Technologie gebunden sein wird.

Menschen würden durch das enorme Wachstum automatisch vertrauter mit digitalen Währungen auf der Blockchain umgehen. Dies wiederum könnte die Einführung von tokenisierten Vermögenswerten vorantreiben.

Auch die Gaming-Industrie birgt ein großes Potential: Bereits 2022 gab es weltweit über drei Milliarden Gamer. Die Studie geht davon aus, dass in den kommenden Jahren eine kleine Anzahl der aktivsten Spieler aus Asien die nächste Generation von Web3-Games einführen und damit die Einbeziehung von Tokenisierungsaspekten durch führende westliche und globale Entwicklungsstudios auslösen wird. 

Wachstumsmöglichkeiten sieht die Citibank auch im Private-Equity-Sektor. Dieser sei aufgrund seiner Liquidität, Transparenz und Fraktionierungseigenschaften besonders anschlussfähig. Digitale Token haben auch laut Daten von Bain & Company das Potential, die Art und Weise zu verändern, wie Private-Equity-Fonds Geld aufnehmen und verwalten. Zum Beispiel, indem Portfolios für eine breitere Gruppe von Privatanlegern geöffnet werden, die in ihrer Gesamtheit über einen riesigen Kapitalpool verfügen, der von Private-Equity-Fonds bislang weitgehend ungenutzt bleibt. Außerdem könnte die Blockchain die Verwaltungskosten senken und das Private-Equity-Geschäft effizienter machen.

Billionen-Dollar-Markt: Tokenisierte Vermögenswerte

Theoretisch kann jede Anlageklasse tokenisiert werden. Doch vor allem Anbieter digitaler Vermögenswerte wie Immobilien oder Sammlerstücke werden zu den Gewinnern der Blockchain zählen, weil diese Branchen besonders von drei Vorteilen der Technologie profitieren: Vertrauen, dem Nachweis einer lückenlosen Provenienz sowie der Möglichkeit, dass über die Tokenisierung von Vermögenswerten viele Eigentümer in ein Objekt investieren können.

Während sich die unmittelbaren Vorteile für traditionelle liquide Finanzanlagen auf das Clearing, die Abrechnung, Verwahrung und Verwaltung von Vermögenswerten konzentrieren, haben tokenisierte Vermögenswerte ein viel breiteres Spektrum an Vorteilen:

  • Liquidität: Hochwertige, illiquide Vermögenswerte können von der Tokenisierung profitieren, da sie eine Fraktionierung ermöglicht, die den Handel von Eigentum erleichtert. Zudem sinken die Mindestanlagebeträge, weil nur ein Bruchteil eines hochwertigen Vermögenswerts tokenisiert und verkauft wird.

  • Vertrieb: Die Tokenisierung von Vermögenswerten ist effizient und spart Kosten, was wiederum der Gesamtrendite eines digitalen Vermögenswertes zugutekommen kann. 

  • Besserer Zugang: Durch die Tokenisierung erhalten Privatpersonen Zugang zu bestimmten Vermögenswerten wie z.B. Gewerbeimmobilien oder hochklassigen Instrumenten, die traditionell nur institutionellen Kunden oder einer Nischengruppe von Anlegern zugänglich sind.

Aus den genannten Gründen gehen die Verfasser des Citibank-Berichts davon aus, dass die Tokenisierung von Vermögenswerten bis 2030 um das 80-fache ansteigen und einen Wert von fast vier Billionen Dollar erreichen wird.