Das sind die Top-5 der teuersten Skulpturen
Seit Jahrhunderten streiten sich Maler und plastische Künstler darüber, welche Disziplin denn nun die "edlere" wäre. Die Maler argumentieren, dass ihre Aufgabe eindeutig die schwierigere sei, da sie im Gegensatz zu den Bildhauern alles erst erfinden müssten, während ihre Konkurrenten auf bereits bestehendes Material zurückgreifen könnten. Die darin befindlichen Figuren oder Szenen würden von Bildhauern lediglich "befreit" werden. Für Kunstinvestoren ist dies wohl eher eine Geschmacksfrage. Denn obwohl Gemälde meist die obersten Ränge der teuersten Auktionsobjekte für sich beanspruchen, mischen Skulpturen dort auch mit. Vor allem Werke des Künstlers Alberto Giacometti, der die Rangliste klar dominiert. Erfahren Sie, welche Top-5-Skulpturen die bislang höchsten Verkaufspreise erzielt haben.
“L’Homme au doigt”, Alberto Giacometti, 141,3 Millionen Dollar
Zweifelsohne ist der Schweizer Künstler Alberto Giacometti der teuerste und einflussreichste Bildhauer der Auktionsgeschichte. Giacometti war fasziniert von der menschlichen Natur, was in seinem unverwechselbaren Stil zu erkennen ist: Viele Werke des 1966 verstorbenen Malers, Grafikers und Bildhauers zeigen dürre Figuren, die von einer auffallenden Überlänge der Extremitäten und Köpfe geprägt sind.
So auch “L’Homme au doigt” - die bislang teuerste Skulptur der Welt, die im Mai 2015 bei Christie's für umgerechnet 141,3 Millionen Dollar versteigert wurde. Giacometti entwarf “Pointing Man” 1947 und fertigte nur sechs Abgüsse sowie einen Künstlerabzug an. Heute befinden sich vier Abgüsse in großen Museen, die übrigen sind in Sammlungen und in Privatbesitz. Der bei Christie's angebotene Abguss war vermutlich die einzige, von Hand bemalte Bronzeversion des Mannes, was ihren Wert nochmal gesteigert hat.
"L'Homme qui marche I", Alberto Giacometti: 104,3 Millionen Dollar
Fast 30 Jahre lang stand der 183 Zentimeter große "L'homme qui marche I" auf der sechsten Etage des Hauptquartiers der Dresdner Bank in Frankfurt. Die Commerzbank erbte das Meisterwerk Giacomettis, und 2010 wurde der Giacometti-Mann schließlich für 104,3 Millionen Dollar in London versteigert. Die Bronze, von der mehrere Abgüsse in Museen und privaten Sammlungen stehen, zeigt eine schlanke, stilisierte Figur, deren Gliedmaßen sich bis zum Äußersten zu strecken scheinen.
Dieser unwirkliche Charakter vermischt eine seltsame Zerbrechlichkeit mit einer starken Entschlossenheit. Das Werk war so prägend in der Kunstgeschichte, dass die Schweiz 1998 sogar 100-Franken-Noten zu Ehren von Alberto Giacometti gestaltete. Deren Vorderseite zeigt ein Porträt des Künstlers, und auf der Rückseite ist neben zwei weiteren Werken seine Plastik L’Homme qui marche I in vier verschiedenen Perspektiven abgebildet.
“Chariot”, Alberto Giacometti: 101 Millionen Dollar
Für “Chariot” hat Sotheby's 2014 den dritthöchsten Betrag erlöst, der jemals für eine Skulptur bezahlt wurde: 101 Millionen Dollar. Die filigrane, bemalte Bronze von Alberto Giacometti zeigt eine fadenförmige, göttlich anmutende weibliche Figur. Sie steht aufrecht auf einem Wagen, der wiederum von zwei Holzbeinen getragen wird. Der Künstler selbst erklärte, dass ihm das Bild des Wagens in einem Traum erschien. Doch der Ursprung dieses "Traumbildes" war ein reales Erlebnis im Jahr 1938, als Giacometti nach einem schweren Unfall im Krankenhaus lag. Dort konnte er die Krankenschwestern beobachten, die "Apothekenwagen" vor sich her schoben.
“Rabbit”, Jeff Koons: 91 Millionen Dollar
Jeff Koons ist der einzige Künstler neben Giacometti, dessen Skulptur es in die Top 5 geschafft hat. Die Hasen-Skulptur des US-Künstlers hat bei einer Christies-Auktion in New York mit knapp 91,1 Millionen Dollar im Jahr 2019 einen Preisrekord für das Werk eines noch lebenden Künstlers erzielt. Für manche Betrachter ist Koons Werk fast schon kitschige “Bling-Bling-Kunst”, für andere ein ironisches, post-ikonisches Statement.
Koons schuf die Rabbit-Skulptur im Jahr 1986, es gibt insgesamt drei Exemplare und ein Künstlerexemplar. Als Vorlage diente ein aufblasbares Kunststoffhäschen, wie sich noch an den Nähten, Falten und dem Ventil auf der Rückseite erkennen lässt. Der Künstler Koons verwandelte die billige Wegwerfware in ein teures Objekt aus Stahl, in dessen Oberfläche sich der Betrachter spiegeln kann.
“Le Nez”, Alberto Giacometti, 78,4 Millionen Dollar
Das 1947 geschaffene Werk “Die Nase” von Giacometti wird oft als “Bild des Todes” bezeichnet. Die Skulptur zeigt einen grob modellierten Kopf mit einer verlängerten Nase, die aus einem knochigen Gesicht mit hohlen Augen ragt. Um das Werk auszustellen, hängte Giacometti den Kopf an einem Seil auf, das an der Spitze eines Metallkäfigs befestigt ist. Le Nez wurde erst in Gips modelliert und 17 Jahre lang vom Künstler überarbeitet. Insgesamt entstanden fünf Versionen, die sich in Größe und Material unterscheiden.
2021 wurde eine “Le Nez” Skulptur bei Sotheby’s für 78,4 Millionen Dollar versteigert. Bemerkenswert war dabei, dass die alte Kunst mit neuem Kryptogeld gekauft wurde. Der chinesische-amerikanische Tech-Unternehmer Justin Sun, geboren 1990, wurde reich als Gründer der Krypto-Handels-Plattform Tron und ist jetzt stolzer Besitzer von “der Nase”.
Investieren in Kunstwerke
Blue-Chip-Kunst war bis vor wenigen Jahren vor allem reichen und institutionellen Investoren vorbehalten. Mittlerweile werden Gemälde und Skulpturen jedoch auch für Privatanleger zunehmend interessanter - vor allem als vergleichsweise krisen- und inflationssichere Anlageform, die eine perfekte Portfolioergänzung darstellen kann. Da sich natürlich nicht jeder einen Bansky, Roy Lichtenstein, Giacometti oder Jeff Koons ins Wohnzimmer hängen bzw. stellen kann, sind digitale Kunst-Anteile eine hervorragende Alternative für Investoren. Dabei handelt es sich um tokenisierte Sachwerte, die bereits ab 500 Euro gekauft und zudem flexibel auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden können.