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Multi-Asset

Aus gutem Holz geschnitzt: Was edle Investment-Violinbögen kennzeichnet

Bei Sachwerte-Investments denken viele Anleger zunächst vielleicht an Gold oder Immobilien. Doch in wirtschaftspolitisch turbulenten Zeiten wie diesen rücken auch zunehmend alternative Assets wie beispielsweise Collectibles (Sammlerstücke) in den Fokus der Investoren. Dazu zählen neben Kunst, Diamanten und Luxusuhren auch hochklassige Streichinstrumente. Und: Bögen. Warum Violinbögen durchaus sechsstellige Beträge kosten können, wie diese gefertigt werden und welche edlen Stücke sich als Investment eignen, erfahren Sie hier.

September 29, 2023
5
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FINEXITY
AG
Redaktion

Instrumenten-Investment Violinbogen

Mit Investment-Instrumenten verbindet man natürlich unweigerlich Geigenbauer wie Stradivari und den ebenfalls aus Cremona stammenden Guarneri del Gesù, deren seltene Violinen oder Bratschen für Millionenbeträge gehandelt werden. Doch was ist eine Geige ohne den passenden Streichbogen? Der berühmte Violinist Giovanni Battista Viotti sagte einst: “Le violon, c'est l'archet” (“Die Geige, das ist der Bogen“). Dieses Zitat unterstreicht die Bedeutung des “Bindeglieds” zwischen Instrument und Musiker und erklärt, warum auch seltene, von Meistern gefertigte Geigenbögen ein hervorragendes Investment sein können. Vor allem, wenn sie kunstfertig aus besonderen Materialien gefertigt wurden, die für den einzigartigen Klang und hohen Wert eines Bogens sorgen können.

Woraus werden Geigenbögen gefertigt?

Generell wird der Violinbogen dazu benutzt, um die Saiten und den Korpus von Streichinstrumenten in Schwingung zu versetzen und damit einen Klang zu erzeugen. Vereinfacht gesagt wird dazu ein “Hartholzstab” mit Pferdehaar bespannt, der einen Ton produziert, indem die Rosshaare des Bogens auf den Saiten hin und her gestrichen werden. Traditionell werden Geigenbögen aus Pernambuco-Holz gefertigt. Dieses Holz ist aufgrund seiner Festigkeit, Elastizität und Resonanzeigenschaften sehr beliebt für den Bau von hochwertigen Geigenbögen. Pernambuco-Holz wird bereits seit dem 18. Jahrhundert für die Herstellung einiger der am besten klingenden Geigenbögen der Welt verwendet. Denn das Holz kann sehr dünn geschnitten werden und behält dennoch ein Gleichgewicht von Stärke und Geschmeidigkeit. Es war einst das bevorzugte Material französischer Bogenbauer wie Tourte, Pajot und Dominique Peccatte. Heute ist Pernambuco aufgrund der Abholzung des brasilianischen Regenwalds jedoch äußerst selten, was den Preis für Geigenbögen aus diesem Tropenholz auf ein Allzeithoch getrieben hat. 

Dazu kommt: junge Pernambuco-Bäume bestehen überwiegend aus hellem Splintholz. Erst nach ca. 20 (!) Jahren bildet sich das typische gelbe bis rotbraune Kernholz, das dann schließlich im Bogenbau Verwendung findet. Bogenmacher, Geigenbauer und Musiker aus der ganzen Welt versuchen deshalb, den Bestand der Bäume nicht nur zu erhalten, sondern in Zukunft zu vergrößern. Damit soll eine nachhaltige Nutzung und Aufforstung der Bestände gewährleistet werden.

Welche Materialien sind mittlerweile verboten?

Zu Recht verboten für den Bogenbau sind dagegen mittlerweile Materialien wie Elfenbein, Krokodil- oder Schlangenleder. Elfenbein wurde häufig für die Spitze edler Geigenbögen verwendet - allerdings nur zu dekorativen Zwecken, was das Leiden der Elefanten selbstverständlich in keinster Weise rechtfertigt. Da die Population der Afrikanischen Elefanten durch Wilderer, die auf der Jagd nach Elfenbein sind, drastisch zurückgegangen ist, wurde die Einfuhr von Elfenbein in vielen Ländern verboten. Das bedeutet, dass Musiker beim Zoll Probleme bekommen könnten, wenn sie einen Bogen mit einer Elfenbeinspitze oder anderen, geschützten Materialien mit sich führen.

So kann beispielsweise der Frosch eines edlen Geigenbogens aus Elfenbein, aber auch aus Horn, Schildpatt oder Gold hergestellt sein. Der hölzerne Teil des Frosches wird fast immer aus Ebenholz gefertigt. Das Froschauge ist ein rein dekoratives Element, das vielfach aus Perlmutt, Austern- und Abalonenschalen besteht. Ohne die entsprechenden Zertifikate und Nachweise kann es passieren, dass der Violinist solch einen Geigenbogen sogar in einem Land zurücklassen muss.

Denn auch Streichinstrumente sind von den Bestimmungen des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES betroffen. Bei vielen Reisen ins außereuropäische Ausland, vor allem in die USA, kann es zu erheblichen Problemen bei der Ein- und Ausreise kommen - bis hin zur Beschlagnahmung des Instruments.

Im Fokus der Behörden stehen dabei tierische Materialien, die von geschützten Arten stammen und vor allem im Streichbogenbau traditionelle Verwendung finden. Dazu zählen neben Elfenbein auch Schildpatt, Fischbein und Echsenleder, aber auch die bereits genannten, seltene Hölzer wie Pernambuco oder Ebenholz. Für letztere bestehen zwar Ausnahmen, wenn sie in verarbeiteter Form (also z. B. als Geigenbogen) mitgeführt werden. Eine gründliche Dokumentation ist aber in jedem Fall empfehlenswert - z. B. in Form eines Instrumentenpasses.

Eine solche Genehmigung ist erforderlich,

  • wenn die Reise ins außereuropäische Ausland führt und das Instrument 50 Jahre oder älter und mindestens 50.000 Euro wert ist
  • oder wenn die Reise ins europäische Ausland führt und das Instrument 100 Jahre oder älter und mindestens 100.000 Euro wert ist.

Welche Violinbögen eignen sich als Investment?

Viele teure und begehrte Geigenbögen tragen beispielsweise eine Spitze aus Elfenbein. Ob Dominique Peccatte oder J.-B. Vuillaume – die Meister des 18. Jahrhunderts – hatten noch keine Restriktionen bezüglich ihrer kreativen Ausgestaltung und verwendeten Ebenholz, Elfenbein oder andere, heute verbotene Materialien aus primär optischen Gründen. Selbstverständlich stehen mittlerweile hervorragende Bögen aus Flora- und Fauna-schützenden Materialien wie beispielsweise Carbon zur Auswahl. Doch vor allem Investment-Instrumente sind nun einmal von alten Meistern gefertigt und beinhalten entsprechend dekorative Materialien dieser Epochen, die zwar nicht mehr verwendet, aber dennoch in Würde bewahrt werden sollten.