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Mehr als „nur” Krypto: Welche Chancen bietet die Tokenökonomie?

Mehr als „nur” Krypto: Welche Chancen bietet die Tokenökonomie?

FINEXITY
4 Minuten 
Lesezeit
April 8, 2022

Die Begriffe Kryptowährungen und Token werden oft verwechselt. Doch Token unterscheiden sich von Bitcoin und den meisten Cyberwährungen in mehrfacher Hinsicht. Erstens haben Token keine eigene Blockchain. Zweitens repräsentieren Token größtenteils Vermögenswerte, Rechte oder Eigentumsnachweise und haben das Potenzial, unsere Zukunft „smarter” zu gestalten. Erfahren Sie mehr zu den Hintergründen, Risiken und Chancen der daraus resultierenden Tokenökonomie.

Was versteht man unter Tokenökonomie?

Unter Tokenökonomie versteht man eine neue Form des Wirtschaftens. Deren Grundlage ist die Blockchain- bzw. Distributed-Ledger-Technologie (DLT), die es erlaubt, alle erdenklichen Werte, Rechte sowie Schuldverhältnisse durch sogenannte Token zu repräsentieren. Dabei können diese als „digitale Zertifikate“ verstanden werden, die Werte verbriefen und sie zugleich fälschungssicher und handelbar machen.

Token bergen somit das Potenzial, wirtschaftliche Prozesse effizienter und transparenter zu gestalten. Die wichtigsten Token und deren Anwendungsbereiche sind:

  • Utility Token
    Utility Token repräsentieren einen gewissen Nutzen oder Wert. Sie ermöglichen beispielsweise den Zugriff auf bestimmte Dienstleistungen oder Produkte, wie etwa Eintrittskarten, Gutscheine oder spezielle Services. Unternehmen bieten sie an, um Interesse an ihren Produkten zu wecken oder Nutzern den Zugang zu blockchainbasierten Anwendungen zu erleichtern. Im Gegensatz zu Security Token gelten Utility Token nicht als Investitionsmöglichkeit, da mit ihnen keine Eigentumsrechte im eigentlichen Sinne erworben werden.
  • Investment Token
    Investment (oder Security-) Token sind mit dem Eigentum realer Sachwerte verknüpft. Jeder Investment Token stellt einen digitalen Anteil eines handelbaren Vermögenswertes dar. Dies können Immobilien, Diamanten, Classic Cars, Kunstwerke oder andere Wertgegenstände sein. Investment Token und deren Transaktionen werden in der Blockchain gespeichert und dem Besitzer zugeordnet.
  • Equity Token
    Equity Token sind eine Variante der Security Token, die jedoch immer mit der Vergabe von Anteilen am zugrundeliegenden Unternehmen und Stimmrechten verbunden ist. Equity Token gelten deshalb als digitales Äquivalent zu Aktien.
  • Payment Token
    Unter Payment Token versteht man digitale Währungen wie Bitcoin, die als alternatives Zahlungsmittel genutzt werden können.
  • Non-Fungible-Token
    NFT sind nicht austauschbare, nicht teilbare und einzigartige Token, die ein konkretes Asset in der Blockchain repräsentieren. Non-Fungible-Token sind vor allem in der Kunst- und Musikwelt und dem Metaverse populär, werden zunehmend aber auch von anderen Branchen und Industrien genutzt. So zum Beispiel als Nachweis der Originalität und Herkunft von Medikamenten, Dokumenten oder Maschinenteilen.

Sowohl physische, als auch immaterielle Güter und Vermögenswerte lassen sich in Token „gießen”. Entsprechend breit ist das Einsatzfeld der Tokenökonomie. Beispiel Kapitalmarkt: In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Kryptobörsen und FinTech-Unternehmen entstanden, die DeFi (Decentralized Finance) bzw. die Digitalisierung und Liberalisierung der Finanzmärkte vorantreiben. Durch die Tokenisierung werden Prozesse beschleunigt, Intermediäre redundant gemacht, Kosten gesenkt und neue Nutzergruppen angesprochen. Eine Win-win-Situation für die betreffenden Kunden und Unternehmen.

Auch die Logistik und das Supply-Chain-Management sind geeignete Anwendungsgebiete für die Tokenökonomie. Beispielsweise können mithilfe von Token zollrechtliche Fragestellungen und die davon betroffenen Abwicklungsprozesse adressiert, vereinfacht und beschleunigt werden. Ebenso kann der Energiesektor von der Tokenisierung profitieren, indem beispielsweise ein in Token abgebildeter Direkthandel zwischen Energieerzeugern und Konsumenten ermöglicht wird.

Welche Risiken bzw. Herausforderungen kennt die Blockchain-Technologie?

Trotz der zahlreichen Vorteile, die die Tokenökonomie allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette in vielen Branchen bieten könnte, stehen derzeit noch große Herausforderungen im Raum. So zum Beispiel die Regulierung von Token.

Regulierungsbehörden in verschiedenen Ländern verfolgen unterschiedliche Ansätze zur Kategorisierung von Kryptowährungen und Token. Deshalb sind Aufsichtsbehörden weltweit, die auf eine Konsolidierung und Koordinierung auf globaler Ebene hinarbeiten, wesentliche Treiber das Wachstum der Tokenökonomie.

Ein weiteres Hemmnis, das in der BMWK Studie „Fachdialog Blockchain” deutlich wurde, ist das fehlende Wissen über die Tokenökonomie und mangelndes Entwickler-Know-how. Oft müssen sich interessierte Unternehmen diese sehr spezifischen Kenntnisse selbst aufbauen. Das ist vor allem für kleine und mittlelständische Betriebe eine Herausforderung. Zudem fehlende plattformübergreifende Standards und klare, regulatorische Rahmenbedingungen.

Deshalb hat sich die Bundesregierung 2019 mit der „Blockchain-Strategie" das Ziel gesetzt, die Tokenökonomie zu unterstützen, die Chancen der Blockchain-Technologie zu nutzen und ihre Potenziale für die digitale Transformation zu mobilisieren. Das Strategiepapier beinhaltet u.a. die Schwerpunkte: Innovationen fördern, Investitionen anstoßen, IT-Sicherheit und Datenschutz garantieren und Stakeholder einbinden. Verbesserungen in diesen Bereichen sollen Deutschland zu einem attraktiven Standort für die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen und Investitionen in ihre Skalierung machen. Gleichzeitig sollen Unternehmen, KMUs und Start-ups genauso wie der öffentliche Sektor, die Länder, Organisationen und die Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzt werden, informierte Entscheidungen über den Einsatz von Tokenstrukturen zu treffen.

Wie können Unternehmen und Kunden von der Tokenökonomie profitieren?

Die im Rahmen des „Fachdialogs Blockchain“ befragten Experten sind sich darüber einig, dass insbesondere die Bereiche, in denen der Ausschluss von Intermediären und / oder die Transaktionen von Vermögenswerten eine Rolle spielen, von der Tokenökonomie profitieren können. In diesem Kontext könnten Token-Anwendungsbereiche des fractional ownership besonders interessant sein. Vereinfacht dargestellt ermöglichen junge, visionäre Unternehmen mittels Investment Token die Aufteilung eines Objekts unter vielen Investoren ohne Intermediäre wie Banken, Notare oder Makler. So lassen sich zum Beispiel Immobilen-Finanzierungen oder Immobilien-Investments über digitale Anteile einfach, kostengünstig und auch für Kleinanleger zugänglich umsetzen. Chancen für eine Implementierung der Tokenökonomie im Bereich digitalisierte Vermögenswerte bieten Kooperationen mit FinTechs, die meist agil sind, kurze Entscheidungswege haben und über das nötige technische und regulatorischen Know-how verfügen.

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