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EZB und Fed senken die Zinsen: Was bedeutet das für Anleger?

EZB und Fed senken die Zinsen: Was bedeutet das für Anleger?

FINEXITY
4 Minuten 
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September 19, 2024

Für Finanzmarktteilnehmer steht dieser September bislang klar im Zeichen der Notenbanken: Erst senkte die EZB (Europäische Zentralbank) den Leitzins, dann zog deren US-Pendant Fed (Federal Reserve Bank) nach. Doch welche Folgen hat eine expansivere Geldpolitik für die Wirtschaft, Verbraucher und Anleger?

Die Geldpolitik der Notenbanken

Für ein besseres Verständnis für die Geldpolitik der Notenbanken hilft ein Blick zurück: Seit der Finanzkrise 2008 haben sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Federal Reserve (Fed) eine sehr lockere Zinspolitik verfolgt, um die Wirtschaft zu stabilisieren und das Wachstum zu fördern. 

Die EZB senkte ihren Leitzins schrittweise und erreichte 2014 den historischen Tiefstand von null Prozent. Gleichzeitig führte sie Negativzinsen für die Einlagen von Geschäftsbanken ein, um die Kreditvergabe zu stimulieren. Diese sogenannte “Nullzinsära” blieb bis zum Jahr 2022 bestehen. Darüber hinaus startete die EZB 2015 ein umfangreiches Programm zur quantitativen Lockerung (QE), bei dem sie Staats- und Unternehmensanleihen kaufte, um zusätzliche Liquidität in den Markt zu pumpen. 

Doch aufgrund der Corona-Pandemie, dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der daraus resultierenden, galoppierenden Inflation hat die EZB ab 2022 zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt und die expansive Geldpolitik schrittweise zurückgefahren. Ihren Höchststand hatte die Inflation in der Eurozone im Oktober 2022 bei mehr als zehn Prozent erreicht.

Die straffe Zinspolitik der Notenbanker erzielte ihre Wirkung und aufgrund der wieder abebbenden Inflation hat die EZB dann im September 2024 zum zweiten Mal in einem Jahr die Zinsen im Euroraum gesenkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins verringerte sich um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent.

Die Fed folgte einem ähnlichen Muster wie die EZB. Nach der Finanzkrise senkte sie die Zinsen ebenfalls auf nahezu null Prozent und hielt sie dort bis 2015. Anschließend begannen die Währungshüter, die Zinsen schrittweise bis zur COVID-19-Pandemie 2019 auf etwa 2,5 Prozent zu erhöhen. Mit dem Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 senkte die Fed die Zinsen erneut fast auf null Prozent und startete weitere QE-Programme. Aufgrund der hohen Inflation ab 2022 begann die Fed, die Zinsen sehr zügig auf bis zu 5,5 Prozent zu erhöhen

Da sich das Wirtschaftswachstum als viel robuster erwies, als erwartet, entschied die US-Notenbank Federal Reserve im September 2024 ebenfalls über einen neuen Zinskurs. Die Währungshüter beschlossen zum ersten Mal seit rund vier Jahren, den Leitzins deutlich um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 5 bis 4,75 Prozent zu senken und haben damit jetzt auch die Zinswende in den USA eingeleitet. In diesem Jahr soll es laut Ausblick der Fed zwei weitere kleinere Zinssenkungen geben, für 2025 sind aktuell vier Zinsschritte vorgesehen. Das weitere Ausmaß und die Abfolge künftiger Zinsschritte ist allerdings nicht in Stein gemeißelt und von den Konjunkturdaten in der Eurozone und den USA abhängig. Doch Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Zinsen auf beiden Kontinenten weiter sinken könnten. 

Für Anleger und Kreditnehmer hat diese Geldpolitik weitreichende Konsequenzen: Mit den Leitzinssenkungen wird zugleich die Aufnahme von Krediten für Unternehmen tendenziell günstiger, während Spareinlagen wie Tages- oder Festgeld weniger abwerfen. Entsprechend sollten Anleger darüber nachdenken, ihr Portfolio umzuschichten.

Was sinkende Zinsen für Anleger bedeuten

Die Kernfrage für Investoren lautet in den kommenden Monaten also wahrscheinlich: „Wo bekomme ich künftig noch eine gute Rendite jenseits von Zinsprodukten?“ Natürlich ist eine Pauschalantwort darauf nicht möglich, doch Experten gehen davon aus, dass jetzt besonders Aktien und alternative Anlagen einen Blick wert sein könnten. 

Denn während Zinssenkungen für Sparer, die in Fest- oder Tagesgeld investieren, eine Verschlechterung der Konditionen mit sich bringen, bieten sie für Anleger an den Aktienmärkten oft Chancen. Historisch betrachtet wurden Zinssenkungen an den Börsen meist positiv aufgenommen, insbesondere wenn sie nicht als “Notlösung”, sondern als Zeichen des Vertrauens der Zentralbanken in die wirtschaftliche Entwicklung interpretiert werden.

Zinssenkungen wirken sich dabei gleich auf mehreren Ebenen positiv auf die Aktienmärkte aus:

  • Anlegerverhalten: Niedrigere Zinsen verringern die Attraktivität von festverzinslichen Anlagen, da deren Renditen sinken. Dies treibt Investoren dazu, auf renditestärkere Anlagen wie Aktien umzuschichten, was die Liquidität auf dem Aktienmarkt erhöht und Kurse steigen lässt.
  • Finanzierungsbedingungen: Für Unternehmen werden Kredite günstiger, da die Zinsen sinken. Niedrigere Finanzierungskosten fördern Investitionen, was das wirtschaftliche Umfeld für Aktien weiter verbessert.
  • Bewertung von Aktien: Zinssenkungen beeinflussen die Berechnung des zukünftigen Wertes von Unternehmen. Da Cashflows bei geringeren Zinsen weniger stark abgezinst werden, steigen die Unternehmensbewertungen häufig, was sich positiv auf die Aktienkurse auswirkt.

Die Reaktion der Märkte hängt jedoch stark von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und der spezifischen Situation der Unternehmen ab.

Alternative Anlagen als Niedrigzins-Profiteure?

Neben börsengehandelten Produkten stehen jetzt auch alternative Assets im Fokus, da Investoren nach Anlageformen mit attraktiven Renditen suchen, was den Zufluss von Kapital erhöhen kann. Zu alternativen Anlagen zählen neben Immobilien, die von den günstigen Zinsen profitieren dürften, auch Private Equity und andere Sachwerte wie Infrastruktur-Investments oder Collectibles. Auch macht es die weiter fortschreitende Digitalisierung möglich, dass alternative Anlageklassen für Privatanlegern zugänglicher werden. Denn neue Technologien ermöglichen es einer ganzen Branche, innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Diese Entwicklungen könnte durch die ELTIF 2.0-Reform, neue Krypto-Regelungen und Handelsplattformen wie FINEXITY, die den Markt für alternative Investments einem breiteren Publikum geöffnet haben, noch weiteren Rückenwind erhalten.

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